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Ratchet & Clank: Q Force

Ratchet & Clank: Q Force

Ratchet und seine Freunde sind wieder unterwegs. Ist es Insomniac Games gelungen, dem Jump'n'Run eine neue, interessante Richtung zu geben oder tritt die Serie auf der Stelle? Wir haben die Antworten.

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Wir wissen nicht warum, aber Jump'n'Runs scheinen das ungeliebte Kind vieler großer Entwickler zu sein - mit Ausnahme von Nintendo natürlich. Entwickler Naughty Dog kümmert sich seit Jahren nicht mehr um die Jak & Daxter-Reihe und für Sega und ihre Sonic-Titel ist hohe Qualität auch eher ein Fremdwort geworden.

Die schlimmste Entwicklung jedoch ist, dass Insomniac Games offensichtlich vergessen hat, dass Ratchet & Clank einst Perlen des Jump'n'Run-Genre bestückten. Anstatt sich auf diese Wurzeln zu besinnen, wurde mit jedem Titel neu herumexperimentiert. Das Resultat waren zuletzt im Oktober 2011 der lauwarme Multiplayer von Ratchet & Clank: All 4 One und nun wird uns eben Ratchet & Clank: Q Force beschert.

Hier wurde dem hübschen Universum eine so gehörige Portion Tower Defense hinzugefügt, dass wir die charakteristischen Ratchet & Clank-Elemente mit der Lupe suchen müssen. Anstatt sich auf die erfolgreiche Mischung aus Strategie und Third-Person-Action zu fokussieren, verfolgt Insomniac Games auch diesmal wieder neue Ideen, während sie gelichzeitig versuchen, dem populären Universum treu zu bleiben.

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Ratchet & Clank: Q ForceRatchet & Clank: Q Force
Die Identität des Bösewichts werden wir natürlich nicht verraten, aber alteingesessene Fans werden sich ein Schmunzeln nicht verkneifen können.

Die Story ist nicht so ausführlich, wie wir es von Ratchet & Clank-Spielen gewöhnt sind und erzählt nur kurz, wie Captain Quark nun nicht mehr der galaktische Präsident ist und sich deswegen zu Tode langeweilt. Nachdem er jedoch von einem neuen Superbösewicht herausgefordert wird, zögert er nicht, das Q Force-Team zusammenzutrommeln, zu dem natürlich auch Ratchet und Clank gehören. Die Identität des Bösewichts werden wir natürlich nicht verraten. Nur so viel: Alteingesessene Fans werden sich ein Schmunzeln nicht verkneifen können.

Das Erkunden unserer Umgebung war von jeher ein wichtiger Aspekt der Serie, wurde aber komplett aus dem Spiel entfernt. Auf dem neuen Starship Phoenix II dürfen wir jetzt lediglich unsere Waffen, Ausrüstung und Missionen auswählen. Verglichen mit der ursprünglichen Phoenix voller Minispiele und geheimnisvoller Orte ist das ebenfalls ein Schritt zurück. Nicht einmal unsere Kämpfer haben viel zu erzählen, was in einer Serie, die stark von ihren Persönlichkeiten lebt, doppelt schwer wiegt.

Ratchet & Clank: Q Force
Um ein Spiel zu gewinnen, müssen wir die schützenden Mauern unserer Basis verlassen.
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Die Missionen hingegen spielen sich etwas besser. Wie wir es von Tower Defense gewohnt sind, überträgt uns das Spiel die Kontrolle über eine Basis inklusive einiger Energiekerne, die es zu verteidigen gilt. Dazu gibt es Baupunkte, an denen wir verschiedene Defensivstrukturen errichten. Aber die Entwickler haben dafür gesorgt, dass wir nicht nur verteidigen müssen. Um ein Spiel zu gewinnen, müssen wir die schützenden Mauern unserer Basis verlassen. Dort draußen finden wir feindliche Anlagen, die wir zerstören müssen, um die gegnerische Basis angreifbar zu machen.

Ohne die richtigen Waffen wird es jedoch schwer, irgendetwas zu verteidigen. Hier bietet das Spiel eine beeindruckende Auswahl. Waffentürme, Schilde, Minen und alle Arten von vernichtendem Gerät schalten wir mit zunehmendem Spielfortschritt frei oder erstehen sie mit der spieleigenen Währung. Und dann sind da noch Ratchets Handwaffen.

Auf jeder Karte finden sich Spezialwaffendepots, die naturgemäß von einer Horde Gegner bewacht werden. Die müssen wir erst besiegen, um an die seltenen Wummen zu kommen. Die Depots selbst können wir nur über ein Minispiel öffnen. Unabhängig vom Ausgang des Minispiels schenkt uns das Depot jedoch immer nur eine Waffe, was uns vor die Qual der Wahl stellt. Jede Waffe hat drei Verbesserungsstufen, die permanent aktiv bleiben, sobald wir sie einmal freigeschaltet haben.

Gewieftere Strategen lassen diese Depots schon mal unberührt und stürmen direkt auf die gegnerische Basis zu. Das spart Zeit, birgt aber die Gefahr, dass unsere eigene Basis unter den anschwellenden Feinden zu Grunde geht. Allerdings belohnt uns das Spiel für schnelle Missions-Abschlüsse und intakte Energiekerne. Das Rangsystem spendiert unserem Team von Zeit zu Zeit hübsche neue Anzüge oder gewährt uns bessere Mobilität. Wenn wir die entscheidenden Boni nicht erreichen, sind wir gezwungen, die goldenen Schrauben einzusammeln, die uns wiederrum erlauben, die Regeln für die nächste Runde festzulegen.

Es ist die unausgeglichene Spielbalance, die die vielen guten Ideen in den Hintergrund drängt. Bereits nach den ersten paar Runden erkennen wir, dass wir entweder einen Freund brauchen, um dieses Abenteuer zu bestehen oder uns damit abfinden müssen, denselben Abschnitt so oft zu wiederholen, bis wir die erforderlichen Upgrades freigeschalten. Und auf jeden Fall sollten wir die Tastenkürzel verinnerlichen.

Bereits in der dritten Runde wird deutlich, dass es einfach nicht genügend Material gibt, um eine eigenständige Verteidigung zu errichten. Daher bleibt uns nichts anderes übrig, als in einer Tour hin und her zu rennen, um abwechselnd unsere eigene Basis zu verteidigen und die gegnerische Basis anzugreifen. Eine Mission, die nicht mehr als 20 Minuten dauern sollte, dehnt sich schnell auf eine Stunde aus. Beim kleinsten Fehler müssen wir mit ansehen, wie der Feind all unsere Verteidigungsanlagen zerstört. Dann geben wir unsere letzte Kohle für die Reparatur der Energiekerne her, um in Folge kein Geld mehr für Waffentürme zu haben. Dann werden wir überrannt und müssen das Level erneut starten.

Ratchet & Clank: Q Force
Es ist die unausgeglichene Spielbalance, die die vielen guten Ideen in den Hintergrund drängt.

Insomniac hätte das Problem vermeiden können, indem sie uns die Kontrolle über einen unser All 4 One-Mitstreiter ermöglicht hätten. Leider ist das nicht möglich. Quark und Clank sitzen wie festgeklebt hinter den Fadenkreuzen ihrer Waffentürme und sind nur eine kleine Hilfe gegen die heranstürmenden Gegnermassen. Aus diesem Grund findet sich auch niemand, der das Spiel mit uns spielen möchte.

Das durchaus talentierte Isomniac-Studio hat vergessen, was Ratchet & Clank zu so einem erfolgreichen Jump'n'Run-Spiel gemacht hat. Mit Hilfe der lustigsten Waffen des Universums haben wir in der Vergangenheit noch jeden Feind bezwungen - jetzt fühlen wir uns hilflos unterlegen. In anderen Worte: Wir fühlen uns nie mächtig, und das ist in diesem Genre ein schwerer Fehler.

Ratchet & Clank: Q Force ist kein schlechtes Spiel, aber wie bereits 2011 hat sich Insomniac zu weit von den Wurzeln der Ratchet & Clank-Serie entfernt. Das ist schade. Wir hoffen in der Zukunft wieder mal ein echtes Ratchet & Clank-Spiel, das seiner Herkunft gerecht wird.

07 Gamereactor Deutschland
7 / 10
+
Viele gute Ideen, solider Jump'n'Run-Tower-Defense-Mix, Koop-Modus, massenhaft Charme
-
enorme Balanceprobleme, kein Anreiz für Freunde uns beizustehen
overall score
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