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Tournament of Legends

Tournament of Legends

Prügelspiele haben es heutzutage nicht leicht. Die großen Serien vereinen den Großteil der Aufmerksamkeit im ohnehin geschrumpften Markt auf sich. Wenn Street Fighter, Tekken, Dead or Alive, Soul Calibur oder Virtua Fighter drauf steht, schlagen viele einfach blind zu. Und dann soll sich so ein Titel noch auf der Wii verkaufen? Natürlich könnte man es wie Capcom machen. Tatsunoko vs. Capcom: Ultimate All-Stars ist eins der besten Prügelspiele überhaupt und erschien exklusiv für die Nintendo-Konsole. Aber Sega wollte offenbar das Feld von hinten aufräumen...

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Der Hintergrund zu Tournament of Legends ist, dass diverse Figuren aus der Mythologie gegeneinander antreten. Zu den sogenannten Legenden gehören etwa der Minotaurus, die Medusa, eine Walküre und ein Gladiator. Eine Erklärung zu den Charakteren fehlt allerdings und nicht immer ist sofort ersichtlich, um wen es sich da eigentlich handelt. Aber die Entwickler von High Voltage Software haben sich wohl ohnehin wenig Gedanken bei der Auswahl gemacht, die wirkt nämlich arg zusammenhangslos und willkürlich.

Aber das ist noch nicht einmal das Schlimmste. Gespart werden musste nämlich offensichtlich nicht nur am Blut, damit das Spiel noch eine Alterseinstufung ab 16 Jahren bekommt, sondern auch in allen anderen Bereichen. Der Spielumfang etwa ist so dünn, dass man auf der Verpackung dazu überging, selbst die 3D-Optik des Spiels zu bewerben. Es gibt einen Zwei-Spieler-, einen sinnfreien Trainings- und einen Storymodus, das Kernstück. In letzterem muss man bei steigendem Schwierigkeitsgrad alle im Spiel enthaltenen zehn Kämpfer schlagen. Natürlich trifft man dabei irgendwann auch auf sich selbst. Logisch.

Tournament of Legends
Legenden der Mythologie treten in diesem Prügler gegeneinander an - es darf sogar gezaubert werden.

Langfristige Motivation will High Voltage Software durch freischaltbare Waffen und Zauber bieten. Jeder Charakter verfügt über eine spezielle Waffe und einen speziellen Zauber, die im Storymodus durch das Schlagen der jeweiligen Figur freigeschaltet werden können. Das aber immer nur für den Charakter, mit dem man selbst gerade spielt. Lange Spielzeit ist so durchaus garantiert, wenn man alle Waffen und Zauber für alle Legenden freischalten will. Dass man dabei motiviert ist, halte ich für eine dreiste Lüge.

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Die Steuerung ist nämlich trotz der zehn Klingenwaffen und fünfzig Magie-Attacken sehr simpel gehalten. Das Wort Kombos nimmt das Spiel tatsächlich schon dann in den Mund, wenn drei Grundangriffe hintereinander erfolgen. Der Rest wird mit wildem Gedrücke der Tasten bestritten. Blocken kann man Angriffe zwar auch, aber Kontern fällt dann schon wieder aus. Gespielt werden kann übrigens mit Wiimote und Nunchuck genauso wie mit dem Classic Controller. Beides ist jedoch gleichermaßen langweilig. Die Variante mit Bewegungssteuerung ist lediglich körperlich anstrengender - das immerhin ist ein Pluspunkt für Tournament of Legends.

Unterbrochen werden die spielerisch ohnehin flachen Kämpfe dazu unnötigerweise von kleinen Minispielen. Jaja, wir erinnern uns, es ist ein Wii-Spiel. In den Arenen gibt es beispielsweise ohne ein bestimmtes Muster Quick Time Events, bei denen sich etwa ein Reiter auf die Kämpfer zubewegt und diese müssen versuchen, mit einem Wiimote-Schwenk oder den Analogsticks auszuweichen. Wer das nicht schafft, verliert einen Teil seiner Energie.

Tournament of Legends
Die Idee mit den kleinen Minispielen während des Kampfes ist nicht schlecht, aber in letzter Konsequenz stört es das Spiel doch mehr als es nützt.

Das zweite Minispiel gibt es, wenn einer der Kämpfer fällt. Während dieser durch Wiimote-Geschüttel oder Stick-Gedrehe seine Energie auffüllt, damit die zweite Runde starten kann, hat der jeweils andere die Möglichkeit, in bestimmten Abschnitten ebenfalls seine Energie in kleinen Dosen zu regenerieren. Der Höhepunkt ist erreicht, wenn die Rundenzeit abgelaufen ist. Dann gewinnt die Runde nicht der mit der meisten Energie, sondern es dürfen Energie und Rüstung aufgefrischt werden. Wieder gibt es Geschüttel und Gekreise, bei dem der Computer meistens besser abschneidet.

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Die Grafik ist für Wii-Verhältnisse eher mittelmäßig, selbst wenn hier steif und fest von filmreifen Effekten einer Engine gesprochen wird, die speziell für Wii entwickelt und optimiert wurde. Und ich glaube kaum, dass Sega selbst überzeugt vom Spiel war, wenn sie schon die Animationsübergänge und Farbverläufe des Spiels loben müssen. Die Charaktere zumindest gehen aus technischer Sicht halbwegs in Ordnung, die Arenen aber sind wechselhaft. Dass man nichts über den Sound liest, spricht übrigens Bände. Die Akustik fällt insbesondere bei der Sprachausgabe durch den astreinen Trashfaktor auf.

Natürlich, Tournament of Legends wird für schmale 30 Euro angeboten. Trotzdem macht das Spiel keinen richtigen Spaß. Wenn man schon auf die Idee mit mythologischen Helden gekommen ist, dann sollte diese auch mit ein wenig mehr Hintergrund-Informationen versehen werden. Das zumindest wäre sicher unkompliziert drin gewesen und hätte dem Spiel ein wenig Tiefe gegeben.

Und auch die Geschichte mit der Wii-Steuerung sorgt für Licht und Schatten. Im Grunde hätte man sich vielleicht nur entscheiden müssen, ob man ein ersthaftes Beat'em Up sein möchte - dafür ist die Steuerung einfach zu simpel - oder aber ein spaßiger Prügler. Dafür aber fehlt es eindeutig an Spielvarianten, die den Spaßfaktor unterstreichen. So aber steht Tournament of Legends zwischen den Stühlen und fällt gnadenlos durch. Schade um die Zeit, die Menschen bei der Entwicklung verschwendet haben.

04 Gamereactor Deutschland
4 / 10
+
leichter Einstieg
-
geringer Umfang, keine Spieltiefe, Sprachausgabe ist unerträglich, Optik wirkt altbacken
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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Auch für die Wii gibt es gute Prügelspiele. Aber Sega wollte das Feld offensichtlich lieber von hinten aufräumen.



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