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Silent Hill: Shattered Memories

Silent Hill: Shattered Memories

Wie im ersten Teil der Serie ist Harry Mason auf der Suche nach seiner Tochter. Doch Silent Hill: Shattered Memories ist kein schnödes Remake. Es nimmt den Stoff vom Original auf und interpretiert ihn neu. Das Ergebnis lässt sich sehen.

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Was sind Erinnerungen? Inwiefern lassen sich Erinnerungen überhaupt definieren? Bloß als in unserem Gehirn gespeicherte Informationen erlebter Sinneswahrnehmungen? Welchen Stellenwert und welche Bedeutung haben sie für unser Leben? Sind Erinnerungen überhaupt verlässlich? Und was ist, wenn nicht? Das sind Fragen, mit denen uns Silent Hill: Shattered Memories konfrontiert.

Silent Hill: Shattered Memories, eine Neuinterpretation des ersten Silent Hill, erzählt die Geschichte von Harry Mason, einem amerikanischen Vorzeigevater: jung, dynamisch, familiär und liebevoll. Als das Spiel beginnt und wir in die Rolle von Harry schlüpfen, finden wir uns im Büro des Psychotherapeuten Dr. Kaufmann wieder, der uns mittels einiger Fragen eines Persönlichkeitstests unterzieht und uns nach unseren Erinnerungen befragt.

Die Geschichte, die Harry Revue dabei passieren lässt, beginnt mit einem Autounfall. Harry fährt mit seiner Tochter Cheryl auf einer schneebedeckten Landstraße, als er plötzlich die Kontrolle über den Wagen verliert. Das Fahrzeug stürzt eine Böschung hinab und Harry wird ohnmächtig. Als er wieder zu sich kommt, ist seine Tochter verschwunden. Wir begeben uns nun mit ihm auf die Suche nach seiner Tochter, seinen Erinnerungen und sich selbst.

Das Setting ist Freunden der Silent Hill-Serie bereits aus dem ersten Teil bekannt. Ebenso wie die Taschenlampe, die auch im neusten Teil häufig die einzige Lichtquelle ist. Neben der hat Harry sein Mobiltelefon dabei, mit dessen Hilfe Rätsel gelöst und an bestimmten Orten haftende Erinnerungen angehört werden können. Anders als früher muss Harry nun komplett auf Waffen verzichten, was bereits einen großen Teil des Horroreffektes dieses Spiels ausmacht: Wehrlosigkeit.

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Silent Hill: Shattered Memories
Harry Mason, liebender Vater. Wie im ersten Teil von Silent Hill, streift er durch die verschneite Kleinstadt, auf der Suche nach seiner Tochter.

Harrys wichtigster Ausrüstungsgegenstand, die Taschenlampe, wird mit der Wiimote gesteuert. Der Analogstick des Nunchucks steuert die Bewegungen. Das Steuerungskonzept ist zwar an sich nichts besonderes. Doch dank der Taschenlampe, deren Handling sich schlichtweg so realistisch wie nur denkbar anfühlt, ist man schnell im Spiel verwunden. Die Stellen, an denen wir die Wiimote zum Greifen einsetzen, etwa beim Lösen von Rätseln, Drehen von Objekten oder Auslösen von Schaltern, sind gut gelungen und tragen zum lebensnahen Gefühl bei.

Die Reise durch das verschneite Silent Hill lässt sich in zwei Phasen aufteilen, die sich beständig abwechseln. Zum einen die recht langen einsamen Passagen, in denen Harry sich ganz alleine einen Weg durch die Kleinstadt sucht. In diesen Phasen werden die meisten Rätsel gelöst, die teilweise recht knackig ausgefallen sind und uns dazu nötigen, um mehr als nur um eine Ecke zu denken. Gegnern begegnen wir in diesen Abschnitten nicht. Unbehaglich bleibt es trotzdem.

Wenn um Harry herum plötzlich alles vereist, beginnen die albtraumhaften Sequenzen. Es tauchen schreckliche, zombie-ähnliche Kreaturen auf, die Harry an den Kragen wollen. Mangels Waffen bleibt aber nur die Flucht, doch stellt sich schnell die Frage: wohin? Bläulich leuchtende Stellen an Mauern, Anhöhen und Türrahmen markieren mögliche Fluchtwege aus den Albtraum-Szenen.

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Silent Hill: Shattered Memories
Wenn die Welt vereist, heißt es fliehen. Bekämpfen können wir diese unheimlichen Kreaturen nämlich nicht.

Doch lange Zeit zu überlegen, welchen Weg wir einschlagen sollten, bleibt selten. Das führt manchmal dazu, dass wir uns in der Panik im Kreis drehen und einige Stellen unfreiwillig zwei Mal sehen. Wirklich fies wird es, wenn der Ausgang aus den panischen Phasen erst über die Lösung ein Rätsel geöffnet wird, das uns einen erneuten Marsch durch die vereiste Umgebung abverlangt. Erwischt uns eines der Viecher, müssen wir sie mit abwehrenden Bewegungen von Nunchuck und Wiimote abschütteln. Einzig die Fackeln, die man ab und an findet, schrecken die Unwesen ab.

Unterbrochen wird die Reise durch Silent Hill gelegentlich durch die geistige Rückkehr zu Dr. Kaufmann, der weitere kleinere Tests durchführt. Wir malen ein Bild, stellen einen perfekten Schultag zusammen und charakterisieren uns selbst. Das Beeindruckende ist, dass die Entscheidungen, die hier getroffen werden, den Verlauf des Spiels und speziell dessen Ausgang beeinflussen. Vier verschiedene Enden erwarten uns und viele Szenen sind so einzigartig, dass wir sie selbst bei einem zweiten oder dritten Durchgang nicht sehen werden.

Grafisch ist Silent Hill: Shattered Memories, für ein Wii-Spiel, wirklich sehr gut gelungen. Einzig die schlecht gemachten Schatten, die eher in der Luft als am Hintergrund zu haften scheinen, nerven ab und zu. Dass das Spiel aussieht wie auf einer VHS-Kassette aufgenommen, inklusive einiger Schlieren, die über das Bild wandern, ist ein sehr schöner Effekt. Der Sound ist, wie von einem Silent Hill nicht anders zu erwarten, außerordentlich gut und trägt bedeutend zu der unheimlich spannenden Atmosphäre bei. Insbesondere die Schreie der Kreaturen sind grausig und gehen durch Mark und Bein. Unterstützt werden die Schreckensmomente durch Vibrationen und Sounds der Wiimote. Dass wir uns letztere bei Telefonaten wie ein Hörer ans Ohr halten müssen, ist ein gelungenes Gimmick.

Silent Hill: Shattered Memories
Dr. Kaufmann, Psychotherapeut, unterzieht uns im Laufe des Spiels einiger Persönlichkeitstests. Das Ergebnis der Tests beeinflusst den Ausgang des Spiels.

Silent Hill: Shattered Memories ist ein wirklich gruseliges Spiel. In manchen Szenen wäre ich am liebsten nicht nur als Harry vor den Dämonen, sondern gleich in echt vor dem Fernseher weggelaufen. Manche Rätsel wirken zwar manchmal etwas sinnlos, wie eine Telefonnummer anzurufen, um eine Tür zu öffnen. Der Spannung schadet das nicht. Auch wirkt es etwas merkwürdig, dass wir die Erinnerungen, die in der Gegend herum schweben, per MMS aufs Handy bekommen. Aber auch das fällt nicht weiter ins Gewicht.

Einzig die Albtraum-Szenen hätten eine etwas bessere Aufmachung vertragen können. Einfach nur zu rennen, ohne wirklich zu wissen wohin und ohne Aussicht auf eine Ende, das stört leider etwas. Wer sich gerne vor dem Fernseher gruselt, ist bei Silent Hill: Shattered Memories richtig und Fans der Serie werden sich über eine gelungene Neuinterpretation des Originals freuen. Überraschender Wendungen inklusive.

08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
+
Sehr gruselig, tolle Soundeffekte, schöne Neuinterpretation des ersten Teils
-
Teils zu lang geratene Panik-Phasen, etwas sinnlose Rätsel
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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