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Transformers 3

Transformers 3

Transformers 3 kommt diese Woche ins Kino. Ist bestimmt ein fetter Hollywood-Film, mit geilen Spezialeffekten und flacher Story, den man idealerweise in pompösem 3D anschaut. Blockbuster-Cineastenherz, was willst du mehr? Öhm, mist, da war doch noch was...

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Szenenwechsel, zu Hasbro ins Büro, irgendwo in den USA. Der Rechteinhaber von Transformers plant. Chef zu Marketing-Typ: "Der Film ist fast fertig und wir haben was vergessen. Wir brauchen noch ein passendes Spiel!" Typ: "Echt jetzt? Mist, okay, verdammt, stimmt. Spiel zum Film, klar, klar, klar... klar, machen wir, kein Problem. Echt!" Und dann zieht der arme Mann von dannen, mit ein paar Monaten Zeit und was macht er? Klar, er rennt zu dem Studio, die das letzte Transformers gemacht hat.

Schade. Denn Transformers: Kampf um Cybertron von den High Moon Studios war ein wirklich gutes Spiel. Eines mit Seele, eigenen Konzepten und einer netten kleinen Geschichte. Mit Abwechslung und es hat Spaß gemacht, auch wenn offensichtlich bei den guten Sachen der Konkurrenz abgeschaut wurde. Alles das kann man über Transformers 3 nicht sagen.

Das Videospiel zu Transformers 3, das neulich noch Transformers: Dark to the Moon hieß, ist leider ein weiteres Beispiel in der langen Ahnenreihe nutzloser Lizenzspiele. Es hat ganz offensichtlich nicht genügend Entwicklungszeit bekommen. Eine Schande, denn wir hätten gerne gesehen, was sich High Moon ausgedacht hätte, wenn nicht der Schatten von Michael Bay die ganze Zeit die Filmstart-Peitsche geschwungen hätte. Vielleicht hätten sie einen anständigen Link zwischen Transformers 2 und 3 gebaut, mit einer interessanten Story, die Lücken füllt und Fragen beantwortet.

Transformers 3
Ballern, hauen, ballern, hauen, ballern... man kämpft sich ein paar Stunden durch stumpf agierende Gegnermassen.
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Die Kampagne ist in sieben kurze Kapitel aufgeteilt und mit jeweils einem der Transformer spielbar. Die "Geschichte" springt zwischen den Autobots und Decepticons hin und her, ist aber am Ende nur eine Aneinanderreihung von generischen Attacken. Ballern, hauen, ballern, hauen, ballern... man kämpft sich ein paar Stunden durch stumpf agierende Gegnermassen, unterbrochen durch öde Bosskämpfe - und das war's. Kein Mehrwert. Keine Spannung. Einsammeln. Nur ballern, hauen, ballern, hauen, ballern. Die Gegner sind so dumm, dass es weh tut. An einer Stelle steht ein Zwischenendgegner in einem Tor und schießt ohne sich vom Fleck zu bewegen. Geht man drei Schritte nach links, ballert er halt den Beton rechts neben sich weg - und wir ihm in den Kopf, bis er endlich erlöst ist.

Der Mangel an Variation ist etwas von der Fähigkeit durchbrochen, sich jederzeit in die Fahrzeugform transformieren zu dürfen. Trucks, Sportwagen oder Panzer dürfen durchs Ziehen des linken Triggers voll zum Fahrzeug werden und dann ihren Turboboost nutzen - leider nicht, um dem Elend für immer zu entkommen. Den Boost braucht man eigentlich nicht, denn die Steuerung der Rennspielpassagen erlauben ohnehin kaum Fehler. Sie sind zudem so unsagbar langweilig und absurd. Warum man als Auto in der Luft lenken darf (übrigens ähnlich bescheiden wie am Boden), das erschließt sich nicht. Ebenso wenig wie, warum man am Anfang des dritten der sieben Kapitel minutenlang ohne Action durch die immergleichen Kurven fährt, um drei Sätze Story zu hören

Wenn man den linken Trigger loslässt, transformieren wir in ein Zwitterwesen aus Mech und Fahrzeug. Und dürfen wieder ballern, ballern, ballern... aber nicht mehr hauen. Immerhin ist das Spiel als ballerndes Fahrzeug nicht mehr so unsagbar langsam, wie als aufrecht stampfender Transformers-Mech, der permanent im ersten Gang unterwegs ist. Die Stealth-Force-Fortbewegung im Fahrzeug erlaubt auch Strafing um Gegner herum und ist (fast immer) verfügbar, unbegrenzte Munition inklusive. So wird man schnell nur noch so die Level absolvieren und den Mech umgehen, wann immer es geht. Ein klarer Balancing-Fehler. Und nicht der einzige: Allein zweimal ist die finale Verkaufsversion beim Testen komplett eingefroren. Das muss doch ein Zeichen sein.

Transformers 3
Es gibt einen Multiplayer, dessen glanzlose Designs und seine generischen Spielmodi schließen aber aus, dass man in absehbarer Zeit realistisch betrachtet spielen will.
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Das Leveldesign ist vorsichtig gesprochen spartanisch. Die Kapitel sind schlauchartig angelegt, bieten keine Überraschungen und sind zudem nicht besonders hübsch. Meistens sind sie ziemlich beengt, was die Größe der mächtigen Transformers irgendwie ins Lächerliche zieht. Die Grafik ist insgesamt uninspiriert, streckenweise wirkt sie hingeklatscht und der Zeitdruck ist nicht nur an den lächerlichen Lagerfeuern auf brennenden Gebäuden sichtbar.

Für ganz unerschrockene Zeitgenossen wurde ein Multiplayer integriert, verbunden mit der Ansage, den doch bitte erst zu spielen, nachdem man die Kampagne absolviert hat - warum auch immer. Das glanzlose Design und seine generischen Spielmodi jedenfalls schließen aus, dass man den Mehrspielermodus in absehbarer Zeit realistisch betrachtet spielen will. Vier Klassen, ein bisschen Upgrade hier, ein bisschen Hochleveln dort, aber alles völlig ohne neue Ideen. Da gibt es zwei Dutzend bessere Alternativen, auch wenn die teilweise vier Jahre alt sind.

Am Ende ist Transformers 3 ein Spiel, das man sich hätte sparen sollen. Das Spiel reiht sich ein bei Schwergewichten wie Thor: Das Videospiel, Iron Man 2 oder Harry Potter und die Heiligtümer des Todes - Teil 1. Hoffentlich dürfen sie bei den High Moon Studios noch ein echtes Transformers-Game machen, eine würdigen Nachfolger zu Krieg um Cybertron.

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04 Gamereactor Deutschland
4 / 10
+
Es ist ein Transformers-Spiel
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Öde Grafik, dumme Gegner, sich wiederholende Kämpfe, fehlende Zeit und Liebe
overall score
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