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Rock Band 4

Rock Band 4

Harmonix reaktiviert das grandiose Musikspiel, lässt aber so einiges halbfertig zum Start. Martin liebt es dennoch, mit seiner Band unterwegs zu sein.

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Ich hab jetzt eine Band. Oder besser gesagt, ich habe endlich wieder eine Band. Fünf Jahre ist es her, dass das letzte Musikspiel mit Instrumenten veröffentlicht wurde. Im vergangenen Jahr machte sogar das Rock Band Network komplett dicht. Es schien fast so, als wäre dieses Kapitel für immer geschlossen. Im Frühjahr aber wagte sich Harmonix endlich aus der Deckung. In Eigenregie und mit Unterstützung von Zubehörhersteller Mad Catz entstand Rock Band 4. Ich bin ehrlich gesagt ziemlich froh über diese Initiative. Viel zu lange war die Pause. Und obwohl ich in letzter Zeit auch viel elektronische Musik gehört habe, meine Wurzeln liegen eben doch eher im Rock.

Es war ein Gefühl von nach Hause kommen, als ich die Gitarre nahm und mich daran erinnerte, wie ich vor zehn Jahren das erste Mal Guitar Hero in die Hände bekam. Es war das erste Spiel von Harmonix und eines der wenigen Spiele, die ich mir direkt zum Launch selbst kaufte. Erst später sicherte sich Activision die Rechte und setzte seinen eigenen Entwickler auf das Spiel an. Doch das alte Team fand mit Electronic Arts einen neuen Partner und entwickelte mit Rock Band ein ganz neues Konzept, das auf Abwärtskompatibilität und einen Onlineshop mit flexiblen Preisen setzte. Das ist auch der Grund, warum die Reihe heute das größte Angebot an Songs bietet und alten Besitzern eine leichte Rückkehr ermöglicht.

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Eine richtige Hilfe gibt es für Anfänger übrigens nicht. Aber im Grunde erklärt sich das Spiel ja einfach auch fast von selbst.
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Bei mir dauerte es ziemlich genau drei Songs, um die alte Liebe neu zu entfachen. Die Liste von 65 Songs auf Disc wirkt zwar auf den ersten Blick nicht besonders spannend, aber neben den wenigen bekannten Hits gibt wirklich interessante Musik zu entdecken. Ich beginne aber zunächst mit mir vertrauten Liedern: "What's Up?" von 4 Non Blondes, "Somebody Told Me" von The Killers und "The Seeker" von The Who. Anfangs drücke ich noch unbeholfen auf die Tasten. Das Publikum wird ungeduldig und schließlich bricht der Song ab. Aber ich spiele einfach ohne Punkte weiter, um mich wieder einzugewöhnen und schon bald wage ich mich auch wieder an den schwierigen Modus. Eine richtige Hilfe gibt es für Anfänger übrigens nicht. Aber im Grunde erklärt sich das Spiel ja einfach auch fast von selbst.

Erklärt wird in einem Tutorial nur das neue Gitarrensolo. Das ist übrigens eine willkommene Abwechslung, die zum Improvisieren einlädt. Während dieser Passagen gibt es zwar noch bestimmte Regeln, die wir befolgen müssen, aber es geht nicht nur um das Drücken der richtigen Tasten. Beispielsweise gibt es Teile des Solos, in dem wir den Kippschalter für die Saite in einem bestimmten Rhythmus anschlagen müssen, während wir am Gitarrenhals selbst wählen, welche Tasten wir dabei drücken. An anderer Stelle müssen wir den Kippschalter gedrückt halten und dürfen am unteren Teil des Gitarrenhals völlig frei in die Tasten hauen. Es gibt auch Abschnitte, in denen wir völlig frei sind.

Verbessert wurde auch der Gesangsteil, dessen Tonerkennung es nun auch möglich macht, dass wir einen eigenen Stil entwickeln und improvisieren können, statt einfach nur das Original zu kopieren. Außerdem sind Harmonien mit an Bord. Für den Schlagzeuger gibt es dynamische Drum Fills, mit deren Hilfe dieser ebenfalls etwas Freiraum gewinnt. Alle drei neuen Features lassen sich aber auch deaktivieren. Wir haben also die Wahl, ob wir die neuen Features nutzen wollen, oder ob wir lieber nach dem alten System spielen.

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Das Studio sieht Rock Band 4 eher als Plattform. Das Spiel soll sich entwickeln - ganz ähnlich wie beispielsweise Singstar.

Zum Start von Rock Band 4 sind bereits viele alte Songs weiter nutzbar und können erneut heruntergeladen werden. Etliche Songs und Pakete fehlen allerdings auch noch, selbst wenn sie im Store angezeigt und sogar gekauft werden können. Sie funktionieren dennoch nur in den alten Versionen des Spiels. Außerdem gibt es ständig Verbindungsabbrüche. Der Laden ist also noch eine ziemliche Baustelle. Harmonix beweist in den kommenden Wochen hoffentlich, dass es ihnen mit Rock Band ernst ist, behebt die Probleme und fügt alte wie auch neue Lieder hinzu.

Meine neue Band hat übrigens momentan nur einen Sänger und einen Gitarristen. Beide Rollen sind von mir besetzt. Und wirklich gut funktioniert das nur bei Songs, in denen ich den Text auswendig kenne. Viele sind das nicht. Leider kann ich mir online keine Verstärkung suchen, weil Harmonix auch diese Art von Mehrspielermodus nicht integriert hat. Noch so eine Baustelle. Das Studio sieht Rock Band 4 eher als Plattform. Das Spiel soll sich entwickeln - ganz ähnlich wie beispielsweise Singstar. Ein solcher Modus könnte also zu einem späteren Zeitpunkt noch integriert werden.

Aber vielleicht gelingt es mir ja sogar mal wieder, Freunde in meinem Wohnzimmer zusammenzubringen. Dafür gibt es übrigens ein nettes, simples Wahlsystem, bei dem alle Bandmitglieder für das folgende Lied aus vier Vorschlägen wählen können. Und Rock Band lebt schließlich zu einem nicht unerheblichen Teil auch vom gemeinsamen Spielen - von der Band. Das merkt man dem Spiel an vielen Stellen an. Gehen wir für den Storymodus auf Tournee, können wir unsere erstellten Charaktere nur nutzen, wenn echte Personen damit spielen. Ansonsten müssen wir automatisch erstellte Charaktere als Vertreter auswählen. Der "Eigene Band"-Charakter geht solo leider etwas verloren.

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Die neuen Instrumente fühlen sich übrigens ziemlich gut an, aber für das Komplettpaket mit Gitarre, Mikrofon, Schlagzeug und Spiel werden mal eben auch happige 300 Euro fällig.

Ansonsten gibt es verschiedene Frisuren, Kostüme und Instrumente, die vom hart erspielten Geld gekauft werden können. Allerdings ist das Angebot im Vergleich zum Vorgänger deutlich reduziert. Auch die Charaktererstellung ist eingeschränkter. Alle Figuren haben die gleiche Größe und sind fast erschreckend dünn. Es gibt vorgefertigte Gesichter, aber keine Feineinstellung mehr. Auch die Auswahl an Haaren und Bärten wirkt klein. Ich nehme an, dass Harmonix dies ebenfalls als Baustelle im sich entwickelnden Projekt sieht. Ich hoffe zumindest, dass Harmonix nicht wirklich glaubt, dass dürre Beinchen in Röhrenjeans alles sind, was einem Rocker auf Dauer geboten werden soll.

Rock Band 4 als ewige Baustelle? Wenn immer weiter daran gearbeitet wird, habe ich tatsächlich kein Problem damit. Und ich glaube, dass Harmonix wirklich so etwas wie einen großen Plan hat. In der Trackliste zum Beispiel fehlen bekannte Songs, weil diese eben schon für die ersten drei Spiele von Rockband oder als Download verarbeitet wurden. Allerdings kann derzeit noch keine der alten Rock Band-Discs in die Sammlung integriert werden und auch das Online-Angebot ist unvollständig und noch nicht benutzerfreundlich. Gerade die alten Fans bleiben da vermutlich lieber bei Rock Band 3.

Die neuen Instrumente fühlen sich übrigens ziemlich gut an, aber für das Komplettpaket mit Gitarre, Mikrofon, Schlagzeug und Spiel werden mal eben auch happige 300 Euro fällig. Wer noch alte Instrumente hat, kann diese ebenfalls problemlos weiter nutzen.

07 Gamereactor Deutschland
7 / 10
+
hübsche Optik, Trackliste lädt zum Entdecken ein, gelungene Freestyle-Optionen, netter Tour-Modus als Kampagne, alte Instrumente funktionieren, einige alte Songs lassen sich bereits importieren
-
kein Online-Multiplayer, wenige Individualisierungsoptionen, Onlineshop noch mit Problemen, viele alte Songs lassen sich noch nicht importieren
overall score
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