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Playstation Classic

Sonys neue Minikonsole landet pünktlich zu Weihnachten und führt uns auf den langen Pfad unserer warmen Kindheitserinnerungen.

Nostalgie ist wie eine rosa Sonnenbrille, die wir gerne immer wieder mal aufsetzen. Ältere Spieler durften sich in der letzten Zeit über einige „neue" Retrokonsolen freuen. Sega macht das schon ewig, Nintendo hat mittlerweile aber aufgeholt und unterhält uns mit seinen beiden Minisystemen und dann kam ja auch noch das C64. Jetzt ist Sony an der Reihe und bedient den Retromarkt mit der Playstation Classic.

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Mitte der Neunziger war die Ur-Playstation ein riesiger Schritt für die Videospielindustrie. Es war Sonys erste Konsole, nach der gescheiterten Zusammenarbeit mit Nintendo. Die Lücke zwischen der PS1 und dem SNES war gar nicht so groß und die raue 3D-Grafik kaum besser als das, was wir von den 16-Bit-Konsolen kannten (nachdem die Entwickler lernten, alles aus ihnen herauszuholen). Aber der zusätzliche Platz auf der Disk bedeutete gigantische Verbesserungen in puncto Zwischensequenzen mittels CGI und FMV, sowie besser Soundeffekte und Musik. Das eröffnete unzählige Optionen für die Entwickler, die fortan stärkere Geschichten erzählten. Jetzt ist diese Konsole als Miniaturausgabe neu veröffentlicht worden und wir uns Sonys Gadget an, das vermutlich Ende Dezember und vielen Bäumen liegen wird.

Die Hardware

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Es lässt sich nicht leugnen, die Mini-Konsolen sehen einfach niedlich aus und das gilt natürlich auch für die PS Classic. Die Konsole sieht genauso aus, wie wir sie in Erinnerung haben und wir mit zwei Controllern geliefert. Die werden mit kurzen USB-Kabeln angeschlossen und sind den initialen Controllerversionen nachempfunden. Die Länge der Kabel ist allerdings erneut frustrierend kurz und ihr werdet euch vermutlich Verlängerungen kaufen müssen, um komfortabel auf der Couch - und nicht, wie vorgesehen, unmittelbar vor dem Fernseher zu sitzen.

Die Playstation-Controller haben sich immer irgendwie weiterentwickelt und der DualShock 4 ist ein echtes Biest. Das Original hat aber schon damals richtig Eindruck hinterlassen. Zwei Exemplare liegen der Packung bei und sie stammen aus einer Zeit, noch ehe es Analogsticks gab - daran muss man sich erst gewöhnen. Mit dem D-Pad aus der Egoperspektive zu spielen ist schon eine Herausforderung, aber für die meisten Spiele ist das in Ordnung.

PlayStation Classic

Wir kehren in eine Zeit vor High Definition zurück, bevor wir Breitbildfernseher hatten und müssen uns an die schwarzen Balken am Rande des Bildschirms gewöhnen. Die Spiele wurden gut für unsere modernen 4K-Geräte skaliert, die Emulation ist ebenfalls solide und bleibt den Originalen treu. Für uns ist es allerdings nicht nachvollziehbar, warum neun Titel als PAL-Versionen enthalten sind, während der Rest auf NTSC basiert. Wir können mit einer virtuellen Speicherkarte unsere Spiele abspeichern und dort jederzeit wieder einsteigen. Es gibt einen Bildschirmschoner, aber der dimmt lediglich die Helligkeit und bietet keine nostalgische Diashow. Die Spiele werden so präsentiert, wie sie waren, deshalb hätte ein wenig mehr Politur sicher nicht geschadet.

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Die PS Classic lässt sich über HDMI und die Micro-USB einfach und unkompliziert anschließen. Auf der rechten Seite der kleinen, grauen Box ist ein Knopf, der das CD-Wechseln simuliert und links ist der Power-Schalter, mit dem wir jederzeit zurück ins Menü gelangen. Das bedeutet aber auch, dass wir für jedes neues Spiel, das wir starten wollen, runter vom Sofa müssen, um den Knopf an der Mini-Konsole zu drücken (vielleicht sind die Kabel deshalb so kurz?).

Die Software

Natürlich verlässt sich jede Mini-Konsole auf die Spiele, mit denen sie geliefert wird - üblicherweise ein geschlossenes System, das sich nach der Veröffentlichung nicht mehr erweitern lässt. Wir haben hier zwanzig Spiele, die eine große Bandbreite an Genres abdeckt. Trotzdem fehlen einige wichtige Games, die das Paket zur definitiven Sammlung der Playstation-Ära machen würden. Trotzdem sind ein paar wirklich gute Titel dabei. Wem die etwas hampelige Steuerung und die Sandpapier-Texturen nicht stört, der darf Perlen, wie Final Fantasy VII, den Action-Horror Klassiker Resident Evil (Director's Cut) und den Schleich-Hit Metal Gear Solid genießen.

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Das Rennspiel-Genre wird seltsamerweise nicht durch Gran Turismo oder Wipeout repräsentiert, sondern durch Ridge Racer 4, das kampflastige Twisted Metal und Destruction Derby. Kampfspiel-Freunde dürfen sich über Tekken 3 und Battle Arena Toshinden freuen. Es gibt zwei solide „Plattformer": Rayman (eine überraschend harte Nuss) und Oddworld: Abe's Oddysee, das genau wie Rayman auch nach all den Jahren noch sehr charmant ist. Crash Bandicoot wurde wohl wegen dem kürzlichen Remaster außen vor gelassen, schade jedenfalls, dass er nicht dabei ist. Freunde der Schulterperspektive dürfen sich neben den oben erwähnten Metal Gear und Resident Evil über Syphon Filter freuen. Tomb Raider wird allerdings schmerzlich vermisst.

Das originale Grand Theft Auto mit seiner Old-School-Top-Down-Perspektive ist ebenfalls mit dabei und zeigt vielleicht am deutlichsten, wie weit wir in der Zwischenzeit gekommen sind. Rainbow Six war für mich eine schmerzhafte Erfahrung, weil die Steuerung einfach zu komplex ist. JRPG-Fans dürfen sich über Wild Arms und Relevations: Persona freuen und natürlich Final Fantasy VII. Den Abschluss machen das bunte Mr. Driller, Super Puzzle Fighter II Turbo und Intelligent Qube. Letzteres und Jumping Flash hätten wir sicher nicht vermisst, obwohl das Gameplay besser ist, als noch bei Twisted Metal. Dann ist da noch Cool Boarders 2, ein recht uninspiriertes Snowboard-Spiel, das besser durch Tony Hawk's Pro Skater ersetzt worden wäre.

Ihr seht - es werden einige tolle Spiele mit der Playstation Classic geliefert, aber es gibt auch Lücken in der Sammlung. Das Line-Up ist solide, das lässt sich nicht leugnen, aber es ist nicht die Bibliothek, die der definitiven Kollektion ebenbürtig ist. Diese tollen Spiele auf der niedlichen Miniaturkonsole mit zwei wirklich coolen Controllern zu spielen, ist pure Nostalgie, aber es ist eine Schande, dass die tollen Titel nicht mit ein wenig mehr Enthusiasmus gefeiert wurden. Insgesamt gefällt uns Sonys kleine Maschine - sie sieht sicher in jedem Regal schick aus und einige der Titel machen auch 2018 noch eine gute Figur.

07 Gamereactor Deutschland
7 / 10
+
Hochwertige Produktion, einige brillante Spiele sind dabei.
-
Andere wichtige Titel fehlen, Gesamtpaket hätte mehr Liebe vertragen können.
overall score
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