South Park: Der Stab der Wahrheit

"Wie oft hast du dir eine South Park-Folge angesehen und gedacht: 'Ich würde das gerne auf meinem Fernseher sehen, während der an mein Handy angeschlossen ist, welches über mein Tablet-Gerät gesteuert wird, welches wiederum an den Ofen angeschlossen ist, während ich im Kühlschrank sitze'?"

Matt und Trey können es nicht lassen. Den Seitenhieb gab es für Microsoft bei der E3-Präsentation von South Park: Der Stab der Wahrheit - ganz ohne Gnade. Doch die Satire der South Park-Schöpfer auf die Spieleindustrie kam nicht unerwartet, denn Fans der Serie wissen, dass es das Duo vor allem liebt, sich genau über die lustig zu machen. In vielen vergangenen South Park-Folgen wurden die PSP, die Nintendo Wii, Guitar Hero, EA Sports und auch World of Warcraft aufs Korn genommen. Doch nach der Ankündigung ihres South Park-Spiels könnten sie jetzt das erste Mal selbst zum Gespött werden.

Natürlich hatten Stan, Kyle, Cartman und Kenny schon vor diesem Titel ihren Auftritt in Spielform. Doch weder das 1999 erschienene South Park Rally noch der herunterladbare Zusatzinhalt South Park: Tenorman's Revenge reichen an South Park: Der Stab der Wahrheit heran. Denn dieser Titel spielt in einer komplett anderen Liga und zwar aus mehreren Gründen. Zum einen ist es ein Vollpreis-Spiel. Dazu wird die Entwicklung von den Veteranen von Obsidian übernommen, den Machern von Fallout 3 und Fallout: New Vegas. Der entscheidende Faktor ist jedoch, dass Matt und Trey das komplette Skript geschrieben haben und alle Figuren selbst synchronisierten. Denn genau dadurch entsteht das vertraute South Park-Gefühl.

Sicher habt ihr euch schon den Trailer zu South Park: Der Stab der Wahrheit angesehen. Hier erfahren wir, dass die Kinder von South Park ein Rollenspiel spielen. Cartman berichtet mit dramatischer Stimme, dass ihre geliebte Stadt von Goblins, Vampiren, Hippies und anderen Kreaturen überrannt und zerstört wurde. Nur ein wahrer Held kann die Stadt jetzt noch retten. Doch Kyle, der sich für diese Aufgabe freiwillig meldet, kann das in Cartmans Augen schon mal ganz klar nicht sein. "Juden können keine Erlöser sein, erinnerst du dich?", so die politisch völlig inkorrekte aber in der Serie völlig normale Erklärung. Stattdessen schlägt er "das neue Kind" für diese bedeutende Aufgabe vor. Und genau hier kommen wir ins Spiel. Denn dieses neue Kind in South Park, das sind wir.

Auf der E3 hatten wir die Gelegenheit, einen ersten Blick auf diesen neuen Charakter zu werfen. Nachdem wir sein äußeres Erscheinungsbild festgelegt haben, geben wir ihm einen Namen. An dieser Stelle danken wir Cartman, denn der sorgt dafür, dass wir, egal für welchen Namen wir uns entscheiden, am Ende "Douchebag" heißen. Immerhin dürfen wir uns noch für eine von vier Klassen entscheiden. Ob es neben dem Kämpfer, Magier, Kleriker und dem Dieb noch die Klasse "Jude" geben wird, bleibt abzuwarten. Es wäre wohl im gleichen Maße lustig wie politisch inkorrekt.

Der junge Held wird zunächst von seinen Eltern dazu ermutigt, das Haus zu verlassen und in der neuen Stadt ein paar Freunde zu finden. Denn die beiden brauchen ein bisschen Privatsphäre zum "Ringen" im Schlafzimmer. Gesagt, getan - und schon nach kurzer Zeit treffen wir auf Butters und Cartman, die uns ihr Hauptquartier im Garten präsentieren. Hier gibt es neben einem Waffenlager auch Stallungen, einen Aussichtsturm und all die anderen Gebäude, die wir in einem Rollenspiel erwarten. Der einzige Unterschied dabei ist, das wir eine Menge kindlicher Fantasie brauchen, denn die Gebäude bestehen aus Sandkästen und nachlässig zusammengeschusterten Holzplatten.

Der Grafikstil mag, um es mit Matt Stones Worten auszudrücken, "beschissen" sein, aber in seiner Einfachheit ist er schlicht großartig. South Park: Der Stab der Wahrheit sieht exakt so aus wie eine South Park-TV Folge. Obwohl South Park Let's Go Tower Defense Play ebenfalls diesem Grafikstil treu geblieben ist, ist das hier das bestaussehendste South Park-Spiel aller Zeiten. Damit wir uns in der Nachbarschaft auch zurecht finden, mussten sich Matt und Trey außerdem das erste Mal eine Karte für South Park überlegen. In der Serie war die nie notwendig gewesen.

Bei unserer ersten Mission müssen wir chinesisches Essen für Cartman besorgen, doch bevor wir unsere Aufgabe im City Wok starten können, greift eine andere Gruppe Kinder an. Die spielen ebenfalls ein Rollenspiel und es entbrennt ein hitziges Gefecht. Das Kampfsystem erinnert stark an Paper Mario. Durch gut getimtes Tasten-Drücken greifen wir abwechselnd an oder wehren ab. Wird es brenzlig, heilen wir uns mit einigen Cheesy Poofs oder werden mit Taccos wiederbelebt. Für einige Lacher sorgen außerdem Waffen der Kinder. Neben einem Mongorian-Bogen schlagen wir unsere Gegner auch mit einem dildoartigen Vibroblade in die Flucht.

Obsidian präsentiert uns auf der Messe außerdem einen Kampf gegen eine Gruppe Vampir-Kinder. Gegen die helfen uns besonders unsere Spezial-Attacken. So lässt Cartman die Hose runter und setzt seinen Furz in Brand, um seine Gegner zu verletzen. Reicht das nicht aus, brauchen wir den Gnadenstoß von Mr. Slave. Der nennt sich Wrecked 'Em und dabei springt Mr. Slave auf den Kopf seines Gegner und macht genau das, was wir von ihm aus der Serie gewohnt sind. Doch wir wollen noch nicht zu viel verraten. In jedem Fall gibt es eine ganze Reihe kreativer Attacken.

Obsidian und die South Park-Schöpfer zeigen uns ein wirklich vielversprechendes Spiel. Der Humor, der Stil und das Kampfsystem entsprechen genau unseren Vorstellungen. Doch nun muss auch die Geschichte überzeugen und uns bleibt wohl nichts anderes übrig, als abzuwarten, ob die uns die über die gesamte Länge des Spiels fesseln wird.