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The Messenger

The Messenger

Ein Bote, der immer und immer wieder getötet wird. Was für ein herrliches Retro-Erlebnis ist das denn bitte!

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The Messenger könnte leichtfertig als Ninja Gaiden-Klon abgestempelt werden. Wer das tut, würde womöglich eines der besten Indie-Spiele in diesem Jahr verpassen. Die japanische Serie mag einen Einfluss auf die DNA von The Messenger gehabt haben, doch ein RPG-ähnliches Fähigkeitensystem, gerissene und selbstkritische Dialoge vereint mit einer Pixel-verzerrenden Zeitreisemechanik machen das Spiel zu etwas besonderem. The Messenger erscheint am Ende des Sommerlochs der Videospiele und wurde Konsolen-exklusiv auf der Nintendo Switch sowie auf Steam veröffentlicht.

Als Bote müssen wir in The Messenger einem legendären Helden, angesiedelt auf einem weit entfernten Berg, eine Schriftrolle überbringen. So soll die Auferstehung einer Dämonen-Armee verhindert werden. Während wir uns auf in den Norden machen, riskieren wir bei jedem Schritt unser Leben und bauen eine Reihe von Ninja-Fähigkeiten aus, um sicherzugehen, dass die Schriftrolle in sicheren Händen ist.

Um wen handelt es sich bei dem namensgebenden Messenger? Und was befindet sich in der Schriftrolle? Diese Fragen und noch viele mehr bleiben unklar, doch ihr solltet euch nicht von der dünnen Geschichte abschrecken lassen, denn das Skript ist voll mit unerwartetem Humor und Charme (dazu kommen wir später).

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Zum größten Teil handelt es sich bei The Messenger um ein klassisches 2D-Side-Scrolling-Jump'n'Run. Wir benutzen unsere Ninja-Fähigkeiten zum springen und gleiten durch eine Vielzahl diverser Level, die unsere Kontrolle und Agilität auf die Probe stellen. Während des Aufstiegs kommen neue Fähigkeiten hinzu wie das Emporklettern an Wänden, sich an Haken festhalten zu können und die Fähigkeit, wie ein Eichhörnchen durch die Luft zu fliegen. Diese Fähigkeiten werden gleichmäßig verteilt, um das Jump'n'Run-Element noch einmal zu erschweren. Als wir uns von einer Klippe herunterstürzten und an einer Wand festhielten, um im Anschluss einen Shuriken in das gegnerische Auge zu befördern, fühlte sich das Ganze sehr flüssig an und bescherte bei richtiger Ausführung eine Menge Freude.

Das RPG-ähnliche Fähigkeitensystem ist vom Händler aus zugänglich und ermöglicht es uns, die Fähigkeiten zu verbessern und neue zu kaufen. Darin enthalten sind allgemeine Gesundheits- und Shuriken-Upgrades sowie Verbesserungen, mit denen wir besser schwimmen oder schneller angreifen können, wenn wir uns im Wingsuit befinden. Die Zeitscherben dienen als Währung im Spiel, sie können verteilt über die Level gefunden werden und geben oftmals den Weg vor. Wer alle Scherben sammeln will, stellt sich einer echten Herausforderung, da diese oftmals in der Nähe von tödlichen Objekten liegen und von besiegten Gegnern fallen gelassen werden.

Im Gegensatz zu den Titeln, von denen sich The Messenger inspirieren lässt, fühlt sich das Spiel niemals zu bestrafend an. Es gibt keine Game Over-Bildschirme, nicht einmal die Zeitscherben verlieren wir als Bestrafung bei unserem Tod. Stattdessen verschlingt ein kleiner roter Teufel namens Quarable einige Zeitscherben auf unserem Weg als Bezahlung für seine Dienste. Zwar verdient die kleine rote Kreatur den Unterhalt durch unsere Niederlagen, doch wir waren froh, dass er immer mit dabei war. Humor besitzt der Teufel auch, während des Ladebildschirms verspottet er uns für unsere Fehlschläge und informiert uns darüber, wie oft wir schon gestorben sind und wie viele Zeitscherben er dafür bisher einkassiert hat.

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Es kam öfter vor, dass wir uns dabei erwischten, wie wir über das knackige Skript schmunzeln mussten, das uns andauernd verspottete und die vierte Wand durchbrach. In einer Situation machte der Händler des Ladens eine Referenz zum Trailer des Spiels und bestrafte uns mit nicht überspringbaren Dialogoptionen, als wir seine Anweisungen ignorierten und einen kleinen Blick in den mysteriösen Schrank des Ladens warfen.

Auch die Bosskämpfe bekommen eine Menge Humor ab, als Resultat fühlten sich die Begegnungen viel tiefgründiger und einprägsam an. In der ersten Hälfte des Spiels kämpften wir gegen einen beeindruckenden gründen Steingolem, der in Tränen ausbrach, als sich herausstellte, dass das Alles nur ein großes Missverständnis war.

Ganz nach unserem Adventure-Geschmack beinhaltet The Messenger versteckte Sammlerobjekte, die gefunden werden können, wenn wir vom eigentlichen Weg abkommen. Die grünen Scheiben-ähnlichen Objekte nennen sich Kräftesiegel. Wenn wir die insgesamt 45 Siegel finden, können wir diese verwenden, um eine leuchtende Truhe im Laden des Händlers zu öffnen. Wir können noch nichts zu deren Inhalt sagen, denn wir haben sie noch nicht gesehen. Doch wir können euch verraten, dass wir schon mehrmals dazu verleitet wurden, in den Tod zu stürzen, während wir verzweifelt nach unerforschten Gebieten suchten. Wie in einem tranceartigen Zustand durch die mysteriöse Aura der Schatztruhe. Wir wünschen uns, dass das Spiel uns mehr zu den Leveln und wie viel es noch zu entdecken gibt, verraten hätte. Doch höchstwahrscheinlich hätte dies die Herausforderung und den Reiz des Spiels verdorben.

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Ein Kernelement von The Messenger ist die Zeitreise-Mechanik. Während wir uns zwischen den Zeitperioden bewegen, verändert sich die Welt von 8- zu 16-Bit, ein einzigartiges Feature ebenso wie die humorvollen Dialoge. Wir haben es genossen, die Welt von The Messenger durch eine andere Linse zu sehen, die Implementierung fühlte sich wie eine Huldigung der zwei ikonischen Zeitabschnitte an. Erwartet die Fähigkeit jedoch nicht zu früh, erst im finalen Abschnitt des 15-stündigen Spiels taucht sie hier und da auf.

The Messenger und Shovel Knight kämpfen um den Platz des besten Pixelstils, den wir sein Jahren gesehen haben. Der Chiptune-Soundtrack ist so perfekt komponiert dass er für sich selbst steht. Nachdem wir das Spiel gespielt haben, ging es gleich zu Youtube, um unseren Ohren noch einmal das Rainbowdragoneye-Meisterwerk (frei von den Sounds des Game Over-Bildschirms) zu gönnen. Der visuelle Stil ist ebenfalls wunderbar: Von frostigen Gipfeln hinab in Untergrund-Höhlen bis hin zu mit Pilzen bedeckten Sümpfen - alles fühlte sich lebendig und dynamisch an durch die starken Farben und den hohen Detailgrad der Umgebungen.

The Messenger verbirgt seine Einflüsse der NES-Ära nicht und ist bereits jetzt ein Klassiker für Nintendo Switch. Die Action ist schnelllebig und flüssig, die Dialoge humorvoll und selbstkritisch, außerdem lieben wir die Zeitreise zwischen den 8- und 16-bit Welten. Es ist eine großartige Meisterleistung, wenn man bedenkt, dass es die erste Veröffentlichung von Sabotage Studio ist. Wir sind bereits gespannt, welche retro-inspirierten Welten uns die Entwickler als nächstes präsentieren werden. Es fällt uns schwer, den charmanten Rückblick zu kritisieren. Wir hoffen, dass das Spiel nicht einfach als ein weiterer Nostalgie-Trip abgestempelt wird.

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10 Gamereactor Deutschland
10 / 10
+
Sieht wunderschön aus und spielt sich gut, exzellentes Gameplay, aufrichtig witzig, große Herausforderung ohne Frustration.
-
Eigentlich gar nichts
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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