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Rise of Venice

Rise of Venice

Gaming Minds aus Gütersloh setzt mit der neuen Handelssimulation auf ein bewährtes Konzept. Ein paar Neuerungen gibt es dennoch.

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Die Jungs von den Gaming Minds haben zuletzt an Patrizier IV und an Port Royale 3 gearbeitet. Mit dem Thema Handelssimulation wollen sie damit aber keinesfalls abschließen und basteln an einem dritten Spiel, das auf der gleichen Engine basiert. Rise of Venice führt uns aber diesmal in den östlichen Mittelmeerraum ins Jahr 1450. Genua und Venedig sind die wichtigsten Zentren und stehen in der Blüte ihrer Zeit. Der Handel bleibt der Dreh- und Angelpunkt, aber es fließen auch ein paar frische Ideen in das Spiel ein.

In erste Linie neu ist der Schauplatz. Die Karte erstreckt sich von Sardinien bis zum Schwarzen Meer, von den Hafenstädten im Norden Italiens bis nach Nordafrika. Es gibt 25 Städte und 22 Waren. Jede Stadt produziert etwas anderes, aber braucht alle im Spiel befindlichen Arten von Gütern auch selbst. Der Stolz der Entwickler ist die Konsistenz des Warenkreislaufes. Arbeiter verbrauchen bei der Produktion von Gütern selbst immer auch Güter. Ein produziertes Gut kann aber nie verloren gehen - nicht einmal, wenn Piraten ein Schiff überfallen.

Rise of Venice
Das Spiel ähnelt vom grundsätzlichen Aufbau sehr seinen Vorgängern, aber bringt ein paar Veränderungen an der Oberfläche mit sich.

Die Preise entwickeln sich je nach Angebot und Nachfrage. Der Verbrauch von Waren ist in einer Stadt von der Zahl der Arbeiter abhängig. Aber es gibt auch äußere Einflüsse in Form von Katastrophen. Wird bei Krankheit oder Hunger nicht eingegriffen, fehlen Arbeiter und damit die entsprechenden Güter der Stadt. Ein Vulkanausbruch auf Sizilien sorgt für Feuer und macht Baumaterialien knapp. Dazu kommen Dürren, Waldbrände, Erdbeben und Stürme. Alle Katastrophen verteilen sich gleichmäßig über die Regionen - ein Entkommen gibt es nirgendwo. Allerdings können wir natürlich solche Ereignisse auch für uns nutzen und die Waren teuer ausliefern, die nun Mangelware sind.

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Aber genau dieses Konzept erinnert sehr an die bisherigen Spiele und wurde nur marginal erweitert. Selbst der grundsätzliche Aufbau, dass wir uns vom einfach Krämer mit einem Handelsschiff bis nach oben hocharbeiten müssen, ist gleich geblieben. Es gibt Echtzeit-Schlachten mit Schiffen von Piraten und anderen Gegnern - mit ein paar kosmetischen Veränderungen. Und es gibt ein individuelles Ansehen in jeder Stadt, das wir steigern müssen, um dort eigene Produktionen errichten zu können. Die Eingewöhnung in das neue Spiel fällt da leicht. Gaming Minds hat im Grunde nur an einer hübscheren Oberfläche gebaut. Unter der Haube stehen noch die gleichen Elemente der großen mathematischen Formel, die unseren Erfolg bestimmt.

Creative Director Daniel Duemont erzählt, dass er und sein Team die Karte weiter vereinfachen wollten. Verzichtet wurde daher auf eine separate Stadtansicht. Stattdessen zoomen wir stufenlos so nah wir wollen an die Stadt heran und wählen direkt die entsprechenden Gebäude an. Es gibt sogar markante Gebäude wie den Markusplatz in Venedig oder den Schiefen Turm in Pisa. Die eleganteren Übersichten und auch die bessere Navigation von Schiffen in den Schlachten sind ebenfalls solche kleinen Verbesserungen an der Optik, die aber hinsichtlich der Spielmechaniken kaum eine Rolle spielen.

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Neu ist der Rat der Zehn, der nun darüber entscheidet, ob wir einen Rang aufsteigen dürfen oder nicht.

Neu ist der Familienstammbaum. Jedes Familienmitglied verfügt über gewisse Eigenschaften, die wir als eine Art Joker im Spiel nutzen können. Den Doktor etwa gegen Seuchen, die Missionarin für mehr Beliebtheit oder den erfahrenen Kapitän für unseren eigenen Konvoi. Verändert wurde außerdem das Politiksystem. In Venedig herrscht der Rat der Zehn, in dem verschiedene Familien vertreten sind. Sie alle bringen bestimmte Eigenschaften und Aufgaben mit sich. Unser Ansehen können wir durch allgemeines Verhalten, aber auch durch spezielle Aufträge steigern. Kultivierte Familien etwa wünschen den Bau von Schulen, um sie für uns zu gewinnen. Unsere eigene Familie steht dabei immer hinter uns.

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Wichtig ist dieser Rat vor allem, um unseren Rang zu erhöhen. Anders als in Port Royale geschieht dies nicht automatisch durch Geld und Leistung, sondern eben durch eine Abstimmung, bei der wir die Mehrheit der Stimmen benötigen. Um dies zu erreichen, müssen wie in erster Linie unser Ansehen erhöhen. Kurzfristig kann auch Bestechung helfen, allerdings hängen die Kosten hierfür auch von dem Volumen unser Geldbörse ab. Man kann aber auch selbst im Rat sitzen oder in eine Ratsfamilie einheiraten. Die Stimmen der anderen Mitglieder sind uns dann so gut wie sicher. Außerdem bekommen wir durch die Heirat Zugriff auf den Stammbaum einer weiteren Familie.

Optimierungen gab es auch bei den Handelsrouten. Abgeschafft wurden die optimierten Routen, die es Spieler zu leicht gemacht haben, in Port Royale 3 zu bestehen. Wir können nun lediglich automatisiert Waren verkaufen, aber nicht mehr auch kaufen. Diese Einstellungen müssen wir nun selbst festlegen. Um die Benutzerfreundlichkeit zu erhöhen, wurden außerdem mehr Info-Fenster integriert und es sollen selbstständig hilfreiche Hinweise durch das Spiel erfolgen, wenn wir irgendwo festhängen.

Rise of Venice
Die Seeschlachten sind ein bisschen intuitiver geworden und sehen auch besser aus.

Das interessanteste neue Feature sind wahrscheinlich die Ranglistenspiele. Die dauern etwa eine halbe bis dreiviertel Stunde und am Ende gibt es eine Punktzahl, die wir mit anderen Nutzern oder unseren Freunden vergleichen können. Aber auch reguläre Mehrspieler-Duelle sind wieder enthalten und auch dort gibt es die Wahl zwischen sehr langen Spielen oder kurzen Varianten - der Schwierigkeitsgrad lässt sich sehr genau einstellen. Gespielt werden kann mit bis zu drei weiteren Spielern und dann bringt die menschliche Intelligenz natürlich Schikane mit ein und ärgert den Gegenspieler beispielsweise mit künstlich erzeugten Hungersnöten.

Betrachten wir Port Royale 3 als Krone der Schöpfung der Handelssimulationen, lässt sich natürlich verstehen, warum Gaming Minds an dem bekannten Modell festhält. Rise of Venice ist die sichere Bank und eher eine konsequente Fortsetzung als ein Schritt nach vorn. Deswegen vermischt Daniel Duemont bei der Präsentation auch Port Royale 3 mit Rise of Venice und erzählt, welche Fehler diesmal nicht mehr gemacht werden sollen. Auf die Frage, wann denn der nächste große Sprung zu erwarten sein, vertröstet uns der Creative Director auf das nächste oder übernächste Spiel. So richtig schlimm ist das natürlich nicht - die Spiele sind tatsächlich unterhaltsam. Ganz streng genommen herrscht aber seit drei Jahren Stillstand und daran ändern auch das neue Politiksystem und die Ranglistenspiele nicht viel.

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