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The Mighty Quest for Epic Loot

The Mighty Quest for Epic Loot

Beute, Plündern, Monster schlagen - in diesem F2P-Titel geht es zur Sache. Leider nur für kurze Zeit, dann zeigen sich erste Verschleißerscheinungen beim Spielprinzip.

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Schadenfreude ist die schönste Freude. Nirgendwo wird das so offenkundig wie in The Mighty Quest for Epic Loot. Der Free-to-Play-Titel weckt in uns Verschlagenheit und Gier in ungeahntem Ausmaß. Und das ist gut so! Doch trotz vieler unbestreitbarer Stärken mangelt es The Mighty Quest for Epic Loot leider an echter Langzeitmotivation und Lebendigkeit.

"Ihr kamt nach Opulenzia auf der Suche nach Ruhm, Reichtum und Anerkennung, hab ich recht?" Darauf kann der gute Cornelius aber wetten, den ganz offensichtlich handelt es sich bei unserem Helden um einen mittellosen Schlucker, dem das Abenteuer in der Wolkenstadt gerade recht kommt. Warum sonst sollten wir in die Plünderung des ersten Schlosses mit einem Schlafanzug starten?

Doch das Elend währt nicht lang. Ob als Magier, Ritter, Schütze oder Ausreißerin, schnell erhalten wir den Schlüssel zu unserem eigenen Schloss, in dem wir unsere gesammelte Beute verstauen können. Darum geht es nämlich in The Mighty Quest for Epic Loot: Beute, Beute und nochmals Beute.

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In meinem "Empfangssaal" erwarten die Räuber Klebminenfelder, die sie verlangsamen.

Kernstück der Spielerfahrung ist das Plündern anderer Schlösser - vorzugsweise natürlich anderer Spieler und Freunde - im bewährten Dungeon-Crawler-Stil. Dazu kämpft sich unser Held mit verschiedenen Fähigkeiten durch die mit Monstern gespickten Säle und Hallen. Besiegte Gegner hinterlassen neue Ausrüstungsgegenstände und, was noch viel wichtiger ist, Gold sowie Lebenskraft. Beides benötigen wir, um unser eigenes Schloss auszubauen und es gegen Überfälle zu sichern.

Gerade Anfangs bereitet uns der Überfall auf andere Spielerschlösser kaum Probleme. Schließlich muss jeder erst einmal die Grundprinzipien verinnerlichen und sich an den vielen Möglichkeiten zum Schlossaufbau probieren. Und gerade das ist der spannendste Teil von The Mighty Quest for Epic Loot. Je stärker unser Charakter wird, desto mehr Möglichkeiten zum Schlossausbau stehen uns zur Verfügung. Schnell erhalten wir über das Beschwörungsportal Zugang zu vielen verschiedenen kreativen Monstern und Fallen.

Die Schwierigkeit liegt dabei natürlich nicht darin, dass Gemäuer mit so vielen Kreaturen wie möglich vollzustopfen. Die Herausforderung ist eher, sie so anzuordnen, dass sie es dem Eindringling so schwer wie möglich machen, die Schatzkammer zu erreichen. Dabei eröffnet jedes neue Monster und jede Falle ganz neue Strategien. In meinem "Empfangssaal" erwarten die Räuber Klebminenfelder, die sie verlangsamen. Zeit genug für meine einäugigen Prügel-Piets und die feurigen Rammböcke, um den Gegner niederzurennen, während die fliegenden, glubschäugigen Superstarrer aus der Ferne ihre Geschosse abfeuern.

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The Mighty Quest for Epic Loot
Am Ende treibt mich weniger echtes Interesse am Entdecken der Welten an, als vielmehr der Drang, chronisch knappe Lebenskraft zu sammeln, um mein Schloss auszubauen.

Seit der Closed Beta wurden die Möglichkeiten zur freien Entfaltung wesentlich erweitert und es macht unglaublich viel Spaß, knifflige Kettenreaktionen zu kreieren. Doch Vorsicht: Bevor andere in die Falle tappen können, müssen wir unser Schloss selbst schlagen. Eine tolle Idee, oft waren die Schlösser in der Closed Beta nämlich so schwer oder so zeitraubend im Abschluss, dass Spielspaß verloren ging. Änderungen sollte man sich nun aber gut überlegen, denn mit jedem neuen Monster wird der Schlosstest fällig.

Abgesehen von den Spielerschlössern erwarten uns noch vorgefertigte Gemäuer, die mit verschiedenen Stilen in sieben Welten für Abwechslung sorgen. So finden wir uns anfangs in der schleimig grünen Schnodder-Welt von Graf Snottingham wieder, während wir später in der flammenden Behausung von Meister Feurich ins Schwitzen kommen. Die Abwechslung sorgt zumindest anfangs für die nötige Motivation, auch die restlichen Welten entdecken zu wollen, allerdings schläft diese schnell ein.

Am Ende treibt mich weniger echtes Interesse am Entdecken der Welten an, als vielmehr der Drang, chronisch knappe Lebenskraft zu sammeln, um mein Schloss auszubauen. Und das ist mühselig. Schade, denn eigentlich haben die Entwickler in ihre Stile viel Mühe gesteckt. Doch nicht nur deshalb wirkt die Welt im Himmel leblos und oberflächlich. Was The Mighty Quest for Epic Loot fehlt, ist eine Geschichte, die den Bogen schlägt. Inhaltlich beschränkt man sich auf die Prämisse: "Du scheinst jemandem auf die Füße getreten zu sein. Nimm sein Schloss auseinander und reiße seine Schätze an dich." Schade, die schrulligen Charaktere bieten oft Potenzial für mehr.

The Mighty Quest for Epic Loot
Auf die Bezahloptionen im F2P-Titel wird hingewiesen, aufdringlich aufgezwungen werden sie uns aber nicht.

Alle Geschehnisse werden von Cornelius Richling eingeleitet und erklärt, sodass es bald den Anschein hat, er wäre außer uns selbst die einzig Figur im Spiel. Interaktionen mit anderen Charakteren des Spiels gibt es nicht. Vielleicht hätte man die Einkaufsmöglichkeiten im Spiel auf einen Marktplatz auszulagern können, an dem sich noch andere Gestalten tummeln, um eine lebendigere Spielumgebung zu erschaffen. So bleibt uns nur, jede neue Umgebung von unserem Turm aus zu betrachten und die äußerlich nicht zu unterscheidenden Schlösser auszuwählen, die uns als nächstes zum Opfer fallen sollen.

Klar stellt sich bei einem F2P-Titel zwangsläufig auch die Frage nach der Finanzierung. Ubisoft implementiert die Bezahloptionen fair: Das gesamte Spiel kann ohne einen Cent Echtgeldinvestition durchgespielt werden. Wer in die Tasche greift, verschafft sich zumindest anfangs einen Zeitbonus, ist schließlich aber doch auf dieselben Ressourcen wie alle anderen Spieler angewiesen - und die gibt es nur durch selbst angelegte Minen oder das Plündern. Käuflich sind vor allem Anpassungen kosmetischer Natur, wie neue Schloss-Stile, Gefährten oder alberne Kostüme. Für Bares gibt es aber auch einen weiteren Charakter für alle, die sich nicht zwischen Nah- oder Fernkampf entscheiden wollen. Auf die Möglichkeiten wird hingewiesen, aufdringlich aufgezwungen werden sie uns aber nicht.

The Mighty Quest for Epic Loot lebt neben der komplexen Schlosseinrichtung vor allem von seinem lockeren, teils kindlichen Humor. Natürlich sind auch mal ein paar Albernheiten dabei, geschmunzelt habe ich aber vor allem über die schrägen Hauptcharaktere, die den Ausflug in die Welt der Plünderer so unterhaltsam machen. Da gibt es etwa das muskulöse Muttersöhnchen Sir Schmerz-a-Lot und den finsteren Magier Baron von Boshaftingen mit seiner krächzender Stimme oder den opportunistischen Cornelius, der zwar nicht spielbar ist, mit seiner Geldgier und Verschlagenheit aber immer für ein paar Lacher sorgt.

The Mighty Quest for Epic Loot macht über weite Strecken Spaß. Es fördert unglaublich viel Kreativität in uns zu Tage und unterhält durch abwechslungsreiche Schlösser-Designs, witzige Kreaturen und ein tiefgründiges Verteidigungssystem. Das Konzept nutzt sich aber mit steigender Spielzeit ab und echte Langzeitmotivation fehlt ebenso wie Interaktionsmöglichkeiten mit anderen Charakteren.

07 Gamereactor Deutschland
7 / 10
+
Abwechlsungsreiche Designs, kreative Charaktere, unterhaltsame Hauptfiguren, tiefgründiges Verteidigungssystem mit immer neuen Herausforderungen, unaufdringliche Kaufoptionen
-
äußerlich eintönige Spielwelt, repetitives Spielprinzip, Ressourcenungleichhgewicht, fehlende Langzeitmotivation
overall score
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KRITIK. Von Wiebke Westphal

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