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Project Cars 3

Project Cars 3

Slightly Mad Studios sind mit einer weiteren Installation ihres berühmten Sim-Racers zurück und Daniel hat das Pedal dafür bis zum Anschlag durchgetreten.

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Hat der Wunsch ein größeres Publikum anzusprechen am Ende doch einen zu großen Einfluss auf das Simulationsgefühl?

Project Cars (das steht übrigens für Community Assisted Racing Simulation) war von Anfang an einer der beliebtesten Sim-Racer auf dem Markt, doch es ist fast drei Jahre her, dass uns Slightly Mad Studios mit ihrem fantastischen Project Cars 2 begeistert haben. Jetzt ist das Team mit dem dritten Teil dieser Reihe zurück und der hat bedeutende Änderungen an der Formel vorgenommen. Vor ein paar Wochen durfte ich ja bereits eine Testversion anspielen und bei dieser Gelegenheit wurde mir klar, dass Project Cars 3 möglicherweise zu sehr in Richtung Arcade abdriftet. Ich kann Community jedoch beruhigen: Das hier ist noch immer eine Simulation, jedenfalls zum größten Teil.

Wie in den meisten Rennspielen besteht die Kampagne daraus, Rennen in unterschiedlichen Autoklassen zu gewinnen. Mit Siegen arbeiten wir uns langsam die Karriereleiter nach oben, bis wir schließlich in der Lage sind, schnellere Exemplare zu fahren. Der Modus steckt voller Inhalte und ihr müsst nicht jedes Rennen fahren, um das nächste Level freizuschalten (mit gesammelter In-Game-Kohle lassen sich auch höhere Level überspringen). Natürlich müsst ihr dafür auch Rennen fahren, aber es kostet wesentlich weniger Zeit, als wenn ihr alles selbst freifahren würdet.

Wir beginnen mit schwächer motorisierten Wagen, wie dem 1999 Mitsubishi Lancer Evo VI und dem Honda Civic Type RS. Dadurch fühlt sich Project Cars 3 zu Beginn noch sehr langsam an und es fällt schwer, ein Gefühl für die Fahrzeuge zu bekommen. In den besseren Wagen hat man hingegen ein sehr anderes Fahrgefühl. Als ich endlich die Hypercars erreiche und fortan im 2015 Ferrari La Ferrari sitze, ist das tolle Fahrgefühl wieder da. Ich spüre die Pferdestärken unter meinem Hintern und das sogar mit einem Controller.

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Das Wettersystem des Spiels darf sich echt sehen lassen.

Denn ja, ich musste für meinen Test leider mit einem Controller spielen, weil ich technische Probleme mit meinem Lenkrad hatte. Für Project Cars 3 ist das Setup aber wahrscheinlich eh am idealsten, denn Slightly Mad Studios haben sehr stark daran gearbeitet, das Spiel zugänglicher für Spieler mit Controllern zu gestalten. Ich kenne das Gefühl der Lenkradsteuerung aus der Vorschau und kann bestätigen, dass man die Autos auch mit einem Controller überzeugend kontrolliert. Ich fühle jeden Rutscher, das Aquaplaning auf nassen Oberflächen und jeden Schubser meiner Gegner.

Die Sounds sind ein wichtiger Bestandteil eines jeden Rennspiels, denn wenn es nicht richtig dröhnt, dann fühlt es sich auch nicht gut an. Project Cars 3 fängt den Sound und das Fahrgefühl auf der Strecke großartig ein. Die Motoren, das Quietschen der Reifen und der Regen auf der Windschutzscheibe - all das klingt gut. Nur der Zusammenprall und der Kontakt mit anderen Wagen hören sich ein wenig künstlich an.

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Fans von Rennspielen wurden in den letzten Jahren mit fantastischer Grafik verwöhnt und Project Cars 3 ist da keine Ausnahme. Die Fahrzeuge sehen toll aus, die Umgebungen sind wunderschön und insbesondere die nassen Oberflächen sehen extrem gut aus. Ich habe auf einem leistungsstarken PC gespielt und bin auf keinerlei grafische Probleme gestoßen. Konstante 60 fps und die meisten Optionen auf „Ultra" gestellt, so wird aus dem Spiel eine echte Augenweide.

Bei den Wagen sind ein paar neue Varianten dazugekommen, dafür sind es etwas weniger Strecken, als noch in Project Cars 2. Für mich ist die größte Enttäuschung, dass Rallyecross fehlt, denn ich finde es sehr schade, dass sich Slightly Mad von diesem Modus verabschiedet hat. Ich verstehe natürlich woher diese Entscheidung rührt, schließlich liefert Codemasters mit der Dirt-Rally-Reihe alle wichtigen Lizenzen der FIA World Rallycross Championships. Slightly Mad konzentrieren sich also auf das, was sie am besten können: die Simulation von Autos.

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Der Fotomodus und das perfekte Timing sorgen für einige tolle Screenshots.

Neu für das Franchise ist die Möglichkeit, die Leistung und die Lackierung unserer Flitzer anzupassen. Wir können jetzt Fahrzeuge kaufen und sie auf eine höhere Klassen upgraden (das reduziert die Kosten für neue Wagen, wenn wir eine Stufe aufsteigen) und sie so zu dekorieren, wie wir wollen. Das ist etwas, dass jedes Rennspiel braucht, denn es lässt uns nicht einfach nur unsere Wagen optisch gestalten, es stärkt gleichzeitig unsere emotionale Bindung zu den Fahrzeugen. Das Gefühl sollte man nicht unterschätzen.

Neben den Unmengen an Inhalten im Karrieremodus hat auch der Rest des Spiels viel zu bieten. Das Online-Ranglistensystem wurde verbessert und sorgt mit einem Performance- und einem Safety-Rating dafür, dass wir auf Spieler mit ähnlichen Fähigkeiten und Interessen treffen. Mit Schnelles Spiel und den geplanten Events wird es zudem Möglichkeiten geben, Online-Rennen zu fahren. Mit ein paar Freunden könnt ihr auch eigene Lobbys öffnen, generell kommt es zwischen den Rennen zu kleinen Wartezeiten. Das liegt aber häufig eher an den Mitspielern, als am Spiel selbst.

Wenn ihr nicht direkt gegen andere Spieler antreten wollt, könnt ihr euch im Rivals-Modus mit dem Rest der Welt messen. Diese asynchrone Herausforderung ist an Online-Ranglisten gekoppelt, die unsere Bestzeiten in drei verschiedenen Spielmodi vergleichen. Da wäre Hotlap (traditionelles Zeitfahren), Pace Setter (hier gilt die Durchschnittszeit aus drei Runden) und der neue Breakout-Modus. Da müssen wir hohe Punktzahlen erreichen, indem wir durch Styroporblöcke brettern, die extra zu diesem Zweck platziert wurden - übrigens nicht unbedingt auf der Ideallinie. Das ist netter Modus zum Entspannen, bei dem mal nicht die schnellste Zeit im Mittelpunkt steht.

Slightly Mad Studios haben Project Cars 3 zudem mit einem Feature namens „First Time User Experience" (FTUE) für Neueinsteiger zugänglicher gestaltet. Auf diese Weise sorgt das Spiel dafür, dass Fahranfänger auf Rennen stoßen, die ihren Fähigkeiten nachempfunden sind - ohne dass sie sich zuerst mit jedem Fahrassistenten und den Einstellungen der KI genauer befassen müssen. Ich glaube aber, dass Project Cars 3 insgesamt trotzdem noch zu sehr Simulation ist, um die klassischen Casual-Spieler wirklich begeistern zu können. Aber vielleicht springt dadurch ja doch der eine oder die andere Spielerin auf den Zug auf.

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Die Motoren, das Quietschen der Reifen und der Regen auf der Windschutzscheibe - all das klingt gut.

Natürlich ist an diesem Projekt längst nicht alles perfekt, bei weitem nicht. Um mich nach vorne vorzuarbeiten und Positionen gut zu machen, müssen wir zum Beispiel nicht unbedingt um unsere Gegner herumfahren. Es ist nämlich möglich - und wir werden sogar mit XP für „schmutzige Überholmanöver" belohnt - unsere Gegner zu rammen, ohne dafür bestraft zu werden (wenn man in Kurven abkürzt, wird der andere Wagen häufig zum „Geist" und fährt langsamer). Die Zeitstrafe entspricht auch überhaupt nicht der Ernsthaftigkeit des Vergehens. Die Kurve zu schneiden spart drei bis vier Sekunden ein und die Strafe ist, langsam durch enge Sektionen zu fahren, für die diese Geschwindigkeit fast schon angemessen wäre.

Außerdem gibt es etliche Bugs im Spiel. Untertitel bleiben das ganze Rennen über auf dem Bildschirm kleben, die Kommentatoren gratulieren zum siebten Mal zu meinem ersten Sieg und die persönliche Lackierung wurde in manchen Rennen einfach nicht richtig angezeigt. Das waren nur einige der Probleme, auf die ich gestoßen bin, und das hat mein Spielerlebnis nicht zerstört, aber es war doch sehr, sehr nervig.

Insgesamt ist Project Cars 3 eine weitere, tolle Rennsimulation von Slightly Mad, aber auch dieser Titel ist nicht fehlerfrei. Ich denke das Spiel wird eine tolle Zukunft im E-Racing-Bereich haben, denn diese Fahrer rammen sich nicht so häufig. In den Online-Rennen und im Karrieremodus braucht es jedoch härtere Strafen für solche Vergehen, der Verlust von ein paar Safety-Rating-Punkten hilft da nicht. Ich würde mir auch einen Splitscreen-Modus wünschen, um zuhause gemeinsam mit Freunden spielen zu können. Beim Thema Spielfehler hat das Team ebenfalls noch einiges zu tun.

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Ein bisschen Arbeit muss noch ins Spiel gesteckt werden, doch dann könnte es den Fans gut gefallen.
08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
+
umfangreicher Karrieremodus, fantastisches Sim-Renngefühl, Anpassung der Autos möglich
-
Kollisionen müssen stärker bestraft werden, fehlender Rallyecross-Modus, eine Menge Fehler.
overall score
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