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Tokyo Mirage Sessions #FE

Tokyo Mirage Sessions #FE Encore - Erste Tanzschritte

Den Nintendo-Switch-Port von Tokyo Mirage Sessions haben wir uns über die Weihnachtsfeiertage in Ruhe angesehen.

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Tokyo Mirage Sessions #FE ist ein Rollenspiel aus 2015, das in Zusammenarbeit mit Nintendo und Atlus entstanden ist. Obwohl die Plattform nicht gerade erfolgreich war und das Publikum für das Nischenspiel entsprechend dürftig ausfiel, halten bestehende Fans des Studios den Titel in Ehren. Für mich war das Grund genug, selbst einen Blick zu wagen und in die Schuhe eines heranwachsenden Bühnenstars zu schlüpfen.

Genau das ist nämlich die Prämisse von Tokyo Mirage Sessions #FE Encore, der überarbeiteten Nintendo-Switch-Version, die kommende Woche auf dem Hybriden eine zweite Chance bekommt. Wir spielen den jungen Mann Itsuki, einen blanken Charakter, dessen herausstechendstes Merkmal es ist, die ständigen Avancen der vielen weiblichen Figuren um ihn herum nicht zu bemerken. Eines Tages gerät er in eine merkwürdige Parallelwelt, lernt magische Kreaturen zu kontrollieren und rettet seine Freunde. Das reicht dem Spiel als Exposition aus, um ihn zur Heldenfigur zu küren, die niemandem einen Herzenswunsch abschlagen kann.

Tokyo Mirage hat viele Parallelen mit der Shin-Megami-Tensei-Serie, allem voran das rundenbasierte Kampfsystem wurde den Games entnommen. Im Kern zielen wir mit unserem wachsenden Fähigkeitenrepertoire auf die Schwächen der Feinde ab, was es unseren Begleitern wiederum ermöglicht, ihrerseits automatisierte Angriffe auszuführen - sofern sie die dafür nötigen Talente mitbringen. Unser Ziel in den Kämpfen gegen die feindlichen Mirages ist es also, möglichst viele dieser passiven Attacken aneinanderzuketten, was nicht nur den verursachten Schaden erhöht, sondern auch viele weitere Boni mit sich bringt (Waffenbestandteile und zusätzliches Geld beispielsweise).

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Tokyo Mirage Sessions #FE
Tokyo Mirage Sessions #FETokyo Mirage Sessions #FE

Wie sich der Schaden berechnet habe ich auch nach 20 Spielstunden noch nicht ganz verstanden, aber in erster Linie ist wohl das eigene Level für Aussichten im Kampf verantwortlich. Tokyo Mirage Sessions #FE Encore beinhaltet einige Mechaniken, die den genretypischen Grind für Level und andere Arten der Charakterprogression abkürzen - in der Wii-U-Version des Spiels war das zusätzlicher, kostenpflichtiger Inhalt. Atlus-typisch übertragen sich die Fortschritte unserer Truppe auf die soziale Komponente des Spiels und umgekehrt. Im Klartext: In Nebenquests hilft Itsuki seinen Freunden also immer wieder dabei, eine neue Seite von sich zu entdecken, wodurch neue Kampfpotentiale freigeschaltet werden.

Diese zusätzlichen Charakterzüge werden charmant in einen narrativen Rahmen gezwängt, der Tokyo Mirage einen eigenen Stil verleiht. Wie eingangs erwähnt besteht unsere Gruppe aus Newcomern und Quereinsteigern im Showgeschäft, unsere täglichen Aufgaben drehen sich dementsprechend um kleinere und größere Auftritte, Interviews, Konzerte und Fotoshootings. Diese Prämisse durchdringt das gesamte Spiel und zeichnet sich letztlich sogar in den Kampfanimationen und der Ausrüstung für die Spielfiguren ab. Wer mit Idols und japanischer Fankultur nicht sonderlich viel anfangen kann, der sollte um Tokyo Mirage Sessions #FE Encore deshalb vielleicht lieber gleich einen Bogen machen.

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Die Neuauflage der Switch bietet einige frische Inhalte, allerdings sind die überschaubar. Interessant sind in erster Linie die sogenannten EX-Dungeons, die wir vom Bloom Palace aus betreten und erkunden können. In diesen relativ unspektakulären, miteinander verbundenen Labyrinthen werden mehrere Kurzgeschichten erzählt, die sich sehr sauber in die Ereignisse des Hauptspiels miteinreihen. Nebenbei finden wir dort hilfreiche Gegenstände, Fähigkeiten und zusätzliche Skins, mit denen wir die Mitglieder unserer Truppe optisch an aktuelle Titel von Nintendo und Atlus anpassen können. Das Akademie-Outfit von Fire Emblem: Three Houses und Skins aus Persona sind zum Beispiel dabei. Das ist nichts Weltbewegendes, aber nett sind diese Zugaben allemal.

Tokyo Mirage Sessions #FE
Tokyo Mirage Sessions #FETokyo Mirage Sessions #FE

Nennenswerte Probleme habe ich mit dieser Spielversion nicht festgestellt, es gibt nur einige Design-Entscheidungen, die Tokyo Mirage merkwürdig und recht altbacken wirken lassen. In den Dungeons erscheinen ab und zu beispielsweise sehr mächtige Gegnergruppen, die etliche Level über der aktuellen Stufe liegen und dementsprechend schwer zu besiegen sind. Wer nicht rechtzeitig flieht, hat relativ geringe Siegeschancen und ein Tod schickt uns direkt zum Titelbildschirm zurück, auf dem wir nur den letzten manuell angelegten Speicherstand laden können. In einem JRPG kann ein solcher Verlust verheerend sein, ihr solltet eure Fortschritte also so oft es geht sichern.

Tokyo Mirage Sessions #FE Encore scheint vor allem ein Fleißspiel zu sein, das man nebenbei spielt - meiner Meinung nach perfekt für die Switch Lite. Da die Areale in den Dungeons nicht sonderlich aufwändig gestaltet wurden, glänzt der Titel vor allem im Handheldmodus. Was hingegen auch auf größeren Bildschirmen sehr gut funktioniert, sind die phänomenal inszenierten Anime-Sequenzen, die unsere Truppen in echte Stars verwandeln und fantastische Szenenbilder bieten. Zusammen mit den sehr überdrehten, japanischen Popsongs entsteht ein stimmiger Mix, der euch mit seinem Kitsch entweder einen Zuckerschock verpasst oder eure Ohren bluten lässt.

Obwohl ich mit dem übergreifenden Thema der heranwachsenden Bühnenkünstler persönlich nicht viel anfangen kann, spiele ich Tokyo Mirage aktuell ganz gern. Weder die Geschichte noch das Gameplay wirken bis zu diesem Punkt (wir sprechen in diesem Artikel lediglich über die erste Spielhälfte) besonders herausragend, dafür begeistert Atlus erneut mit sehr liebevoll gesetzten Details und einer charmanten, warmen Präsentation. Das Rollenspiel startet insgesamt sehr unaufgeregt, doch die generischen Charaktere gewinnen langsam an Fahrt und wir sind gespannt, wie sich diese Show weiterentwickeln wird.

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