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The Cave

The Cave

Die Point & Click Adventure-Legende Ron Gilbert hat sich mit Double Fine und seinem alten Lucas Arts-Weggefährten Tim Schafer zusammengetan. Dabei ist eine Art Point & Click-Jump'n'Run herausgekommen. So wirkt es jedenfalls auf den ersten Blick.

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Tim Schafer hat mit seiner sehr erfolgreichen Kickstarter-Kampagne viele andere alte Videospiel-Legenden motiviert, fast ausgestorbene Genres wiederzubeleben. Chris Robert und David Braben sind wieder da. Beide arbeiten jeweils an ihrer Neuauflage der fast schon totgeglaubten Space-Shooter-Simulationen, die Anfang der neunziger Jahre so beliebt waren. Point & Click Adventures waren die anderen Blockbuster von damals. Maniac Mansion, The Secret of Monkey Island und The Day of the Tentacle, das sind alles Namen, die Generationen von Spielern ins Schwärmen geraten lassen.

Mittlerweile hält bei den Point & Click Adventures eigentlich nur noch Telltale Games die Fahne hoch. Das einst so beliebte Genre wirkt im Vergleich zu den aktuellen Spielen doch sehr langsam und eingeschränkt. Die beliebten Adventures, die sich ganz auf ihren Humor, verrückte Rätsel und eben nicht auf schnelle Reflexe der Spieler verlassen, haben aber immer noch zahlreiche Fans.

Tim Schafers Studio Double Fine hat eigentlich bei allen Spielen den Humor und Charme der alten Lucas Arts-Klassiker beibehalten. Die leicht kubistisch verschobene Perspektive und die etwas zu großen Köpfe, gepaart mit dem skurrilen, aber auch unschuldigen Humor tragen eindeutig die DNA aus alten Lucas Arts-Tagen. Die erneute Zusammenarbeit von Tim Schafer und Ron Gilbert lässt sie wieder zu einem Dreamteam für Adventures werden.

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The CaveThe Cave
Der Hillbilly möchte das Herz seiner Angebeteten mit einem Geschenk gewinnen.

In Ron Gilberts The Cave werden drei Figuren auf die Reise in eine geheimnisvolle Hölle geschickt. Aus sieben Abenteurern kann das Team zusammengestellt werden und alle haben ihre ganz eigenen Fähigkeiten: Der Ritter kann sich für kurze Zeit unsichtbar machen, die Wissenschaftlerin ist gut im Umgang mit Elektronik, der Abenteurer besitzt einen Enterhaken, der Mönch hat telekinetische Kräfte, der Zeitreisende beherrscht die Phasenverschiebung, die Zwillinge können einen Geist von sich erschaffen und der Hillbilly kann Unterwasser die Luft besonders lange anhalten. Die Helden haben dabei ihre ganz eigene Motivation für ihr Abenteuer in der Höhle.

In dem spielbaren Level von The Cave verschlägt es uns in einen unterirdischen Vergnügungspark und unser Team ist bereits vorgegeben. Unsere Aufgabe wird schnell klar, denn der Hillbilly hat ein Auge auf die Schöne des Jahrmarkts geworfen. Eine sensationelle und unwiderstehliche, zweibeinige Frau. Also muss ein Geschenk in Form eines pinkfarbenen Teddys her, der praktischerweise für ein paar Gewinntickets aus dem Automaten gezogen werden kann. Die begehrten Tickets sind die Hauptpreise an diversen Jahrmarktsattraktionen. Doch die Sache hat leider einen Haken, denn die zwielichtigen Gestalten auf dem Rummel wollen einen gerne übers Ohr hauen und spielen falsch.

Bei Hau den Lukas ist der Hammer viel zu leicht. Bei Rate dein Gewicht geht es ebenfalls nicht mit rechten Dingen zu und das Unglücksrad lässt auch nichts Gutes erahnen. Unsere drei Helden müssen sich also allerlei Tricks einfallen lassen, um doch noch an die wertvollen Tickets zu kommen. Auch wenn die drei Helden stark an Manic Mansion erinnern, ein klassisches Inventar gibt es nicht. Jeder Abenteurer kann genau einen Gegenstand mit sich herumtragen. Die Rätsel selbst aber folgen einer ähnlich bizarren Logik, wie man sie von den Lucas Arts-Klassikern kennt.

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Um die Betrügereien beim Schätzen des Gewichts zu umgehen, lassen wir beim Zauberer eine schwere Hantel unsichtbar machen und das Unglücksrad kann mit Hilfe des Wahrsagers ausgetrickst werden. Das zieht natürlich immer wieder neue Aufgaben nach sich, die je nach Besetzung unseres Teams unterschiedlich gelöst werden müssen. Der große Hammer für Hau den Lukas lässt sich auf zwei Wegen erreichen. Entweder die Wissenschaftlerin tauscht mit ihren Fähigkeiten zwei Sicherungen aus, um ein Hindernis aus dem Weg zu räumen oder der Generator wird kurzfristig mit einem Schraubenschlüssel abgeschaltet.

Die Idee mit den sieben unterschiedlichen Helden und ihren Fähigkeiten ist schön, auch wenn sie in dem Jahrmarktlevel eigentlich kaum zum Einsatz gekommen sind. Knobelaufgaben im Zusammenhang mit den Fähigkeiten, wie man sie vielleicht von The Lost Vikings kennt, sollte man hier nicht erwarten. So etwas wird schon wegen der sieben verschiedenen Figuren so nicht möglich sein.
Die Rätsel sind im Vergleich zu den alten Point & Click Adventures eher schlicht, da die Variationsmöglichkeiten ohne Inventar doch ziemlich gering sind. Das war aber bei einer Produktion aus dem Hause Double Fine eigentlich auch zu erwarten. Bei Double Fine standen in letzter Zeit eigentlich immer mehr charmante Abenteuer im Vordergrund, die auch für jüngere Spieler geeignet sind. Bestes Beispiel dafür ist etwa das großartige Stacking, das sicher auch mehr durch seinen Charme, als durch schwere Knobeleien bestochen hat.

The Cave
Es ist ein hübsch gezeichnetes Spiel mit viel Humor, skurrilen Charakteren und ganz eigenen Charme.

The Cave ist ein hübsch gezeichnetes Spiel mit viel Humor, skurrilen Charakteren und seinem ganz eigenen Charme. Aber eine gewisse Enttäuschung hat das erste Anspielen doch hinterlassen. Die Idee mit dem Team aus drei Figuren hat so viel Potential, aber kam auf dem Rummel eigentlich kaum zum Einsatz. Der Koop-Modus geht auch einen gewöhnungsbedürftigen Weg. Zwei weitere Spieler können jederzeit einsteigen, allerdings besitzt The Cave keinen Splitscreen-Modus. Werden also unsere Helden getrennt, bleibt die Kamera bei der zuletzt aktivierten Figur und das führt häufig zu einem verwirrenden Durcheinander. Entweder schaut der andere Spieler seinem Partner tatenlos zu oder sorgt mit einem Figurenwechsel für noch mehr Konfusion. Aufgrund der eher schlichten Rätsel, liegt dann leider die Hauptaufgabe der Figuren darin, sie möglichst an strategisch günstigen Stellen zu parken, um sich viel Rennerei zu ersparen und genau das geht dann alleine eben doch viel besser.

Natürlich war der Rummel nur ein kleiner Einblick in The Cave und es ist gut möglich, dass die Interaktion der Figuren und die Rätsel später im Spiel noch um einiges komplexer werden. Aber die Wunschvorstellung, es handele sich bei dem Spiel um eine zeitgemäßere Variante der alten Point & Click-Abenteuer, sollte man schnell wieder vergessen. Nicht nur das fehlende Inventar macht einem hier einen Strich durch die Rechnung, denn eines der wesentlichen Bestandteile war früher ja auch der humorvolle Variantenreichtum beim Scheitern. Egal wie absurd die eigenen Lösungsversuche bei aller Verzweiflung damals auch gewesen sein mögen - es ist eigentlich immer etwas Lustiges passiert. Genau diesen Aspekt findet man in The Cave leider überhaupt nicht.

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