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Pokémon Schwarze Edition/Weiße Edition 2

Pokémon Schwarze Edition/Weiße Edition 2

Pokémon bleibt ein Phänomen, das Nintendo in diesem Jahr mit zwei neuen Editionen befeuert. Erstmals gibt es einen direkten Nachfolger zu einem Spiel - ob in dem Platz für Neuerungen ist?

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Pokémon. Schon wieder. Seit 1999 machen die kleinen Monster Europa unsicher. Im Spiel gibt es einen kleinen Fragebogen, der unter anderem auch wissen will, wie lange man schon Anhänger ist. Auswählbar ist auch die Option "15 und mehr Jahre". Hartgesottene Anhänger klicken hier natürlich direkt drauf, denn in Japan gibt es den Wahnsinn immerhin schon seit 1996. Trotz ihres Alters ist die Serie aber weiterhin eine Art Selbstläufer. Im Sommer hat Pokémon Schwarze Edition/Weiße Edition 2 innerhalb von zwei Wochen mehr als zwei Millionen Spiele verkauft. Es ist der dritterfolgreichste Start eines Spiels für den Nintendo DS.

Dabei ist es schon merkwürdig, denn es handelt sich ja um kein völlig neues Abenteuer, sondern nur eine Fortsetzung mit neuen Helden. Start-Pokémon sind weiterhin Serpifeu, Floink und Ottaro. Dafür erweitert sich der Pokédex. In Pokémon Schwarze Edition/Weiße Edition gab es 156 neue Pokémon. Im zweiten Spiel erhöht sich die Zahl der regionalen Pokémon auf über 300 - unter den Ergänzungen befinden sich aber fast ausschließlich bereits bekannte Monster.

Auch die Region Einall ist grundsätzlich immer noch die gleiche, aber trotzdem wurden ein paar Dinge angepasst und ergänzt. Die Abenteuer spielen immerhin zwei Jahre nach den Ereignissen um Team Plasma. Das geschlagene Team meldet sich zurück und verfolgt weiter finstere Pläne, um die Weltherrschaft an sich zu reißen. Erst wenn dieser Konflikt gelöst ist, können wir gegen die Top 4 und den Pokémon-Champion antreten, um das Spiel erfolgreich zu beenden.

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Pokémon Schwarze Edition/Weiße Edition 2Pokémon Schwarze Edition/Weiße Edition 2
Das Spiel sieht immer noch genauso aus, wie wir es kennen - das kann man nun gut oder schlecht finden.

Im Anschluss warten wieder Zusatzherausforderungen auf uns. Im Pokémon World Tournament treten wir beispielsweise gegen jeden Arenaleiter und Champion aus den bisher erhältlichen Titel an. Darüber hinaus gibt es gibt eine neue Funktion namens Mementolink. Wenn wir bereits Pokémon Schwarze Edition/Weiße Edition gespielt haben, können wir über die Verbindung von zwei 3DS oder DS-Systemen oder das Internet erfahren, wie sich einzelne Charaktere in den vergangenen zwei Jahren entwickelt haben. Und um den Reiz für Sammler etwas anzuheizen, lassen sich darüber auch besondere Pokémon fangen, die aber konkret an unseren Fortschritt im Vorgänger gekoppelt sind.

Das zentrale Thema in Pokémon scheint bei einem inzwischen so umfangreichen Rollenspiel fast etwas verwässert. Und das, obwohl es einem immer wieder um die Ohren geklatscht wird: Schnapp sie dir alle. Die Sammelwut, mit der Pokémon seinen Siegeszug in Kinderzimmern und auf Schulhöfen angetreten ist, tritt aber nur augenscheinlich in den Hintergrund, den genau genommen ist sie noch viel komplexer geworden. Es gibt inzwischen so viele Details, auf die wir bei der Jagd achten müssen, dass fast nur noch ein Zehnjähriger so viel Zeit mitbringt, um sich da überhaupt reinzufuchsen. Und so nehmen natürlich auch in die Jahre gekommene Anhänger wohlwollend zur Kenntnis, dass man auch ohne diese Aufgabe zu erfüllen viel Spaß haben kann.

Zum Beispiel mit Pokéwood. Diese glamouröse Stadt ist Standort der Pokéstar-Studios. Wir können mit den Pokémon kleine Filme drehen und je erfolgreicher die sich schlagen, desto mehr Extras und besondere Gegenstände erhalten wir. Im Grunde erinnert das Konzept dahinter an eine Art Puzzlespiel. Anfangs dürfen wir ohnehin keine eigenen Pokémon nutzen, sondern greifen auf vorgegebene Leihexemplare zurück. Mit deren Hilfe müssen wir dann bestimmte Aufgaben erfüllen, die alle im Rahmen eines Pokémonkampfes stattfinden. Manchmal darf nur ein bestimmtes Monster besiegt werden, manchmal sollen wir es etwa mit einer vorgegebenen Attacke besiegen. Dazwischen gibt es noch Dialoge, in denen wir uns für eine Antwort entscheiden müssen. Haben wir alles richtig gemacht, wird der Film ein Kassenschlager und schaltet weitere Drehbücher frei.

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Außerdem gibt es kleinere Neuerungen wie ein Medaillensystem, dass an Erfolge und Trophäen der Konsolen erinnert. Der erworbenen Rang wird in unserem Trainerpass vermerkt und ist ein tolles Aushängeschild gegenüber anderen Trainern. Zu den Unterschieden zwischen beiden Editionen gehören neben exklusiv enthaltenen Pokémon auch inhaltliche Dinge. In der schwarzen Edition ist die Schwarze Stadt enthalten, in der weißen Edition gibt es exklusiv den Ort Weißer Wald. Beide Orte unterscheiden sich durch Aufgaben, Läden und jeweils zwei besondere Kampfschauplätze. Wer die weiße Edition durchspielt, schaltet einen einfachen Schwierigkeitsgrad frei, in der schwarzen Edition gibt es einen schwierigeren Spielmodus. Beide können aber untereinander getauscht werden wie auch die Pokémon.

Pokémon Schwarze Edition/Weiße Edition 2Pokémon Schwarze Edition/Weiße Edition 2
Ein neues Feature im Spiel sind die Pokéstar Studios, in denen wir Filme mit Pokémon drehen.

Eine große Stärke des Spiels wird wieder der Onlinemodus sein, der in den neuen Editionen ziemlich genauso funktioniert. Der C-Gear wurde nur optisch etwas überarbeitet, aber bietet ansonsten dieselben Funktionen. Dazu gehört die Möglichkeit, die kabellosen Funktionen zum Kämpfen und Tauschen mit anderen aufzurufen. Wir greifen auf die bekannten Dienste wie den Video-Chat zurück und können das Spiel weiterhin mit dem Global Link synchronisieren. Und ist der C-Gear aktiviert, lassen sich auch ohne Nintendo 3DS ebenfalls wieder andere Leute treffen und über dieses System Umfragen durchführen.

Technisch werden auch diese beiden Editionen sicher keine Meilensteine, aber es war eben auch noch nie der Anspruch. Die vereinfachte Grafik überlässt vieles der Phantasie und wird mit jedem Spiel immer nur leicht verändert. Ein bisschen Auftrumpfen auf dem Nintendo DS wird bereits durch leichte 3D-Effekte und kleine Kameraschwenks ausgefüllt. Musikalisch bleibt auch dieses Abenteuer etwas altbacken, aber es steckt durchaus mehr in Spielen, als wir erwarten. Aber es wird dringend zur Verwendung von Kopfhörern geraten - sonst bluten die Ohren.

Der Nintendo 3DS ist nun schon eine Weile am Start und trotzdem erscheint die aktuelle Version für das Vorgängermodell. Allerdings bietet Nintendo allen Besitzern des neuen Handhelds ein Extras - wenn sie dafür tiefer in die Tasche greifen. Mit dem Start der Spiele werden im Eshop zwei Titel angeboten, um die Erfahrung zu vertiefen. Eines davon ist der Pokédex 3D Pro. Dieser ersetzt den bisher erhältlichen Pokédex 3D und bietet Informationen, Vergleichsmöglichkeiten und ein Quiz rund um die bisher über 640 verfügbaren Pokémon. Ganz billig ist das aber nicht, sondern wird voraussichtlich 15 Euro kosten.

Bei dem zweiten Titel handelt es sich um den Traumradar. Für voraussichtlich drei Euro bekommen wir ein kleines Augmented Reality-Spielchen. Darin erforschen wir mit Hilfe der Kamera im Nintendo 3DS Traumwolken von Pokémon und können so sogar neue Pokémon aufstöbern und einfangen. Anschließend lassen sich diese auch in Pokémon Schwarze Edition/Weiße Edition 2 übertragen. Als weiteren Anreiz gibt es eine Reihe interessanter Gegenstände, die es in den Nintendo DS-Fassungen ebenfalls nicht gibt. Um in den umfassendsten Genuss zu kommen, sind also die beiden kostenpflichtigen Zusatzanwendungen erforderlich. Vollständig sind die Spiele aber auch solo, so dass sich eigentlich niemand benachteiligt fühlen muss, der nicht bereit ist, mehr Geld in die Hand zu nehmen.

Es ist das bisher umfangreichste Pokémon-Abenteuer. Unzählige Stunden können wir mit dem Abenteuer verbringen. Wir sehen alte und neue Orte, begegnen alten Bekannten und neuen Freunden. Ein bisschen Luft ist vielleicht inzwischen wirklich raus, weil auch die vielen neuen Ideen natürlich nichts am grundsätzlichen Spielsystem ändern. Aus heutiger Sicht fehlt dem Spiel wahrscheinlich etwas Tempo, aber bei der wahrscheinlich eher jungen Zielgruppe wird das nicht weiter ins Gewicht fallen. Die wollen alles sammeln, jedes Pokémon fangen und auch das letzte Geheimnis im Spiel erforschen - egal wie lange das dauert. Dass aber auch alle anderen weiterhin ihre Freude haben sollen, wird schon relativ früh im Spiel von einem anderem Charakter im Spiel verraten: "Der Pokedex ist wichtig, aber an erster Stelle sollte der Spaß stehen."

08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
+
großer Umfang, mehr Pokémon, Wiedersehen mit alten Arenaleitern, Onlinefunktionen
-
hauptsächlich kosmetische Neuerungen, kostenpflichtige Zusatzinhalte
overall score
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