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The Surge

The Surge

Wenn ihr auf der Suche nach einem fordernden Action-RPG seid, mit dem ihr die Soulsborne-Dürre übersteht, lass alles stehen und liegen - The Surge hilft euch aus.

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Das Hamburger Entwicklerstudio Deck 13 hat mit Lords of the Fallen bewiesen, dass sie den aufregenden Mix aus Souls-Kämpfen mit frischen, innovativen Mechaniken verbinden können. Nun wollen sie mit ihrem neuen The Surge zeigen, dass das Setting auch in einer dystopischen Sci-Fi-Welt funktioniert.

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The SurgeThe Surge
The Surge ist ein hübsches Spiel, das nicht gerade zimperlich ist, wenn es um Gewaltdarstellung geht.aller Deutlichkeit

Anstatt uns einen eigenen Charakter zusammenzubasteln, schlüpfen wir in die Rolle von Warren, der sich auf den Weg zu seinem allerersten Arbeitstag bei CREO (einem großen Technologie-Unternehmen, das immensen Einfluss auf den globalen Wandel hat) befindet. Doch noch bevor Warren die Gelegenheit erhält, seinem neuen Arbeitgeber zu beweisen, was in ihm steckt, findet er sich inmitten eines chaotischen Zwischenfalls wieder, bei dem Roboter und andere Angestellte durchdrehen. Das ist dann auch schon alles was wir an Einführung bekommen, weitere Details dieses Puzzles sammeln wir aus diversen Audiologs und den Gesprächen mit anderen Überlebenden. Obwohl sich The Surge als interessant erzählte, provokante Geschichte beweist, fehlt es vor allem dem Protagonisten an Gefühl. Das macht es uns sehr schwierig, sich mit Warren zu identifizieren und wirft einfach die Frage auf, warum uns die Entwickler nicht erlaubt haben, uns eine eigene Figur zu erstellen.

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Bevor wir in den Wirbelwind aus Emotionen geworfen werden, führt uns The Surge seicht in seine Mechaniken ein. Viele dieser Hinweise finden wir als Textblog bei entsprechenden Umgebungsinteraktionen. Wie bei seinen Inspirationsquellen ist es im Kampf wichtig, die Bewegungen seiner Gegner zu lesen, Ausweichsprünge und das Parieren zu erlernen, und zu verstehen, wann es an der Zeit für einen Gegenangriff ist. Die Abwesenheit von Fernkampfwaffen zwingt uns dazu, mit unseren Widersachern auf Tuchfühlung zu gehen, stets sind es wenige Zentimeter, die uns von dem nahenden Tod trennen.

Es gibt eine Vielzahl an Nahkampfwaffen, die unsere Auseinandersetzungen variantenreicher gestalten. Darunter richtig dicke Hämmer, Stäbe die unsere Bewegungsrepertoire erweitern und einhändig geführte Waffen, die einzeln betrachtet zwar nicht sonderlich viel Schaden austeilen, dem Angreifer jedoch mit einer schnellen Schlagabfolge in die Knie zwingen. Jeder dieser Prügler kommt mit eigenen Werten daher, was einen Einfluss auf unsere Angriffsgeschwindigkeit und die Kraft, mit der wir Gegner treffen, ausübt. Für Freunde gepflegter Sammelei gibt es auch einiges zu tun.

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Das Setting dreht sich voll und ganz um den CREO-Technologiekonzern - Fabriken, Labore und Technik bestimmen das Erscheinungsbild.
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Gemäß der Souls-Blaupause kommt das Kampfsystem mit einem waschechten Zielsystem daher, das der V.A.T.S.-Zielhilfe aus Fallout nicht unähnlich ist. Wer einen schnellen Sieg erzielen möchte, zielt auf ein ungepanzertes Körperteil seines Gegners und hat seinem Widersacher zu Brei. Wer stattdessen mit einem speziellen Ausrüstungsgegenstand liebäugelt, trennt das entsprechende Glied einfach vom Körper des Feindes ab und steckt sich den Helm oder die neue Axt anschließend selbst an. Dafür einfach so lange auf das entsprechende Teil des Gegners kloppen, bis wir ein ekliges Hinrichtungs-Manöver ausführen dürfen und schon gehört besagtes Teil uns. Diese Mechanik ist richtig interessant, auch weil unsere coole Exo-Rüstung dadurch zu einer wandelnden Trophäensammlung wird. Wo wir gerade bei dem Thema sind: Während des Zielvorgangs zwischen den verschiedenen Körperteilen hin und her zu wechseln, fühlt sich häufig zu unpräzise an. Manchmal springt die Anzeige sogar ungewollt zwischen mehreren Zielen hin und her.

Tech Scraps sind das Äquivalent zu den Seelen und wir bekommen sie für das Erledigen von Feinden oder durch bestimmte Gegenstände. The Surge erweitert die bekannte Formel mit einer eigenen Idee, denn nachdem wir gestorben sind und alle Tech Scraps verloren haben, erscheint eine Stoppuhr, die angibt, wann die gesammelte Währung verschwindet. Diesem System gelingt es sehr gut, das ohnehin angespannte Gefühl, das man bekommt, nachdem man mit entsprechend viel Erfahrung irgendwo gestorben ist, noch einmal anzuziehen. Denn obwohl wir eigentlich mit höherer Sorgfalt und Bedacht vorgehen sollten, gibt es diesen endgültigen Zeitdruck. Tech Scraps werden zur Herstellung neuer Items verwendet, zum Aufrüsten von Waffen oder dem Anheben des Kernlevels unseres Exo-Suits - es ist als ein elementarer Bestandteil des Fortschritts.

Implantate sind am ehesten mit den Ringen von Dark Souls vergleichbar und können als Perks in unsere Exo-Suit eingeführt werden. Grundsätzlich unterscheidet man die Implantate in zwei Kategorien: Eingebaute Implantate verstärken unser Ausdauer, Energie oder Leben, injizierte Implantate können im Kampf benutzt werden, um Trefferpunkte wiederherzustellen oder kurzzeitig unseren Angriff zu verstärken. Wenn wir mehr Implantate oder bessere Ausrüstung anlegen wollen, müssen wir zuerst die Kern-Power unseres Exo-Suits aufrüsten. Da wir ständig bessere Ausrüstung finden und unser Level erhöhen, entsteht ein konstantes Gefühl von Fortschritt.

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Vor Dark Souls brauchen sich die Hamburger bei Deck 13 nicht mehr verstecken. The Surge beweist, dass sie das Konzept verstanden haben.

Es gab ein paar Stellen, in denen ich mich in der komplizierten Levelarchitektur verloren habe und nicht mehr weiter wusste. Wer sich noch an das eingehend erwähnte Intro erinnert, bemerkt schnell, dass The Surge kein Titel ist, der uns lange an die Hand nimmt. Da wir nicht auf eine Karte zugreifen dürfen, die ironischerweise während der Ladebildschirme angezeigt wird, müssen wir uns auf die recht vagen Ortsangaben der NPCs verlassen, die zumindest grob umreißen, welchen Ort wir uns als Nächstes anschauen sollten. Da es nur einen Schwierigkeitsgrad gibt und wir keine Einstellungen zur weiteren Individualisierung vornehmen können, werden Spieler, die eine größere Herausforderung suchen oder mit dem unnachgiebigen Schwierigkeitsgrad ihre Probleme haben, ein bisschen mit The Surge hadern.

The Surge ist ein unglaublich hübscher Titel und seine mutige Atmosphäre der kalten von Maschinen dominierten Welt fühlte sich auf unangenehme Art und Weise realistisch an. Wir können es kaum abwarten, mit eigenen Augen zu sehen, welche Ergebnisse die PS4 Pro mit dem Spiel erzielt. Außerdem bietet The Surge einen breiten Mix aus verschiedenen CREO-Fabrikanlagen, Laboratorien, Schrottplätzen und Warenhäusern. Wir finden in den vielen Ortschaften auch NPCs, die uns mit Nebenquests und nützlichen Belohnungen locken. Es gibt auch sehr viele versteckte Wege, auf denen wir neue Objekte, Audiologs und gelegentlich sogar einen optionalen Bosskampf finden. Das wiederholte Aufbrechen der Linearität bietet hier sehr willkommene Abwechslung.

Obwohl es die Einflüsse seiner Vorbilder so offen trägt, schafft es The Surge am Ende doch, dem Dasein einer billigen Dark Souls-Kopie zu entfliehen. Sein Mechanismus, der abgetrennte Körperteile mit entsprechendem Loot verbindet ist genial und auch dieses eiskalte Setting der von Maschinen dominierenden Dystopie hilft dem Spiel dabei, eine eigenständige Erfahrung zu werden. Der Schwierigkeitsgrad von The Surge muss sich mitnichten hinter seinen großartigen Idealen verstecken, denn schon am Anfang unserer Reise geht der steil durch die Decke. muss. Leider wirken einige Mechaniken ein bisschen zu grob und ungelenk, doch wer ein solides Action-RPG sucht, die seine Trauer über die jüngst verendete Souls-Serie zu überwinden, der liegt mit The Surge goldrichtig.

08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
+
Kreatives Körperteil-Zielsystem; unheimlich realistisches, dystopisches Setting; Kampf ist flink und belohnend.
-
Einige Mechaniken fühlen sich ungelenk an; der Protagonist bleibt nicht in Erinnerung; anfänglich einige sehr schwere Stellen.
overall score
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