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Port Royale 4

Port Royale 4 - Ersteindruck

Gaming Minds aus Deutschland hat uns letzte Woche ihr Spiel in einem Livestream präsentiert und ein paar unserer Fragen beantwortet.

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In der vergangenen Woche konnten wir einen Blick auf die Handelssimulation Port Royale 4 werfen, die in Gütersloh, Nordrhein-Westfalen, bei Gaming Minds Studios entsteht. Das Spiel versetzt uns in das tropische Urlaubsszenario der Karibik während des 16./17. Jahrhunderts. Wie frühere Teile der Reihe kämpfen verschiedene Nationen um die wirtschaftliche Übermacht. Diesmal geht es um die Vorherrschaft der wichtigen Region rund um den Golf von Mexico bis südlich vom karibischen Meer.

In der Rolle eines jungen Gouverneurs sollen wir eine eigene Stadt zur Blüte führen und unsere Fraktion auf der anderen Seite des Ozeans bestmöglich repräsentieren. Durch den gewinnbringenden Handel bauen wir uns ein florierendes Wirtschaftsimperium auf, das wiederum unsere laufenden Kosten, Expansionspläne und militärische Vorhaben unterhält. In Port Royale 4 wir auch gekämpft, denn als Kapitän stürzen wir uns mit unseren Schiffskonvois in rundenbasierte Seeschlachten gegen Piraten und andere Kolonialmächte. Primär ist und bleibt der Titel aber natürlich ein Rennen um die wirtschaftliche Krone, denn wer seine Städte und Betriebe nicht aufbaut und die Geldgeber zuhause in Europa bei Laune hält, der wird sich die Schiffsreparaturen in der Werft auf lange Sicht nicht leisten können.

Bislang gibt es drei Spielmodi für Einzelspieler, darunter ein Tutorial namens Sammys Segelschule, in dem wir die Grundlagen der komplexen Simulation erlernen. Die Kampagne soll schätzungsweise 15 Stunden andauern, aber darüber haben wir nicht näher gesprochen. Dafür gab es einen kurzen Überblick über die vier Fraktionen, die in Port Royale 4 mit eigenen Vor- und Nachteilen bestimmte Spielstile unterstützen werden. Das freie Spiel wurde uns als Hauptmodus vorgestellt, da wir uns dort frei von Missionsvorgaben und etwaigen Beschränkungen entfalten können.

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Vor dem Spielstart legen wir noch verschiedene Konfigurationen fest und wählen einen von vier mächtigen Charakteren aus, mit denen wir in See stechen wollen. Jede Figur hat bestimmte Fähigkeiten, mit denen wir teilweise Spielregeln umgehen können oder wesentliche Vorteile in anderen Aspekten des Spiels herauszuspielen können. Die Händlerin darf beispielsweise selbst dann mit anderen Städten handeln, wenn wir uns mit der jeweiligen Industriemacht im Krieg befinden. Genau wie die Wahl der Fraktion wird die Spielfigur einen entscheidenden Einfluss auf den Spielverlauf nehmen. Port Royale 4 wird mit diesen Entscheidungen zwar maßgeblich beeinflusst, im Kern bleibt es aber nach wie vor die komplexe Simulation eines geschlossenen Warenkreislaufs, der von Angebot und Nachfrage in einer virtuellen Umgebung reguliert wird.

Das Handelssystem von Port Royale 4 wirkt sehr mächtig, da es die Preise sämtlicher Ressourcensorten in Abhängigkeit von der lokalen Verfügbarkeit bemisst und berechnet. Überschwemmen wir einen regionalen Markt mit einem Produkt, das bereits in hohen Mengen vorrätig ist, sinken dort die Preise und es kommt unweigerlich zu einem Preisverfall - sie werden die Ware dort nicht mehr los und machen beim Verkauf Verlust. Bleibt dieser Zustand länger erhalten, kann es dazu führen, dass die Industrie in diesem Bereich eingeht und sich Arbeiter nach einer anderen Beschäftigung umsehen müssen. Wer solche Taktiken gezielt einsetzt (und sich den Spaß leisten kann), verfügt am Ende womöglich über ein Handelsmonopol und bestimmt seine Preise selbst.

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Eine Stadt kann normalerweise bis zu sieben Waren produzieren, 25 gibt es insgesamt im Spiel und wir benötigen sie alle in ausreichenden Mengen. Wenn Spieler also expandieren wollen, müssen auch andere Städte wachsen, um unsere steigenden Bedürfnissen decken zu können. Es ist aber natürlich kaum möglich, es allen gerecht zu machen, weil der Ausbau des Imperiums Ressourcen verschlingt, was wiederum den Preis der Ware anhebt. Trotzdem müssen wir versuchen, den Interessen und Wünschen unserer Arbeiter nachzukommen, denn wenn sie unzufrieden sind, bricht unsere Produktionskette auseinander und wir können nicht mehr liefern.

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Wichtig ist deshalb das Erlangen von Ruhm, mit dem wir Vorteile bei unserer Kolonialmacht zuhause in Europa beantragen können. Das kann beispielsweise eine Konzession sein, also die Erlaubnis eine bestimmte Ware zu produzieren, oder einen Kapitän für ein Kampfschiff anwerben zu dürfen. Wer mit seine Gönner mit heldenhaften Taten und guten Leistungen zufriedenstellt, sichert seinem Imperium in Übersee wichtige Vorteile, die wiederum unsere Karibikpräsenz stärken.

Insgesamt gibt es 60 Positionen in Port Royale 4, die als Handelsposten angelaufen werden könnten und einige davon haben geografisch bedingte Vorteile gegenüber anderen. Um mit den Städten anderer Nationen Waren auszutauschen, müssen wir zuerst eine Handelserlaubnis bei ihnen kaufen, diese Investition beschränkt folglich die Reichweite unserer Aktionen. Mit unseren Schiffen laufen wir die jeweiligen Häfen an und handeln die vorgesehenen Mengen zum ausgemachten Preis (der sich wie gesagt ständig ändert). Wir können das alles auch vom Computer berechnen lassen und finden viele Einstellungen vor, mit denen wir diese Prozesse automatisieren können.

Handelsrouten lassen sich im Gegensatz zu Anno 1800 sehr detailliert abstechen, da wir sogar auf Unwetter- oder Küstengebiete achten müssen, durch die unsere Karawane gegebenenfalls langsamer (oder bei guten Windverhältnissen schneller) segelt. Obwohl wir diesen Aspekt nicht sehr lange besprochen haben wurde klar, dass man allein in dieser Übersicht wahnsinnig viel Feintuning betreiben kann, um Konvois effektiver über das Meer zu schicken oder um bestimmten Städten Warenprioritäten einzuräumen.

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Natürlich müssen wir auch bedenken, unsere Handelsrouten mit bewaffneten Begleitschiffen gegen Piraten zu beschützen. Dafür braucht es jedoch einen Kapitän, denn ohne können wir die rundenbasierten Schiffsschlachten nicht antreten. Der Kampf findet auf Hexagonfeldern statt und zeigt fast 20 unterschiedliche Schiffsklassen, die individuelle Vor- und Nachteile aufweisen. Wichtig ist hierbei der Einsatz sogenannter Taktiken, da sie unseren Schiffen mächtige Fähigkeiten gewähren (denkt beispielsweise an ein Wendemanöver, das es einem Schiff ermöglicht, einmal mit jeder Seite auf das gleiche Ziel zu feuern). Diese Vereinfachung mag etwas übertrieben wirken, die Entwickler bleiben mit wenigen Ausnahmen aber bodenständig und kreativ.

Die Kapitäne verfügen, ebenso wie die Spielfiguren, die wir am Anfang des Spiels wählen, über individuelle Vorzüge, was vor allem im Kampf mit vielen Kriegsschiffen unermesslichen Wert haben wird. Laut Gaming Minds können sich zwei Flotten à zehn Schiffe gegenüberstehen, was vom Denkaufwand her einem taktischen Puzzle gleichen dürfte. Wir können diese Kämpfe übrigens jederzeit vom Computer berechnen lassen, also selbst im Kampfverlauf die manuelle Kontrolle abgeben und das Ergebnis von der KI ausrechnen lassen. Wahrscheinlich solltet ihr in gefährlichen Situationen aber lieber selbst das Steuer in die Hand nehmen.

Port Royale 4 wird in der zweiten Jahreshälfte erscheinen, allerdings war unser Preview-Build mit dem Hinweis "Pre-Alpha" versehen. Besonders unreif wirkte das Game ehrlich gesagt nicht, da wir beispielsweise fortschrittliche Technologien gesehen haben, wie dem stimmigen Wechsel der Lichtverhältnisse, der in Echtzeit berechnet wurde. Auch das Hinein- oder Hinauszoomen in die bunte 3D-Spielumgebung ließ die Hintergrundprozesse nicht merklich verlangsamen, aber da ich nicht selbst gespielt habe, wirkte das auf mich vielleicht auch nur so. Hoffentlich zeigen uns Gaming Minds bald noch mehr Ergebnisse, denn in diese komplexe Mischung aus Aufbau- und Handelssimulation mit ruhigen, aber wichtigen Seeschlachten kann man zurzeit doch besonders gut eintauchen.

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KRITIK. Von Marco Vrolijk

Die Handelssimulationsserie ist gerade im Hafen eingelaufen und wir waren an Bord, um ihre Fracht zu inspizieren.



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