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Sonic Colours

Sonic Colours

Es gibt so einige Fans, die Sonic aufgegeben haben. Aber da ist natürlich Hoffnung für das vertraute, gestandene Maskottchen von Sega. Bunte Hoffnung, in Form von acht farbigen Wisps.

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Vor einer sehr langen Zeit war Sonic einmal cool. Segas blauer Igel war der aerodynamische Entertainment-Dynamo und nicht nur damit alles das, was Nintendos Super Mario nicht war: schnell, frech und er hatte Style. Sonic raste durch die bunten Levels voller Sprünge und Loopings und achtete immer darauf, dass er Zeit hatte, dem Spieler nach dem Level diesen besonderen Blick zu schenken.

Doch seit diesen frühen Tagen ist es mit jedem neuen Sonic irgendwie dasselbe. Bei Sega sagen sie wieder und wieder, dass sie den Igel neu erfunden haben, um ihn wieder groß zu machen. Das reale Ergebnis entsprach dem immer eher nicht - wir wurden stattdessen mit dummen Sidekicks, schrecklichen Mini-Spiele und gruseligen Gimmicks überschüttet.

Sonic Colours ist da anders. Bereits am Anfang wird klar, dass es ein Abenteuer ist, das sich selbst nicht zu ernst nimmt, aber die Vorfahren als Vorbild anerkennt. Wie immer ist Dr. Eggman das Zentrum des Ärgers, weil er den größten Vergnügungspark in der Galaxis bauen will. Es ist ein riesiges Projekt, wo verschiedene Planeten als thematische Bereiche des Parks dienen. Es stellt sich heraus, dass das alles eine Verschwörung ist, um die Ureinwohner des Planeten zu entführen, die Wisps. Natürlich kann Sonic da nicht tatenlos zusehen.

Sonic Colours
Ein grüner Raubaal jagt Sonic unter Wasser - an tollen Ideen fehlt es dem Game nicht.
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Die Geschichte ist ein wichtiges Indiz dafür, dass Sega die richtigen Dinge tut. Und wie sich ein Sonic spielen soll, haben sie offenbar auch nicht vergessen. Sofort nach dem Start findet man sich in einer wilden Flut von Sprüngen und Loopings wieder, bevor es überhaupt mal eine Übersichtskarte der Spielwelt zu sehen gibt. Das ist nicht nur eine überraschende und tolle Möglichkeit zu beginnen, es gibt auch den Weg für das ganze Spiel vor.

Die Geschwindigkeit ist stark in mir - vom ersten Level an und die einfache Steuerung ebenso. Sonic wird natürlich nicht mehr nur mit dem Digital-Pad und einer Taste gesteuert. Aber den Igel zu kontrollieren ist immer noch sehr einfach und intuitiv. Automatisch springt der Igel etwa zum nächstgelegenen Gegner, wenn man nur die A-Taste drückt. Wer genügend goldene Ringe eingesammelt hat, darf mit der B-Taste den Turbo-Boost aktivieren, den man auf der Jagd nach geheimen Sektoren fast immer benötigt.

Diese Einfachheit ist auch ein Ergebnis der Entscheidung des Entwicklers, einen Großteil des Spiels in der 2D-Perspektive zu halten. Aber dafür haben sie sich auf die wenigen 3D-Momente konzentriert, denn diese gehören zu den besten 3D-Momenten mit Sonic seit langer Zeit.

Sonic Colours
Verflucht hohe Geschwindigkeit ist immer noch das Markenzeichen des Igels.
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Eine andere Sache, deren Reaktivierung gelungen ist, ist die Verschmelzung der automatischen und manuellen Steuerung, die so ein integraler Teil der frühen Spiele der Serie war. Man hat in den ersten Sonic-Games gar nicht sooooo viel selbst gemacht, sich am Ende eines Levels aber trotzdem wie ein übermenschlicher Plattformer-Experte gefühlt. Das ist bei Sonic Colours wieder so.

Die Wisps, jene acht verschiedenfarbigen Aliens, die Sonic mit Spezialfähigkeiten ausstatten, wenn er sie im Vorbeilaufen assimiliert, inhaliert oder was auch immer ein Igel mit hilflosen Außerirdischen macht, mögen zuerst wie eine hilflose Ergänzung klingen. Wieder so ein gescheiterter Versuch, die Wiederbelebung des schnellen Igels zu schaffen... aber nein, das ist nicht so etwas wie der Werehog-Part in Sonic Unleashed oder das Schwertkämpfen in Sonic and the Black Knight. Die Wisps fügen stattdessen etwas wirklich Sinnvolles zum Spiel hinzu.

Sie statten Sonic mit unterschiedlichen Fähigkeiten aus. Mit der Hilfe des gelben Wisp bohrt sich Sonic durch den Boden, der rote Wisp schenkt ihm einen Feuerball, der türkise Wisp macht ihn zum Laserstrahl. Wenn Sonic durch das Schütteln der Wiimote in den Laserstrahlmodus wechselt, können wir ihn für eine kurze Zeit nach dem geometrischen Gesetz Einfallswinkel gleich Ausfallswinkel ausrichten und dann abschießen. Und schon flitzt der Laser-Sonic durchs Level.

Sonic Colours
3D-Momente wie dieser sind vergleichsweise rar, aber wenigstens fast immer gut gemacht. Die Qualität der Level insgesamt schwankt allerdings stark.

Insgesamt gibt es acht Arten von Wisps, und dies eröffnet neue Möglichkeiten für das Leveldesign. Wir können später zurück zu einem früheren Level gehen, um mit einer speziellen Wisp-Fähigkeit die Geheimnisse zu enttarnen, die beim ersten Durchgang unerreichbar waren. Das ist eine nette Zugabe, zumal es das Tempo des Spiels nicht verlangsamt.

Es geht auch zu zweit in Sonic Colours. Gameland heißt der Multiplayer-Modus. Im Sonic Simulator können wir gemeinsam mit einem Freund mit Sonic sieben Levelstufen erklimmen. Das ist schlichter, weniger bunt, aber genauso schnell und verbeugt sich eher vor der 8-Bit-Herkunft des hyperaktiven Igels. Unterhaltsam, aber bei weitem nicht so großartig wie das Solo-Spiel, denn die Level sind hier eher einfach und langweilig und sie erfordern Präzision, die die Steuerung nicht bieten kann.

Sonic Colours ist trotzdem eine angenehme Überraschung. Es scheint so, als ob Sega und Sonic Team endlich herausgefunden haben, was es braucht, um ein modernes Sonic-Game zu machen. Außerdem habe ich das Gefühl, dass es ihnen mit den Wisps das erste Mal gelungen ist, der Sonic-Erfolgsformel etwas Sinnvolles hinzuzufügen, etwas jenseits von Gimmick und Quatsch.

Leider, leider gibt es kein Entkommen deutlich zu bemängeln, dass der Steuerung die Präzision fehlt. Dadurch wird's sehr frustrierend, wenn der Igel bremst und die langsamen Plattform-Elemente meistern muss. Ein weiterer Quell der Frustration ist die wechselhafte Qualität des Level-Designs. Jedes Mal, wenn man ein paar tolle Levels gespielt hat, kommt eines, dass sich wie eine Todesfalle anfühlt, die man immer wieder und wieder absolvieren muss.

Sonic Colours ist ohne Zweifel das stärkste neue Sonic-Abenteuer seit sehr langer Zeit, mit schöner Grafik, viel Tempo und tollen Ideen. Sega hatte wieder einmal versprochen, uns ein Abenteuer mit dem blauen Igel zu liefern, das dem Erbe gerecht wird. Dieses Mal ist ihnen das tatsächlich gelungen.

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07 Gamereactor Deutschland
7 / 10
+
Wisps sind ein passende Ergänzung, viele Geheimnisse zu entdecken, klassisches Sonic-Gameplay
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Steuerung fehlt die Präzision, Qualität der Level schwankt stark
overall score
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