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Thief

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Ende Februar dürfen wir alle endlich wieder zu Videospiel-Dieben werden. Wir haben Thief das erste Mal auf der PS4 angespielt und liefern Eindrücke der Raubzüge.

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Ich bin auf einem Streifzug, wie in jeder Nacht. Kennen die Stadt und weiß, wie ich unbemerkt bleibe. Einfach ein Schatten sein von vielen. Erin kennt eigentlich auch alle Tricks und Kniffe. Aber in der letzten Zeit ist sie unvorsichtig geworden. Sie verlässt sich zu sehr auf ihre Klaue. Dabei ist es so gefährlich, sich auf etwas anderes zu verlassen als die eigenen Fähigkeiten. Natürlich, ich kann nicht verneinen, dass es mich nicht beeindruckt hat, wie elegant sie Häuserwände hochgeschnellt ist. Aber ich bleibe bei meinen Prinzipien.

Ich weiß, welches Risiko ich eingehen kann. Das mag hoch sein, aber es gibt eine Grenze, die ich nicht überschreite. Mein Leben ist mir lieb und diese Sache war mir nicht geheuer. Erin aber wollte den Auftrag durchziehen. Wir waren so kurz vor dem Abschluss, dass sie nicht abrechen wollte. Unser Ziel war dem Greifen nahe. Die Tragik an der ganzen Geschichte war es schließlich, dass wahrscheinlich auch meine Sturheit zum Desaster geführt. Der Auftrag jedenfalls ging schief.

Ich sah schon das Licht am Ende des Tunnels, wachte aber am Ende doch wieder auf. Und ich musste feststellen, dass ich eine ganze Weile geschlafen hatte. Inzwischen hatte sich meine Stadt verändert. Die Schwermut ist ausgebrochen und die Bürger leiden. Anfangs, das lernte ich bei meinen jüngsten Streifzügen, traf es nur die einfache Bevölkerung. Aber inzwischen sind auch die gehobene Kreise betroffen. Die Schwermut, ich kann diese sogenannte Krankheit immer noch nicht begreifen. Ich weiß nur, die Stadt stirbt.

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Der Stil und die Spielmechaniken, sie gleichen sie an sehr vielen Punkten Dishonored: Die Maske des Zorns.

Schon der Einstieg in Thief ist unglaublich beeindruckend. Selbst das Tutorial scheint mehr Tiefe zu bieten als seinerzeit Dishonored: Die Maske des Zorns. Bei meinem ersten ausführlichen Ausflug in das Spiel von Eidos Montreal kann ich gar nicht anders, als ihr Werk mit dem der Arkane Studios zu vergleichen. Der Stil und die Spielmechaniken, sie gleichen sie an sehr vielen Punkten. Das Bordell, der Schlachthof oder die Kanalisation - die Atmosphäre ähnelt sich tatsächlich sehr.

Der wirklich große Unterschied aber ist, dass dies hier alles realistischer ist und ohne echte Superkräfte auskommt. Und Thief ist in den allermeisten Momenten rein spielerisch einfach besser. Es gibt unglaublich viel verschiedene Wege und Geheimnisse. Die offene Spielwelt, die uns vorgegaukelt wird, sie ist authentisch. Ich ertappe mich oft dabei, dass ich einen ganz anderen Weg gehen will, um in einer Sackgasse zu landen und dem Spiel eine neue Facette zu entlocken.

Wo Thief auch ganz fantastisch funktioniert, ist beim Erzählen der Geschichte. Das Entdecken der Schwermut und all den Auswirkungen der Seuche, es passiert nebenbei. Es sind die Leute auf der Straße, die kleinen Geschichten. Sie sind es auch, die Thief so offen wirken lassen. Während ich über die Dächer schleiche, tauche ich tief in eine Welt ein, die zwar Steampunk-Elemente nutzt, aber trotzdem nicht abgehoben ist. Ich ergründe sie und bekomme dabei immer mehr Lust sie mir zu erobern.

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So funktioniert der Thief offenbar im Kern: besser werden, lautlos werden.

Die Spielmechaniken und Fähigkeiten in Thief sind perfekt auf die Rolle des Meisterdiebs zugeschnitten. Das Knacken von Schlössern, die Wachsamkeit - damit bestreiten wir unseren Alltag. Der Fokus ist der Ansatz, mit dem Eidos Montreal alles erklärt. Wir können Upgrades für Intuition, Geschick, Scharfsinn, Kampf, Tempo, Effizienz, Scharfschütze und Tarnung erwerben und dadurch besser werden. Und nach vier Stunden mit Thief habe ich das Gefühl, mich nur allmählich zu verbessern und gleichermaßen zu wachsen - der Meisterdieb als Figur und wir als Spieler.

Und so funktioniert der Titel offenbar im Kern. Besser werden, lautlos werden. Jedes Kapitel scheint wie ein Level zu sein, dass wir erforschen sollen. Das relativ enge Korsett spüre ich dabei nicht, aber es liefert uns mit einer Statistik am Ende die Motivation, es erneut anzugehen. Waren wir unsichtbar wie ein Phantom oder doch eher der Jäger, der eine Blutspur hinterlässt? Haben wir alle Schätze entdeckt? Wenn wir wollen, können wir die Abschnitte wiederholen, um ihnen das letzte Geheimnis zu entlocken.

Auf der Playstation 4 macht Thief übrigens eine gute Figur. Es ist schwer zu beurteilen, wie viel neue Generation hier schon drin steckt. Sicherlich profitiert die Atmosphäre aber von der stärkeren Hardware, wenn es um Licht und Schatten geht. Grundsätzlich aber gehört das Spiel schon noch zur ersten Garde für die neue Generation. Das Team sollte aber noch etwas an der Lippensynchronität arbeiten. Unverständlich ist auch die Auswahl der Werkzeuge über das Touchpad. Markieren wir etwas, muss es dann noch mit einem Klick bestätigt werden. Das ist etwas umständlich und nervt.

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Auf der PS4 profitiert die Atmosphäre aber von der stärkeren Hardware, wenn es um Licht und Schatten geht.

Eine alte Marke wiederzubeleben, so etwas kann ja auch schief gehen. Im Fall von Thief aber können wir wirklich guter Dinge sein. Eidos Montreal hat eine Spielwelt geschaffen, die sich offen anfühlt. Und das betrifft nicht nur die vielen Winkel, die wir auskundschaften, sondern auch die Lösungswege für Aufgaben. Thief ist fordernd. Wenn wir wirklich dem Motto "Was dein ist, ist mein" treu sein wollen, dann müssen wir verdammt gut sein. Immerhin aber ist ein faires Speichersystem zur Stelle, durch das sich knifflige Situationen einfach erneut angehen lassen.

Dazu bietet Thief eine interessante Handlung, auf deren Ausgang ich schon jetzt neugierig bin. Was ist die Schwermut und wer ist dafür verantwortlich? Ist meine Stadt noch zu retten? Wer kämpft für die gute Sache und wer verfolgt nur eigene Interessen? Der Baron, der eigentlich über die Stadt herrscht, lebt er eigentlich noch? Und auch Erin scheint bei dem Vorfall umgekommen zu sein. Was sich jedoch genau abgespielt hat, das erfahren wir erst im Laufe der Geschichte.

Und um ein letztes Mal auf Dishonored: Die Maske des Zorns einzugehen: Corvo Attano war ein ziemlich blasser Held, der während des gesamten Abenteuers immer nur von seinen Mitmenschen getrieben wurde. Er entwickelte dabei leider wenig Eigenleben und trotz der Egoperspektive und fehlender Stimme fühlten wir uns als Spieler auf Distanz gehalten. Bei Garrett gibt es keine vorgetäuschte Nähe, er spricht und ist nicht stumm. Trotzdem fühlte ich mich ihm beim Spielen viel stärker verbunden. Und obwohl oder vielleicht auch gerade weil ich das Abenteuer mit Corvo so genossen habe, freue ich mich umso mehr auf Thief.

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