Serious Sam HD: The First Encounter

Denn das erstaunliche ist, wenn man erst einmal wieder grobkörnige Pixelgegner malträtiert, dann ist es schwer, sich dem kindischen Suchtpotenzial zu verschließen. Serious Sam war bereits in der Original-Version von 2001 eher ein unkomplizierter Egoshooter, bei dem es geradeheraus nur ums Ballern ging. Möglichst viel ballern, möglichst direkt, möglichst laut. Daran hat sich nichts geändert.

Die schlichten Level erinnern in jeder Sekunde an jene Zeiten, als man im Kampf gegen eigenartige Monster noch seine eigene Vorstellungskraft bemühen musste, um mehr zu sehen als unscharfe, bunte Grafiken, die im Akkord auf einen zurasen. Fliegende Köpfe, rennende Skelette, absurde Skorpione - das Ägypten-Seeting wird nicht nur durch die epochale Umgebungsgrafik ausgereizt.

Lustig ist auch, dass man sich, entgegen den Gepflogenheiten heutiger Egoshooter, die meiste Zeit im Rückwärtsgang durch die Level ballert. Anders lassen sich die Horden geradlinig auf einen zurennender Gegner auch nicht kontrollieren und erledigen. Besonders schön ist, dass in Serious Sam die ehemalige Egoshooter-Kernkomptetenz des manuellen Strafings gefordert wird, wo der Held mit gekonnten Bewegungen im Kreis um Ecken und Feinde tänzelt.

Irgendwie erschreckend und gleichzeitig belustigend ist die stumpfe Brutalität des Spiels. Bereits nach den ersten 15 Sekunden liegen abgeschossene Köpfe im Tempelsand, allerdings extrem überzeichnet und vergleichsweise arg pixelig natürlich. Blut fließt und spritzt auch reichlich. Aber sind ja nur kopflose Freaks und komische Monster, keine echten Menschen.

Erfrischend ist, dass endlich mal wieder Health Packs eingesammelt werden müssen, um Energie aufzutanken. Kinder, hier nutzt die Flucht in die Deckung zur Regeneration nichts, wie das moderne Egoshooter wie Call of Duty: Modern Warfare 2 mittlerweile vormachen. Auch der schäbige Grafikstil ist heutzutage nicht mehr jedermanns Sache. Die Grafik ist zwar behutsam aber durchaus bedeutend aktualisiert worden, allerdings ohne dass das hier nun wie ein Triple-A-Titel aussehen würde. Es sieht tatsächlich so aus, wie man sich das Original vorstellt. Heute. Für 1200 Microsoft Points geht das alles in Ordnung.

Dafür dürfen sich Fans noch einmal die 13 Level durchballern, was gut an einem kurzen Tag machbar ist. Unterhaltung ist garantiert. Durch die verdammten Selbstmordattentäter etwa, die mit ihren archaischen Bomberman-Bomben auf einen zugestürmt kommen. Und ihren ekeligen Schrei schreien: Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaah! Dann detonieren mitsamt den Bomben. Es gibt immer wieder Passagen, wo man sich im allergrößten Chaos zwischen den Schergen von Notorious Mental wiederfindet und dankbar dafür ist, per Tastendruck jederzeit speichern zu können. Vollends Wahnsinnige zocken das Spiel nur mit dem Messer bewaffnet im sechsten Schwierigkeitsgrad namens Aberwitzig durch und pfeifen auf doppelläufige Schrotflinten, Raketenwerfer und derlei neumodisches Zeug.

Serious Sam HD: The First Encounter muss man lieben oder wird es hassen. Keine Rätsel lösen, kaum Taktik, sondern geradlinige Egoshooter-Action von Anfang bis Ende für Retrofans mit HD-Glotzen. 13 Level, elf Waffen, 15 Gegner, drei riesige Bosse - und bis zu vier Spieler können sich im Koop-Modus in den Wahnsinn treiben lassen. Eine echte Gelegenheit. Ehrlich.