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SBK X Superbike World Championship

SBK X Superbike World Championship

Da steht er auf auf einem Podest im Hauptmenü, der etwas hässliche virtuelle Christian, und kann sich nicht entscheiden. SBK X Superbike World Championship ist auf dem Papier zwar eine Motorradsimulation. Aber tief im Code schlagen zwei Herzen, die zwei Spielertypen glücklich machen wollen.

Also: Arcade oder Simulation? Oder gleich online spielen? Welchen Modus soll er nur wählen, der Christian ohne große Motorraderfahrung? Den spaßigen? Den ernsthaften? Keine Ahnung, beides hat was für sich - und nur eines ist klar: Online bleibt das Auswahlproblem bestehen. In beiden Welten gibt es neben dem Onlinemodus auch Karrieremodi, Einzel- und Zeitrennen sowie Meisterschaften. Das war es dann aber auch mit den Gemeinsamkeiten.

Der unkomplizierte Arcademodus ist für Anfänger und Spaß-haben-Woller eine tolle Sache. Er glänzt durch seine hohe Zugänglichkeit, ohne dabei stupide oder langweilig zu werden, so lange man online gegen echte Gegner spielt. Es stehen hier zwar nur zwei der sechs Cockpitansichten zur Verfügung, die im Simulationsmodus warten. Aber das macht nichts. Arcade ist gleichbedeutend mit hemmungslosem Rasen - und irgendwie will man dabei sowieso lieber retromäßig die Maschine sehen. Der Karriereteil heißt hier Storymodus und besteht aus 50 Herausforderungen, in denen wir bestimmte Platzierungen herausfahren müssen, um Punkte zu holen und dabei sinnloses Zeug wie Bilder von Boxenludern freizuschalten. Das kann man vernachlässigen.

SBK X Superbike World Championship
Hübsche Optik, vor allem in der Cockpitperspektive. Leider halten die Streckenoberflächen nicht immer mit und sehen zu gleichartig aus.

Im Simulationsmodus ist das Leben umgekehrt angelegt. Hier geht es betont ernsthaft um knallharten Motorradrennsport. Hier zeigen nicht nur die Cockpit-Perspektiven besonders schön, dass und wie detailverliebt der italienische Entwickler von SBK X ans Werk gegangen ist. Vor allem die Maschinen selbst wirken authentisch bis ins kleinste Detail. Und hören sich vor allem auch so an. Das heisere Brüllen der Boliden beim Hochbeschleunigen alleine sorgt bei mir für hektische Flecken. Ein wirklich schöner Aspekt der Grafik ist das Wetter. Wenn sich die dunklen Regenwolken über den Kurs schieben, wirkt das sehr, sehr realistisch durch die fotorealistischen Hintergründe. Leider sind die dadurch auch ziemlich leblos. Eher hässlich sind die Oberflächen der Strecken, die vor allem bei hohen Geschwindigkeiten gerne mal wie aneinandergereiht wirken.

Und wenn es dann tatsächlich schüttet und die Regentropfen gegen das Visier des Helms prasseln, leidet natürlich die ohnehin schon schwierige Steuerung noch einmal. Trotz Regenreifen muss ich bei nasser Strecke im Simulationsmodus leider passen. Keine Chance mehr gegen die KI. Das Feld der Fahrer setzt sich schnell ab, alle der 80 im Spiel integrierten Profifahrer sind einfach besser als ich. Sie haben auch einen entscheidenden Vorteil: Sie wissen wie man Motorrad fährt.

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Eben gerade, im Regen, sind die KI-Gegner übrigens auf Einfach gefahren. Auf mittlerer oder vollständiger Simulationsstufe hat die Künstliche Intelligenz der Mitfahrer einen schier unglaublichen Vorteil. Die letzte Zündstufe heißt Real und ist bitterer Ernst. Wer da nicht absolut am Limit und in voller Beherrschung der Maschine fährt, sieht keinen ersten Platz. Niemals. Sondern immer nur den 28. und damit letzten Platz - so wie ich. Die Steuerung ist zwar sehr gut gelungen und vermittelt das wackelige, kraftvolle Fahrgefühl einer Rennmaschine. Aber sie verzeiht auch keine Fehler, und das führt schnell zu Frustration.

Die Rennwochenenden im Simulations-Karrieremodus spielen sich trotzdem intensiv. Man bekommt schnell ein Gefühl dafür, dass das eigentliche Rennen vor dem Rennen stattfindet: im Freien Training, in der Qualifikation. Wer nicht beständig schnelle Runden fährt (und das klappt nur, wenn man mindestens drei, vier Runden am Stück macht), landet nie auf der Pole Position und wird kein Rennen gewinnen. Und für die guten Zeiten in der Qualifikation muss man die Maschine modifizieren. Härte Reifen drauf, Übersetzung ändern.

SBK X Superbike World Championship
Abflug ins Seitenaus - ein häufiges Bild, selbst in der einfachen Stufe des Simulationsmodus. Das führt bei Einsteigern schnell zu Frust.

Hier wird SBK zum Rollenspiel - zumal wir in Dialogen mit unserem persönlichen Ingenieur eine Techniksitzung abhalten können, um Telemetriedaten auszuwerten und durch ein kleines Frage- und Antwort-Spielchen das Fahrverhalten der Maschine zu verbessern. Auch je einen Test pro Rennwochenende müssen wir erfolgreich absolvieren, damit er die dabei erkundeten Verbesserungen auch in die Maschine einbaut. Netter Motivationsschub, um die Sessions bis zum eigentlichen Rennen nicht einfach zu simulieren (was natürlich auch geht).

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Die Ausstattung bietet das Komplettpaket. Die Renngeräte, auf denen wir über die 14 offiziellen Strecken wie Donington, Assen oder Imola jagen, sind realitätsnahe Rennmaschinen aus den Serien Superbike, Supersport und Superstock. Alle Hersteller aus dem echten Leben sind dabei: BMW, Yamaha, Honda, Kawasaki, Aprilia, Ducati. Mit Maschinen, die wir auch beim nächsten Händler so einkaufen könnten. Fast jedenfalls, denn leicht modifiziert sind die Rennversionen dann doch.

Im Karrieremodus geht es nun für viele Stunden darum, Anerkennung zu verdienen und den Ruf zu steigern. Das lässt sich auf mehrere Arten erreichen: die Position nach dem Rennen, etwaige akrobatische Einlagen wie Wheelies am Kurvenausgang oder indem wir die Pole Position holen und dann noch einen Bonus einkassieren, wenn wir den Lieblingsgegner schlagen. Fans hält das bei der Stange, vor allem weil es sich ja um die Originallizenz handelt und man die Meisterschaft nachspielen kann.

Womit auch klar ist, was SBK X ist: ein Spiel für knallharte Motorradfans. Kaum jemand sonst wird freiwillig den Frust ertragen wollen, der vor den ersten wirklich gelungenen Rennrunden im Simulationsmodus auf einen wartet. Weder online noch offline. Und nur für den Arcademodus allein wird sich das Game niemand kaufen.

07 Gamereactor Deutschland
7 / 10
+
Detailverliebtheit, cooler Rennmaschinensound, hoher Schwierigkeitsgrad im Simulationsmodus
-
gruselige Musik im Soundtrack und den Menüs, hoher Schwierigkeitsgrad im Simulationsmodus
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