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Train Simulator 2012

Train Simulator 2012

Ich weiß nicht wie ich es angestellt habe, aber ich bin bei Gamereactor irgendwie zum Experten für Zugsimulationen geworden. Dabei ist mein Verhältnis zu Zügen ein mehr als angespanntes, was meiner häufigen Teilnahme an Zugausfällen der Deutschen Bahn zu verdanken ist. Auf den Train Simulator 2012 hab ich mich irgendwie trotzdem gefreut.

Die meisten Neuerungen in Train Simulator 2012 betreffen die Optik des Spiels, was nichts Schlechtes heißen muss. In dieser Hinsicht sind vor allem die berechneten Licht- und Schatteneffekte zu nennen. Die Routen wirken allesamt viel lebendiger und auch das Fahren fühlt sich gleich viel echter an, weil die Umgebung ganz anders auf uns wirkt. Speziell das Flackern im Cockpit, wenn wir über Brücken oder an Bäumen vorbeifahren, sorgt für ganz anderes Flair.

Auch neu sind berechnete Partikeleffekte in Form von Wassertropfen auf den Windschutzscheiben. Wie sich die vorbeirasenden Lichter von Laternen und Streckensignalen in den Tröpfchen brechen, sieht schon ziemlich gut aus. Zudem ist es auch ein kleiner Gewinn für das Spielgefühl, da uns der Regen nun deutlich mehr die Sicht erschwert. Und das selbst bei eingeschaltetem Scheibenwischer, den wir natürlich auch selbst zu aktivieren haben.

Die einzige neue Strecke ist zumindest eine sehr schöne: Die Horseshoe Curve, eine riesige hufeisenförmige Kurve an den Appalachen Pennsylvanias. Besonders viel Spaß macht diese Strecke, wenn wir mit unheimlich vielen Waggons unterwegs sind und unser Zug die gesamte Kurve ausfüllt. Neben dieser stehen noch sieben weitere Routen aus Deutschland, Großbritannien und den USA zur Verfügung.

Besonders schön sind die vielen verschiedenen Umgebungen, seien es Wälder, Wüsten oder eher urbane Gegenden. Speziell dank der großen Sichtweite zoomt man gerne aus dem Zug heraus, um die Landschaft zu genießen. In der Nahaufnahme fallen dagegen des Öfteren etwas hässliche Texturen auf. Nachts erstrecken sich verschiedene Himmel über uns. Besonders schön: Die kalifornische Wüste, die den mit Abstand klarsten Sternenhimmel hat.

Train Simulator 2012
Der Train Simulator ist in diesem Jahr ein gutes Stück hübscher geworden. Licht und Schatten werden richtig berechnet, so wie auch Spiegelungen.
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An den Zugmodellen hat sich im Vergleich zum Vorjahr nichts Merkliches getan. Allerdings gab es hier sowieso nichts zu meckern. Die Modelle wirken wie bis auf die letzte Niete ihren Vorbildern nachempfunden und strotzen nur so vor Details. Auch im Inneren sind die Züge hübsch anzusehen und das nicht nur im Cockpit. Auch das Innenleben der Waggons ist meist recht ansehnlich gestaltet, was natürlich erst mit der Passagier-Kamera auffällt. Die Anzahl der Waggons ist jetzt übrigens unbegrenzt. Theoretisch zumindest, denn ab irgendeinem Punkt kommt auch die beste Hardware nicht mehr hinterher.

Ein kleines Extra-Lob bekommt das Tutorial, das Einsteiger kurz und knapp an die Steuerung heranführt. Schritt für Schritt werden Dampf-, Elektro- und Dieselloks zum Laufen gebracht und kleine Aufgaben erfüllt - für Einsteiger und auch für den Profimodus. Ersterer vereinfacht die Steuerung auf die grundlegenden Elemente, letzterer bringt den größtmöglichen Realismus.

Am Sound gab es bereits in der Vorjahresversion wenig zu meckern, nur war der Klang der Loks für viele Fans etwas zu schwachbrüstig. Inzwischen ist der Sound etwas besser abgemischt und unsere Loks klingen deutlich wuchtiger. Wer einen guten Subwoofer besitzt wird sich jetzt viel mehr so fühlen, als würde er einen echten Zug fahren.

Drei Spielmodi stehen in Train Simulator 2012 zur Verfügung. Im Szenario-Modus gibt es über 70 mal schwerere, mal leichtere Aufgaben zu erfüllen. Die Dauer der Aufträge reicht dabei von einer halben Stunde bis zu mehreren Stunden. Im Karriere-Modus werden uns mit steigender Spieldauer und wachsender Erfahrung immer wichtigere Aufgaben zugeteilt. Zu guter Letzt können wir uns auch einfach eine Lok schnappen und mit ihr nach Lust und Laune durch die Gegend fahren

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Train Simulator 2012
Acht Routen aus Deutschland, Großbritannien und den USA stehen uns zur Verfügung.

Auch wenn es meine geplante Struktur dieser Kritik völlig auseinander reißt, der Dampflok müssen einige gesonderte Worte gewidmet werden. In ihr zeigen sich nämlich sämtliche Aspekte des Spiels von ihrer besten Seite. Sie sieht nicht nur von außen unheimlich gut aus, im Inneren ist sie besonders schön anzusehen. Die vielen verschiedenen Hebel in rot und gelb, haben alle etwas rostige Texturen bekommen, was einfach nur hübsch ist. Akustisch verwöhnt uns die mächtige Lok mit ihrem entsprechenden Klang und im Cockpit sorgt das angenehme Knistern aus dem Ofen für fast schon romantische Atmosphäre.

Darüber hinaus ist die Dampflok in Sachen Gameplay mit Abstand am anspruchsvollsten. Ständig ein Auge auf die verschiedenen Anzeigen zu haben, darauf zu achten ob den gerade der Dampfdruck ausreicht um überhaupt vorwärts zu kommen und regelmäßig Kohle nachzuschippen, ist unheimlich anstrengend und stressig, macht aber auch am meisten Spaß. Nach einer Stunde in einer Dampflok fühlt sich eine Fahrt mit einem elektronisch betriebenen Modell wie der reinste Kindergeburtstag an.

Für viele Simulatorenfans wird es sicher als einzig wahres Spielerlebnis gelten, den Zug immer aus dem Cockpit heraus zu steuern und per Maus die entsprechenden Hebel und Knöpfe zu bedienen. Alternativ können Tastenbefehle verwendet werden. Wer darauf keine Lust hast oder wem das alles zu viel ist, der kann sich eine Konsole einblenden lassen, auf der die wichtigsten Steuerungselemente wie Beschleunigung, Fahrtrichtung und Bremse vereint sind.

Diese Konsole gibt es dem Profi- und Einsteigermodus entsprechend in zwei verschiedenen Ausführungen. Außerdem gibt die Konsole auch Auskunft über die aktuelle Geschwindigkeit, die geltende Höchstgeschwindigkeit, Signale auf der Strecke und die Distanz zum nächsten Ziel. Durch die übersichtliche Anordnung der Informationen macht sich allein das Dampflok fahren deutlich leichter.

Train Simulator 2012
Wem diie vorhandenen Loks und Routen nicht ausreichen, der kann sich online unzählige Zusatzinhalte erwerben.

Der World Editor hat durch ein paar kleine Veränderung deutlich mehr an Übersicht gewonnen und ist nun etwas leichter zu bedienen. Was Fans das Bauen von Routen immer erschwert hatte, war das Platzieren von Pflanzen und die restliche Detailarbeit, welche die Routen erst so richtig realistisch erscheinen lässt. Diese nervtötende Arbeit wird uns nun abgenommen.

Was ich persönlich etwas schade finde, ist immer noch das Fehlen einer richtigen Animation beim Ein- und Aussteigen der Passagiere. Die Fahrgäste verschwinden einfach kurz vor der Zugtür bzw. erscheinen eben dort. Das ist zwar schon Meckern auf recht hohem Niveau, aber es stört einfach für die Illusion. Vielleicht gelingt es den Entwicklern ja, das zur nächsten Version etwas eleganter zu lösen.

Besitzer der Vorjahresversion werden bestimmt nicht schlecht gestaunt haben, als sich plötzlich ihr Train Simulator ganz von allein aktualisiert hatte. Das Update ist nämlich völlig kostenlos. Dementsprechend sind natürlich alle Routen und Modelle auch mit der neuen Version kompatibel. Die Horseshoe Curve ist in dem bloßen Update leider nicht enthalten und muss zusätzlich erworben werden.

Was den Train Simulator 2012 am Ende ganz besonders attraktiv macht, sind die Unmengen an Zusatzmaterial, das es online zu kaufen gibt. Inzwischen werden 88 offizielle Expansion-Sets mit einem Gesamtwert von über 1000 Euro auf Steam angeboten. Dazu kommen die Modelle und Routen, die von Fans erstellt wurden. Die Entwickler ziehen ihr Vorhaben, diese Marke zu einer Art Betriebssystem für Eisenbahnfans zu machen, mit aller Konsequenz durch und haben damit Erfolg. Verdienten Erfolg versteht sich.

08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
+
schöne Routen, hoher Detailgrad bei den Zug-Modellen, über 70 Szenarios, Unmengen an Zusatzinhalten
-
manchmal fehlender Realismus, hässliche Landschaftstexturen.
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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