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Playstation Move - kaufen oder nicht?

Playstation Move kommt. Am 15. startet der Verkauf des neuen Bewegungscontrollers von Sony, die ersten Kritiken haben wir bereits vor einigen Tagen online gestellt. Jetzt gilt es, sich das große Ganze vorzunehmen. Wie sinnvoll, gut, schlecht, brauchbar ist Playstation Move wirklich? Gamereactor liefert die Antworten mit einem persönlichen Ratgeber, der das Resultat eines Zwiegesprächs zweier Redakteure ist.

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Martin sagt:
Sony hat mit Move seine Bewegungssteuerung abgeliefert - und die ist eigentlich ziemlich clever. Sony hat das Wii-Konzept kopiert, mit dem Unterschied, dass alles ein wenig besser funktioniert. Statt auf Infrarot setzt Sony auf die Playstation Eye-Kamera. Die Kamera erfasst die leuchtende Kugel auf dem Controller. Und nicht nur das, sogar die Größe der Kugel wird erkannt und so ihre Position im Raum ermittelt. So hat Sony eine 3D-Kamera simuliert, ähnlich der von Kinect, dem Konkurrenzprodukt von Microsoft. Nur eben zu einem Spottpreis, im Vergleich betrachtet. Der Move-Controller ähnelt ja ansonsten wirklich der Wiimote mit einen großen Knopf vorn für die Daumen und einen hinten für den Zeigefinger. Mit dabei sind sogar die vier berühmten Playstation-Buttons und noch dazu ganz gut zu erreichen. Obwohl ich ja finde, dass dies Entwickler nur zu einer überladenen Steuerung verleiten wird.

Christian antwortet:
Danke, damit sind wir direkt beim Thema. Eine überladene Steuerung ist nämlich das letzte, was man bei Move haben will, damit wird‘s nämlich sehr schnell sehr unübersichtlich. Die beiden großen Knöpfe zu benutzen, während man den Controller in alle Richtungen bewegt, geht noch. Aber wenn die berühmten Playstation-Buttons ins Spiel kommen, wird es kriminell. Kung Fu Rider ist das beste Beispiel für diese These. Wenn man das Spiel erfolgreich absolvieren will, muss man übermenschliche Bewegungen in Kombination mit Buttonkombinationen bringen.

Mal ehrlich: Man rast in dem Spiel auf einem Bürostuhl eine abschüssige Straße hinunter. Das könnte so einfach sein, einfach so Spaß machen, wie ein dummes, kleines, hoch amüsantes Casualgame. Aber nein. Rauf, runter schwingen, links und rechts wischen, in die Luft stoßen nach vorne, dabei lenken und nun noch zeitgleich einen Button drücken, um auf dem Geländer zu grinden, das man mit dem verfehlten Sprung nicht erreicht hat. Das ist das perfekte Beispiel dafür, wie schlecht Move sein kann. Wie gut es funktionieren kann, zeigt dagegen Eyepet. Wenn genug Licht da ist.

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Christian gibt ordentlich Gas bei Kung Fu Rider.
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Martin lacht:
Nun ja, wenigstens funktioniert Eyepet jetzt auch bei Dunkelheit, obwohl man dann selbst nicht so viel davon hat. Es ist ja auch ein bisschen schwierig, das sieht man gut bei Start the Party oder TV Superstars. Oder besser gesagt: Man sieht es nicht so gut. Denn eigentlich soll man ja Fotos von sich aufnehmen, um den Avatar zu erstellen. Meist spielt man Party-Spiele aber natürlich abends und dann erkennt die Playstation Eye-Kamera nicht viel, weil es zu dunkel ist. Wie Move dagegen bei ungewöhnlich viel Licht (nicht) funktioniert, haben wir bei der Pressetour erlebt. Die Kamera erkennt natürlich nichts von dem Move-Controller, wenn die Sonne direkt einstrahlt. Und selbst, wenn wir noch die Konturen auf dem Bildschirm erkennen, die Leuchtkraft des Balls reicht für die Kamera nicht aus.

Aber ich glaube, dass Kinect die gleichen Probleme haben wird. Aber umgekehrt ist auch Kinect-Kritik nicht berechtigt. Dass nur wenige Spieler vor der Kamera stehen können und eine Mindestentfernung erforderlich ist, bleibt grundsätzlich richtig. Aber auch bei Move spielen ja im Grunde nie mehr als zwei Leute gleichzeitig - bei Start the Party etwa sowieso immer nur einer. Einerseits ist es ohnehin nicht praktisch, mit vier Leuten, die sich gegenseitig die Köpfe einschlagen. Zum anderen muss die Kamera die einzelnen Controller auch sehen können. Ist der leuchtende Ball nicht in ihrem Sichtfeld, meckert die Konsole schnell rum. Und auch wenn Move toleranter als KInect ist, was die Entfernung betrifft - in dem Moment, wo ich einen Effekt mit räumlicher Tiefe erreichen will, muss ich eine Distanz zum Fernseher wahren. Bin ich zu nah davor, funktioniert das nicht.

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Martin konzentriert bei der Spiele-Sammlung Sports Champions.

Christian findet:
Ich glaub‘ auch nicht, dass die Menschheit Move viel gemeinsam nebeneinander vor der Kamera spielen wird. Eher gemeinsam mit einem Controller, nacheinander oder eben gemeinsam im Sinne eines gemeinsamen Erlebnis. Vor allem Familien werden das tun. Eyepet ist da das perfekte Beispiel. Als Hardcore-Gamer findet man Eyepet ja tendenziell kitschig, fragwürdig, bedenklich, unsinnig oder was auch auch immer. Aber eben nicht interessant. Casual-Gamern geht‘s da anders. Oder Kindern, vor allem jüngeren, die lieben nämlich die kleinen virtuellen Tierchen. Duschen, betüdeln, föhnen oder Flugzeuge malen, die sie dann bauen. Das klappt einfach für Kinder und ihre Eltern, die hoffentlich daneben sitzen, nicht nur aus pädagogischen Gründen.

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Darum ist Move für mich klassische Familienunterhaltung. Da ist es top. Da interessiert niemanden 15 bis 25 Millisekunden Verzögerung bei der Bewegungssteuerung. Die Leute wollen Spaß und sie kriegen ihn. Derzeit sollte man dann wohl am besten Spiele machen, die genau das in den Vordergrund stellen. Wer um alles in der Welt einen Action-Shooter wie Killzone 3 oder Socom 4 mit Move-Steuerung spielen soll, weiß ich nicht. Hardcore-Gamer sind auf Maus oder Controller fixiert, damit spielen sie schneller, präziser, tödlicher. Bei einem Gran Turismo 5 könnte das nett sein, allerdings müsste man die Move-Controller dann in ein Lenkrad einbauen - und dann kann man auch gleich ein normales Lenkrad nehmen. Lange Rede, kurzer Sinn: Move ist gemacht für Casual-Gamer, genauso wie übrigens auch Kinect. Ob man das als Hardcore-Gamer nun verstehen will, oder nicht...

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Move bringt viele Spiele für Menschen, die sonst nur wenig mit Spielen am Hut haben, auf die Playstation 3.

Martin wiegelt ab:
Move soll auch nicht für Hardcore-Gamer sein. Zumindest nicht für Spiele, in denen sie sich zu Hause fühlen. Aber es ist schon so, dass die Steuerung Möglichkeiten bietet, bestimmte Arten von Spielen auch Genre-Fremdlingen näher zu bringen. Ein Shooter zum Beispiel ist für manche einfach zu kompliziert zu steuern. Move kann das vereinfachen und wenn es gut gemacht ist, sogar für Profis ein nettes Gimmick sein. Und es gibt diese Spiele, die mit solch einer Steuerung einfach besser funktionieren. Ganz unabhängig vom Status Gelegenheits- oder Vielspieler. Das aber hat ja auch schon die Wii gezeigt. Und hier sehe ich eben das große Plus für Sony. Weil Move der Wii-Steuerung so ähnlich ist, muss das Rad nicht komplett neu erfunden werden. Es gibt bereits Erfahrung damit, was sich gut macht und wie man das am besten umsetzt.

Ich bin gespannt, wie die zweite Welle von Spielen ausschaut. Derzeit zumindest investiert Sony relativ viel Kraft in Move und der Einstiegspreis ist erschwinglich. Wiederholt sich der Erfolg von Eyetoy, wird das sicher auch für Hardcore-Spieler interessant bleiben. Dann hoffe ich auch, dass bestimmte Kinderkrankheiten beseitigt sind. Denn obwohl Move besser funktioniert als Eyetoy, nervt es, dass der Leuchtball bei Spielen für die Kamera deutlich sichtbar sein muss, selbst wenn gerade nur auf die Daten der Bewegungssensoren zurückgegriffen wird. Kinderkrankheiten, die hoffentlich noch ausgemerzt werden.

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Killzone 3 wird Move unterstützen und macht sich so für ein breiteres Publikum interessant.

Christian tritt nach:
Das Argument mit der Wii ist gut und tritt sicher zu. Aber für Move ist das auch wieder schlecht. Denn die Wii hat sich zwar gut verkauft, aber zahllose Menschen haben lediglich die Wii inklusive Wii Sports gekauft und ich tippe (etwas überzogen gesagt), dass die nicht einmal wissen, dass man für die Wii noch andere Spiele kaufen kann. Womit Move den Gimmick-Status erhalten würde - und ein Gimmick zeichnet sich dadurch aus, dass es sehr schnell sehr überflüssig ist. Ich hoffe, dass Move über diesen Punkt hinweg kommt. Spiele wie die Turmbau-Simulation Tumble zeigen, wie schön man Move einsetzen kann, wobei sich hier natürlich auch die Frage stellt, ob man dann nicht lieber einfach echte Türme baut aus echten Klötzchen. Denn Videospiele sind dann besonders gut, wenn man etwas erleben kann, was man in echt so nicht unmittelbar erleben darf.

Martin resümiert:
Das stimmt schon. Und in dieser Generation scheint auch förmlich ein Zubehör-Kampf entbrannt, wo jeder versucht uns zu beweisen, dass dadurch Spiele noch besser werden. Das klappt manchmal, wie das Beispiel Musikinstrumente und Guitar Hero oder Rock Band zeigen, kann aber auch böse in die Hose gehen. Ich erinnere da nur an die Fahrt auf dem Plastik-Skateboard von Tony Hawk: Ride. Wo Move sich da einordnet, ist derzeit schwer abzuschätzen. Die ersten Spiele sind unterhaltsam, wenn man keine Wii hat. Spannend wird es aber aber erst mit Titeln wie Little Big Planet 2, Sorcery und Virtua Tennis 4. Bis dahin ist es eben doch nur ein Gimmick - allerdings eines mit einigem Potenzial.

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Eines der Spiele, auf das wir uns am meisten freuen, ist Tumble.

Alle Fakten auf einen Blick

Kritiken von Spielen für Move:
Kung Fu Rider
Sports Champions
Start the Party

Kritiken von Spielen die Move unterstützen:
Zum Zeitpunkt der Rezension lag Move noch nicht vor.
Eyepet
Heavy Rain
MAG
R.U.S.E.
Tiger Woods PGA Tour 11
Toy Story 3: Das Videospiel

Playstation Move-Zubehör:
Move-Controller: 39,99 Euro
Playstation Eye-Kamera: 29,99 Euro
Navigation-Controller: 29,99 Euro
Move-Ladestation: 29,99 Euro
Move-Pistolenaufsatz: 15,99 Euro (ab dem 8. Oktober)

Playstation Move Starter-Paket:
Move-Controller, Playstation Eye-Kamera und Demo-Disc mit Probier-Versionen von Beat Sketcher, Echochrome 2, Eyepet: Move Edition, Kung Fu Rider, Sports Champions, Start the Party, The Shoot, Tiger Woods PGA Tour 11, Tumble und TV Superstars.
Preis: 59,99 Euro

PS3-Bundle mit Move:
Playstation 3-Konsole Slim Black mit 320 GB-Festplatte, Dualshock 3-Controller und Move Starter-Paket.
Preis: 349,95 Euro

Sports Champions
Rechts zu sehen der Move-Controller, links der optionale Navigations-Controller, der durch den Dualshock-Controller ersetzt werden kann.

Playstation Move-Line-Up
Zum Move-Launch erhältlich:
Eyepet: Move Edition
Kung Fu Rider
Racket Sports
Resident Evil 5: Gold Move-Edition
R.U.S.E.
Sports Champions
Start the Party
Tiger Woods PGA Tour 11
Toy Story 3: Das Videospiel

Angekündigt für 2010:
EA Create
The Fight: Lights Out
Get fit with Mel B
Heavy Rain: Move Edition
Der Herr der Ringe: Die Abenteuer von Aragorn
Little Big Planet 2
MAG
NBA 2K11
The Shoot
Singstar Dance
The Sly Collection
Tron: Evolution
TV Superstars

Playstation Network-Spiele
Beat Sketcher
Echochrome 2
Flower
High Velocity Bowling
Hustle Kings
Pain
Tumble

Angekündigt für 2011
Ape Escape
Heroes on the Move
Killzone 3
Socom 4: Special Forces
Time Crisis: Razing Storm

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