Amazon Game Studios „unangekündigtes" Spiel auf der Gamescom 2018 war The Grand Tour Game (TGTG), eine Abkürzung die Fans sofort erkennen dürften. Gegen Ende des Jahres erwartet uns ein medienübergreifendes Unterhaltungsprodukt, bestehend aus einer TV-Show und einem Videospiel mit Autos und drei ziemlich bekannten Typen in den Hauptrollen.
Das soll aber nicht nur eine Produktion werden, die sich lose an der Vorlage orientiert. Nein, Amazon hat sich für eine Episoden-Struktur entschieden, wie wir sie von Life is Strange kennen - und doch so nah an der Vorlage wie Rares GoldenEye 007 bleibt. Ernsthaft, bei einem Rennspiel? Ja, das bedeutet Season 3 der TV-Serie The Grand Tour wird gerade abgedreht und vermutlich vor Jahresende ausgestrahlt. Aber jetzt eben für TV, PS4 und Xbox One gleichzeitig entwickelt, wobei jede Episode wöchentlich zur gleichen Zeit erscheinen soll.
Die Idee ist, dass die Nutzer jeden Freitag nach der Show die interaktive Spielerfahrung mit einem Controller erleben. Die Prüfungen und Herausforderungen sollen so irre und unerwartet wie möglich werden und eine volle Veröffentlichung würde viele Dinge einfach zu früh preisgeben.
Es geht darum, das „ihr wir sein könnt", wobei mit „wir" in dem Fall die Moderatoren Jeremy Clarkson, Richard Hammond und James May sind. Das Spiel wird viele Dialoge und Kommentare der früheren Top Gear-Moderatoren enthalten, denn die Spieler übernehmen keinen zufälligen Avatare, sondern die Rolle eines der Gastgeber und den bekannten Rivalitäten und dem typischen Herumalbern.
Jede spielbare Episode wird durch ein Real-Video vorgestellt, das Aufnahmen aus der Sendung zeigt. Nach ein paar Minuten wird aus dem Video ein Spiel und wir übernehmen die Steuerung. Wir durften nur sehr frühen Alpha-Code auf der Gamescom anspielen. Aber nach dem doch überzeugenden Übergang der Realbilder zu gerendertem Gameplay wurde schnell klar: Spiel des Jahrs in der Kategorie Grafik wird das sicher nicht. Es ist ok, aber abgesehen von ein paar netten Effekten und hochauflösenden Texturen sind die Automodelle und Umgebungsdetails eher Standard.
Das gilt auch für die Fahrphysik, besonders im Vier-Spieler-Splitscreen-Modus, in dem es sich wie auf Schienen fährt, ohne spürbare Gewichtsverlagerungen oder glaubwürdigen Grip. Und wir dürfen nicht vergessen, das extreme Wetter- und Streckenbedingungen in der Show durchaus zu erwarten sind. Wir brauchen keine akkurate Simulation - auch wenn Clarkson, Hammond und May das sicher geliebt hätten. Aber selbst Mario Kart und Need for Speed haben spaßige Fahrphysik jenseits der Realität als Grundlage.
TGTG leiht sich tatsächlich Einiges von Nintendos Rennspiel-Klassiker. Ihr könnt nicht nur mit drei weiteren Freunden lokal spielen, ihr könnt sogar Power-Ups sammeln und aktivieren. Es gibt den typischen Boost und ein „Texting"-Power-up, mit dem wir den gegnerischen Bildschirm einfach voll texten. Der typische Humor der Show und des Trios zeigt sich in jedem Aspekt des Spiels, dass reicht bis zu den kloförmigen Medaillen für schlechte Leistungen und einer endlose Reihe von schlechten Scherzen.
Zu typische Örtlichkeiten wie dem Eboladrome gesellen sich die verrückten Orte aus der jeweiligen TV-Episode. Wir durften den BMW M2 auf der Teststrecke und den VLF ROCKET V8 Mustang in LA fahren, aber wir haben auch ein paar McLarens und Lambos gesehen. Mit den Rechten der Show, einer ordentlichen Anzahl Karren und lizensierten Tracks wird es zu einem kompletten Paket.
Das Konzept hinter The Grand Tour Game ist ziemlich einzigartig und mit einer TV-Show, deren Macher immer nach unglaublichen Situationen und Stunts streben, dürfen wir abwechslungsreiche Inhalte erwarten. Abwechslung ist bei Rennspielen sicher nicht alles, auch nicht bei Arcade-Racern. Aber wenn die Fahrphysik und die Grafik nicht mithalten, dann wird das ganze nur als tolles Konzept in Erinnerung bleiben.