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Shimano Extreme Fishing

Shimano Extreme Fishing

Mit einem ordentlichen Ruck reiße ich den Angelcontroller nach oben. Der Bildschirm fordert mich wenig dezent dazu auf, genau dies zu tun. RANZIEHEN, schreit er mich an. Ich kurbele den Fisch zum Boot, aber die Schnur reißt - mal wieder. Alternativ schüttelt sich die Beute gerne auch vom Haken.

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Irgendwie ist die Steuerung von Shimano Extreme Fishing komisch. Das Auswerfen klappt ja noch sehr gut, aber dann hat das Spiel so seine Probleme. Wenn beim Einkurbeln ein Fisch anbeißt, muss man anschlagen, um ihn zu haken. Ist das passiert, heißt es kurbeln. Aber obwohl es eine Anzeige für die Schnurspannung gibt, scheint es kaum einen Unterschied zu machen, ob man hart oder sanft kurbelt. Meist ist der Fisch weg.

Shimano Extreme Fishing ist ein Angelspiel und damit Spartenprogramm. Ein Spiel für Menschen, die gerne angeln und das auch tun möchten, wenn sie nicht ans echte Wasser können, aus welchen Gründen auch immer. Das echte Erlebnis ist natürlich gerade bei solchen Trophäen-Sportarten immer um ein vielfaches besser. Als kleiner Spaß zwischendurch sollte das hier aber ausreichen. Tut es aber nicht...

Das Spiel wird für 39 Euro inklusive eines Angelcontroller verkauft, in den eine Wiimote eingelegt werden kann. Das Teil ist ziemlich billig verarbeitet. Besonders die Kurbel, in die der Nunchuk-Controller eingesetzt werden kann, macht den Eindruck, als ob sie nicht lange halten wird. Zudem hat das ganze Ding einen großen Nachteil, den Angler im echten Leben nicht mehr bereit sind zu tolerieren. Die Kurbel sitzt auf der rechten Seite und darf nicht nach links umgebaut werden. Die Bigben-Angel ist damit faktisch für all jene Angler nutzlos, die mit Rechts auswerfen und der linken Hand einkurbeln. Doppelt blöd: Auf dem Bildschirm ist das Setup der Angel genau umgekehrt, dort sitzt die Kurbel links.

Shimano Extreme Fishing
RANZIEHEN - aber fix. Danach ist der Fisch sofort im Boot, egal ob er 15 oder 230 Kilogramm wiegt.
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Weiter geht es mit den Problemen beim Angeln mit der virtuellen Rute. Warum ein körnerfressender Karpfen aktiv auf einen Spinnköder für Raubfische anbeißt, muss mir mal jemand erklären. Das ist schlicht völliger Unsinn. Leider lassen sich keine Köder gezielt für Fried- oder Raubfische auswählen, tatsächlich können faktisch gar keine Köder individuell ausgewählt werden und wenn alles freigespielt ist, stehen nur vier Rute/Rolle-Kombination zur Verfügung. Die virtuellen Versionen der Fische dagegen sind ziemlich okay animiert und vor allen Dingen gibt's interessante Tiere wie den Löffelstör oder den Alligatorhecht zu fangen.

Wie der Name Shimano Extreme Fishing sagt, dreht es sich nicht nur ums Angeln mit der Rute. Hier geht es extrem zur Sache, auch das Harpunenfischen (ein Third-Person-Egoshooter unter Wasser) und das Bogenfischen sind mit dabei. Zwei im echten Leben nicht unumstrittene Disziplinen, weil das schonende Zurücksetzen der so gefangenen Fische natürlich unmöglich ist. Nur Dynamitfischen fehlt in der Reihe, schade eigentlich.

Bogenfischen und Harpunenfischen mit dem Angelcontroller zu spielen, ist sinnlos. Bogenfischen ist zudem sauöde, weil man einfach durch die Gegend fährt, die Wasseroberfläche nach Schatten oder springenden Fischen absucht und losballert. Bei schwereren Fischen muss man mehrmals treffen, dann wird RANZIEHEN gebrüllt. Egal wie weit der Fisch vom Boot weg ist, in einer Sekunde ist er an Bord. Vier Schüsse habe ich für die größte und absurdeste Trophäe gebraucht, einen Alligator von immerhin 231,5 Kilogramm. Natürlich kam der auch binnen einer Sekunde an Bord geflogen. Immerhin hinterlassen die angeschossene Tiere eine dekorative Blutspur im Wasser, wenn man sie trifft. Wer mehr als einmal in Folge trifft, startet eine Bonuskette, die aber maximal bis neun hochzählt. Weiter konnten die Programmierer offenbar nicht zählen.

Shimano Extreme Fishing
Für aus dem Wasser springende Fisch, die mit dem Bogen abgeschossen werden, gibt's Bonuspunkte.
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Harpunenfischen ist ähnlich stumpfsinnig, nur das eben getaucht wird beim Rumballern. 12 Areale zum freien Fischen in allen Disziplinen haben die Entwickler spendiert, vom tropischen Meer bis zum heimischen Tümpel ist alles dabei, inklusive der über 50 zum Teil sehr interessanten Fischarten. Anfangs ist pro Disziplin je ein Areal verfügbar, die restlichen müssen im Karrieremodus freigeschaltet werden. Es gibt einen Vier-Spieler-Modus, aber ganz ehrlich, ich würde mich schämen, dass hier ernsthaft mit meinen Freunden zu spielen.

Hübsch ist die ganze Show leider auch nicht. Hässliche, statische Hintergründe und das Wasser sieht aus, als würde man auf einen permanent sich vor einem verschiebenden Wasserfall zufahren, auf eine immerwährende Senke. Es entsteht nie das Gefühl räumlicher Tiefe, man fährt quasi gefühlt auf der Stelle durch Wasser auf dem kleinen Boot mit zwei Außenbordmotoren. Dazu plätschert eine billigst produzierten Redneck-Unsinn-Hintergrundmusik, die einen nach und nach sediert. Wenn man nicht sowieso schon eingeschlafen ist, weil das Spiel so öde und trist ist.

04 Gamereactor Deutschland
4 / 10
+
Die Artenvielfalt
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Fehlende Köder, ödes Gameplay, hässliche Grafik
overall score
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