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Shredders

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Nach langer Durststrecke dürfen Snowboard-Fans endlich zurück auf die Piste.

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Skateboard- und Snowboard-Fans hatten nach dem Boom Ende der Neunziger eine lange Durststrecke zu überstehen. Die Skater wurden nach langer Pause in letzter Zeit fast schon mit Skateboard-Games überhäuft (Session, Skater XL, Tony Hawk's Pro Skater), während die Snowboard-Enthusiasten schon lange kein eigenes Spiel mehr bekommen haben. Aber das ändert sich jetzt - gerade noch rechtzeitig, bevor der Frühlingsanfang jede Sehnsucht nach Schnee dahinschmelzen lässt -, denn Foam Punch bringt seine Snowboarding-Simulation Shredders auf Xbox One und PC.

Wir übernehmen die Rolle eines unbekannten Snowboarders und Youtubers, der mit seinem Kumpel Scotty das fiktive Ski-Gebiet Frozen Wood und Umgebung unsicher macht - immer auf der Suche nach dem nächsten Stunt. PR-Frau Lisa, vom ebenfalls fiktiven Snowboarding-Ausstatter 540 Indy wird auf uns aufmerksam und dank ihren Kontakten zu diversen Pros nimmt unsere Karriere schnell Fahrt auf.

Die Story entwickelt sich in über 40 Missionen und mündet in einem großen Invitational-Event mit Snowboardcross-Rennen. Dabei treffen wir auf reale Pro-Snowboarder, darunter Jamie Anderson, Zeb Powell, Sebbe De Buck und Marcus Kleveland, von denen wir einige gerade bei den olympischen Winterspielen vor idyllischer Kühlturm-Kulisse bewundern konnten. Also eigentlich hören wir nur ihre Stimmen, denn die Gesichter der Snowboarder sind hinter Skimasken und verspiegelten Brillen versteckt. In den Missionen verraten sie uns ihre Tricks und wir dürfen mit ihnen gemeinsam auf die Piste.

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Eine Mission besteht jeweils aus einer Hauptaufgabe und zwei optionalen Herausforderungen. Ein Beispiel: Die Hauptaufgabe ist es Lisa zu folgen, wobei der Grind auf einem Geländer und mehr als 10.000 Punkte auf dem Punktekonto dann die zusätzlichen Herausforderungen wären. Die Hauptaufgabe ist eigentlich immer extrem einfach und es gibt auch kein „Sterne-System", mit dem wir weitere Missionen freizuschalten müssten. Erledigt einfach die Hauptaufgabe und es geht mit der nächsten Mission weiter.

Ein paar Worte zur Steuerung, die bei dieser Art von Spiel ja eigentlich das Gameplay definiert. Mit dem linken Stick kontrollieren wie unseren Snowboarder, mit dem rechten unser Board. Der rechte Trigger lässt uns zum Sprung ansetzen, während der linke unsere Ladung abfedert. Die linke und die rechte Schultertaste (linke bzw. rechte Hand) führen in Kombination mit dem rechten Stick die diversen Grabs aus. Front- und Backflips leiten wir vor dem Sprung mit dem linken Stick ein, während wir mit dem rechten Stick das Board horizontal rotieren lassen. Zusätzlich stehen uns manchmal ein Schneemobil und elektrische Seilwinden zur Verfügung, an die wir uns mit gedrückten Schultertasten klammern.

Die Steuerung ist recht komplex, aber die Missionen machen uns nach und nach mit den Feinheiten vertraut. Leider hat es Foam Punch versäumt, uns in den Menüs mit einer Liste aller Tricks zu versorgen. Die geforderten Tricks werden zwar immer vorher eingeblendet, aber eben nur die und auch nur in der jeweiligen Mission. Ihr müsst euch also merken, dass ein „Japan" mit dem rechten Stick auf sieben Uhr und der linken Schultertaste ausgeführt wird, wenn euch später mal danach sein sollte.

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Das Gefühl von grenzenloser Freiheit im Schnee ist toll in Szene gesetzt, auch wenn man dem Spiel an manchen Stellen seine Indie-Herkunft deutlich ansieht.

Insgesamt hat das Gameplay schon die richtige Komplexität. Man muss sich vor jedem Sprung auf die Anfahrt konzentrieren und wirklich mental auf den oder die Tricks vorbereiten. Was dann in der Luft passiert, ist auch halbwegs realistisch - also realistisch für einen Pro natürlich. Das fiktive Skiressort ist in sieben Gebiete aufgeteilt, es gibt Parks mit vielen künstlichen Kickern, ein Industriegebiet mit Grind-Möglichkeiten, ein verwinkeltes Dorf und natürlich rasante Abfahrten oberhalb der Baumgrenze mit waghalsigen Sprüngen.

Der Look ist natürlich in erster Linie weiß, also sehr weiß. Die Snowboard-Parks, mit ihren zartblau umrandeten, künstlichen Kickern, erinnern ein wenig an Mirror's Edge und das passt aus ähnlichen Gründen gut zum Gameplay. Es wird hier aber viel mit Unschärfe gearbeitet und die klobigen und detailarmen Gebäude wirken doch ein wenig wie zu N64-Zeiten. Aber bei hohem Tempo sind gerade die Abfahrten in der freien Natur richtig schick. Die Effekte, die unser Snowboard im Schnee auslöst, könnten hübscher sein, aber insgesamt bekommen wir bei den rasanten Abfahrten schon den „Wow-Moment", den man sich von so einem Spiel wünscht.

Die Pros bringen natürlich auch ihre Klamotten mit und Markennamen gehören bei dieser Art von Sport ja irgendwie auch dazu. Die diversen Ausrüstungsgegenstände schalten wir im Lauf des Spiels auch für unseren Skater frei, aber leider haben wir keinerlei Kontrolle über die jeweilige Farbe. Das entsprechende Kleidungsstück hat eben eine Farbe und das war's. So wirkt der Editor für unseren Snowboarder doch eher wie Werbung. Und was die Hersteller angeht: Oakley und The North Face waren nun wirklich schon uncool, als cool noch cool war.

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Shredders hat auch einen Multiplayer-Modus, den nennen die Entwickler aber noch vorsichtig „Preview" und weisen vorsorglich darauf hin, dass weitere Inhalte geplant sind. Wir konnten den Multiplayer vorab nicht antesten, aber wenn wir ihn in den Einstellungen (inklusive Crossplay-Option) aktivieren, dann sehen wir scheinbar andere Snowboarder auf den Pisten. Ob wir mit anderen Spielern und Spielerinnen dann in den Missionen auf Punktejagd gehen können oder im einzigen Snowboardcross-Rennen (das große Finale) gegeneinander antreten dürfen, ist noch unklar. Versprecht euch aber vorläufig nicht zu viel von diesem Feature, denn es gibt keine Online-Leaderboards. Ernsthaft? Ja, die Missionen zeigen zwar unsere bisherige Bestleistung an, aber das war's. Das ist schon eine wirklich merkwürdige Entscheidung für ein Spiel, bei dem sich so viel um Punkte dreht.

Shredders hat trotzdem viel Potential. Ich mag die komplexe Steuerung, die ein wenig an EAs Skate-Reihe erinnert, aber dann doch noch genug Arcade bleibt und keine knallharte Simulation (wie etwa Session) ist. Das Gefühl von grenzenloser Freiheit im Schnee ist toll in Szene gesetzt, auch wenn man dem Spiel an manchen Stellen seine Indie-Herkunft deutlich ansieht. Das Gelaber von unserem Snowboarder und seinem nervigem Kumpel Scotty mit Lisa und den vielen Pros - nun ja - man muss es mögen. Ich brauche das nicht, aber es ist immerhin nicht ganz so unangenehm wie in Forza Horizon und einigen anderen Spielen.

Dass für den Spielfortschritt keine Hürden überwunden werden müssen, ist ein zweischneidiges Schwert. Mir hat es am Ende ein bisschen die Motivation geraubt, denn ich hätte mir gerne an den optionalen Herausforderungen die Zähne ausgebissen, um neue Missionen freizuschalten. Die Herausforderungen einfach nur so abzuhaken ist einfach nicht das Gleiche und die fehlenden Online-Ranglisten machen es noch schlimmer.

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Die Effekte, die unser Snowboard im Schnee auslöst, könnten hübscher sein, aber insgesamt bekommen wir bei den rasanten Abfahrten schon den „Wow-Moment", den man sich von so einem Spiel wünscht.

Die Missionen haben zwar nette Ideen und es gibt sogar das ein oder andere Event-Rennen in Forza-Horizon-Manier (hier ein Rennen gegen einen Lieferwagen), aber am Ende müssen wir eigentlich immer einem anderen Snowboarder hinterherfahren und das sorgt viel zu oft für Probleme. Die Fahrer sind fast immer zu langsam unterwegs und wir bekommen oft auch keine Checkpoints zu Orientierung angezeigt (wenn wir uns zu weit von dem anderen Fahrer entfernen ist die Mission gescheitert). Erschwert wird das Ganze noch durch die fehlende Kamerakontrolle, denn der rechte Stick ist ja für das Board verplant.

Man merkt Shredders die Liebe der Entwickler zum Snowboarding an, aber leider kann die Struktur des Spiels nicht wirklich überzeugen. Ob der Multiplayer und die geplanten Verbesserungen das ausgleichen können, muss sich erst noch zeigen. Dinge, wie etwa eine Online-Rangliste, sollten ja relativ leicht nachgeliefert werden können und das Potential ist da. Shredders wird am 17. März erscheinen und Xbox-Game-Pass-Abonnenten können ohne zusätzliche Kosten die letzten Wintertage im Schnee genießen.

07 Gamereactor Deutschland
7 / 10
+
tolle Steuerung (mit Ausnahme der fehlenden Kamerakontrolle), wunderbares Gefühl von Freiheit, klares und sehr aufgeräumt wirkendes Design,
-
keine Rangliste, keine Übersicht über alle Tricks, keine dynamischen Tageszeiten/Wetterbedingungen, lahmer Charaktereditor.
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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