Deutsch
Gamereactor
Kritiken
Sonic Free Riders

Sonic Free Riders

Wenn man ein Spiel speziell für seine in Teilen gelungen umgesetzte Menünavigation lobt, ist das natürlich super. Irgendwie. Also, wenn man bei Sonic Free Riders im Menü etwas bestätigen will, dann geht das schneller und präziser als mit der regulären Kinect-Steuerung - wenn auch die Menüs insgesamt nicht so gut sind wie bei Dance Central. Vermutlich haben sie trotzdem lange daran gearbeitet bei Sega. So lange, dass dann nur noch zwei Monate Zeit für das eigentliche Spiel übrig blieb. Schade.

HQ

Anfangs scheint es noch so, als sei Sonic Free Riders eigentlich ganz cool gemacht. Man rast als Sonic, mit einem der zahlreichen Freunde/Feinde oder mit dem eigenen Avatar auf einem imaginären, skateboardartigen Schwebe-Etwas namens Gear durch typisch kunterbunte Sega-Level. Vor dem Kinect-Sensor stellt man sich dazu je nach Fahrstil (Regular oder Goofy) aufs Board und dreht sich nach vorne, um imaginär auf den Bildschirm zuzufahren. Das ist sachlich korrekt, aber leider muss man nun den Kopf um 90 Grad nach vorne drehen, um noch etwas zu sehen. Ziemlich anstrengend nach einer eher kurzen Weile - aber nicht das eigentliche Problem.

Bereits im fast einstündigen Trainingsintro wird klar, das wird hier heute nix. Und morgen auch nicht, denn da ist das Spiel bereits im ewigen Archiv verstaut. Das Training erklärt gaaaaaanz langsam und Schritt für Schritt wie alles theoretisch funktionieren soll und zeigt dann, wie es praktisch nicht funktioniert.

Am schlimmsten ist das Lenken, das man eigentlich gar nicht so nennen kann. Durch das Lehnen des Körpers nach vorne oder hinten soll sich das Board steuern lassen. Leider passiert jetzt aber kaum etwas. Das Board lenkt sich wie eine Massivholz-Schrankwand vollgestopft mit übrig gebliebenen Iron Man 2-Kopien. In Kurven geht dann meist gar nichts mehr, so dass der coole Boarder in die Bande rummst. Zum Glück fährt er fast immer fast anstandslos weiter, da große Teile des Spiels wie auf Schienen ablaufen, weil man sonst gar nichts mehr hinkriegen würde. Man könnte übrigens auch Ringe einsammeln, wenn man nicht permanent an ihnen vorbeischweben würde.

Sonic Free Riders
Das Board lenkt sich wie eine Massivholz-Schrankwand vollgestopft mit übrig gebliebenen Iron Man 2-Kopien
Werbung:

Zum Springen muss man in die Hocke gehen und dann hochspringen. Leider passiert auf dem Bildschirm nicht das, was vor ihm passiert. In einem von zehn Versuchen gelingt einem ein Supersprung, wo die real vollführte 360-Grad-Luftdrehung auch im Spiel ausgeführt wird. Die anderen neun Versuche hagelt es eine C-Wertung und auf Luftschienen fliegt man zur immer sicheren Landung weiter. Grinden kann Sonic auch, aber sobald er auf das Rail oder gar von Rail zu Rail hüpfen muss, ist's vorbei, denn das klappt einfach überhaupt nicht. Warum man für so einen Quatsch vor jedem neuen Rennen erneut das Board justieren muss... ich weiß es nicht.

Schade, dass sie bei Sega ihren für Qualität stehenden Igel für so einen zweitklassigen Quatsch hergegeben haben. Okay, die schönen Ideen fehlen nicht gänzlich, etwa im Teamrennen, wo man gemeinsam mit einem Mitspieler spielt und sich in manchen Passagen an den Händen hälten muss, um gemeinsam zu fliegen. Das bringt Menschen zueinander, was wirklich und ganz ehrlich toll ist. Leider wird eine Steuerung, die bei einem Spieler alleine kaum funktioniert, nicht wirklich besser, wenn es zwei probieren. Besser klappt's beim Staffelrennen, wo bis zu vier Spieler nacheinander gemeinsam antreten. Im Team gegeneinander ginge auch, so rein theoretisch.

Was so richtig unterirdisch schlimm ist, sind sämtliche Zwischensequenzen, wo eine "Geschichte" erzählt wird. Etwa bei der Meisterschaft, wo zwischen den Rennen animierte Sega-GIFs in hoher Auflösung auf niedrigem Niveau sprechen. Zum Glück lässt sich das überspringen, was man aber nur herausfindet, weil man die Hände längere Zeit schützend vor die Augen in Richtung Bildschirm gehalten hat in der Hoffnung, dass diese beleidigend schlechten Dialoge endlich ein Ende haben.

Ach ja, den Onlinemodus hätte ich gerne ausprobiert, aber selbst nach 45 Minuten ist kein einziger Spieler aufgetaucht. Meinem schwedischen Kollegen erging es ähnlich, er hat es zwei Tage immer wieder mal versucht, ohne Erfolg. Es gibt online wie im Offlinemodus normale Rennen, Ringesammeln und die lustige Punktejagd für bis zu acht Spieler. Ob man die acht Leutchen aber je zusammenbekommen wird, das ist sehr fraglich. Tja, was soll man da am Ende sagen? Als Videospielkritiker: Schade. Als Skateboader: Schande!

Werbung:
HQ
03 Gamereactor Deutschland
3 / 10
+
Sonic und seine Freunde
-
Unspielbare Steuerung, schlimme Musik, beleidigende Zwischensequenzen
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

Ähnliche Texte

0
Sonic Free RidersScore

Sonic Free Riders

KRITIK. Von Christian Gaca

Wenn man ein Spiel speziell für seine in Teilen gelungen umgesetzte Menünavigation lobt, ist das natürlich super. Irgendwie.



Lädt nächsten Inhalt