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Transformers: Kampf um Cybertron

Transformers: Kampf um Cybertron

Die High Moon Studios bauen ein Transformers-Videospiel - das hört sich ersteinmal nicht so gut an. Lizenzspiel und so, das übliche. Könnte man denken. Ist aber nicht so. Tatsächlich ist es ganz anders!

HQ

Transformers ist eine dieser TV-Serien aus einer Zeit, als alle animierte Fernsehsendungen noch Cartoons hießen. Ich war nie ein großer Fan der Kampfroboter, damals in den Achtzigern. Was vor allem daran lag, dass meine Eltern viel dafür getan haben, den ganzen Plastikscheiß von mir fern zuhalten. Es fing alles an damit, dass ich mit He-Man und Skeletor nur bei Holger und David gegenüber spielen durfte. Eigene Action-Figuren hatte ich keine. Dafür reichlich Legosteine, denn die waren ja pädagogisch wertvoll. Und irgendwie hat es sich dann tatsächlich fortgesetzt, dass ich an diesen Actionfiguren-Geschichten kein großes Interesse entwickelte.

Vielleicht ist das auch der Grund, warum ich von dieser trashigen Kindheitskultur heute geradezu magisch angezogen werde. Ein andauerndes Nachholbedürfnis, vermutlich. Klare Sache also, Transformers: Kampf um Cybertron muss ein Spiel für mich sein. Wirklich erstaunlich ist nun, dass es sich hier tatsächlich auch um ein gutes Spiel handelt, das kein stupider Lizenzschrott ist, obwohl es die reine Lehre predigt vom kurzweiligen Baller-Abenteuer ohne allzu viel Tiefgang.

Fans des Transformers-Universums finden sich in der Geschichte um den Kampf zweier Rassen sofort zurecht und genießen die zusätzlichen Informationen und die Easter-Eggs am Rande. Aber auch die damals Zurückgelassenen wie ich sind nach dem Intro im Bilde und dabei. Es geht um den ewigen Kampf der guten Autobots und der bösen Decepticons um ihren Heimatplaneten Cybertron und die Jagd nach dem mysteriösen Energon. Dazwischen trollen sich Megatron, Starscream, Brawl, Optimus, Bumblebee, Sideswipe und ein Haufen weiterer, komisch klingender Roboter, die sich allesamt in Sekundenbruchteilen vom agilen Mech in einen Jet oder einen Wagen verwandeln können. Schwer bewaffnet sind sie immer.

Transformers: Kampf um Cybertron
Boooooom! Optimus schickt eine Rakete ins Ziel und die Decepticons fliegen quer durch den Raum.
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Das Game ist ein klassischer Action-Shooter. Rennen, ballern, kleine Missionsziele erfüllen und sich zum Endgegner vorkämpfen. Die Kampagne ist zweigeteilt. Fünf Kapitel stehen für jede Seite bereit, und man darf zwischen Gut und Böse hin- und herwechseln. Das Spiel ist quasi zweigeteilt und spielt sich auch spürbar anders, weil die Transformers-Rassen verschiedene Eigenschaften besitzen. In der Autobot-Kampagne wechseln sich eher Lauf- und Fahrpassagen ab, wenn sich die Transformers per Knopfdruck vom Roboter zum Truck machen. In der Decepticon-Kampagne dominieren die (deutlich netter gemachten) Flugpassagen.

Die Geschichte der Bösen hat ohnehin mehr Feuer, und das nicht nur, weil die Jets spielerisch einfach interessanter sind. Vor dem Start wählt man sich einen von drei Transformers aus vier Klassen aus. Jeder Kampfroboter hat unterschiedliche Startvoraussetzungen. Wissenschaftler, Späher sowie Anführer und Soldat stehen synonym zu drei Spielansätzen: schlau, sneaky oder mit der Brechstange. Die zehn bis zwölf Stunden für die Kampagne sind jedenfalls schneller rum als einem lieb ist.

Die gesamte Kampagne ist alleine oder mit bis zu drei Spielern im Koop spielbar. Ein bisschen wie früher, als man gemeinsam mit den Superhelden-Actionfiguren im Kinderzimmer saß. Schlicht und schön, sozusagen. Optisch ist das Game allerdings keine ausgemachte Schönheit, was vor allem an der farblich sehr eintönigen und streckenweise generisch anmutenden Umgebung liegt. Die Innenlevel wirken wie aus dem Unreal-Engine-Systembaukasten und sind eigentlich nur grau-blau-schwarz und metallisch. Klar, Cybertron ist ein Roboterplanet. Aber muss der optisch so öde sein? Was ist nur aus den tollen Bonbonfarben geworden, die die Transformers einst schmückten? Na ja, wenigstens ist die grafische Qualität insgesamt trotzdem hochklassig.

Transformers: Kampf um Cybertron
Die Grafik ist technisch einwandfrei, aber der Optik fehlt es deutlich sichtbar an Farbfreude.
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Aber wen interessiert schon das Aussehen, wenn das Innenleben stimmt? Allein die sich verwandelnden Kampfroboter, die alles nieder ballern, was nicht bei Drei im Werkzeugkasten verschwunden ist, sind ein Argument. Ein besonders gelungenes und regelmäßig eingesetztes Highlight sind die spannenden Bosskämpfe. Mal warten kleinere Power-Roboter, aber wir treffen im Spielverlauf zum Beispiel auch auf Omega Supreme und Trypticon, zwei echte Giganten, deren fachgerechtes Zerlegen eine ganze Weile beansprucht. Das sind Videospielmomente, wie ich sie mag: anstrengend, nervenaufreibend und unterhaltsam. Leider zerrt auf Dauer das insgesamt eher lineare Leveldesign auch an den Nerven, insbesondere dann, wenn es um die Pfade geht, die die Transformers beschreiten (oder auch nicht). Es bieten sich nämlich kaum Möglichkeiten, die auf den ersten Blick weitläufigen Welten abseits des vorgezeichneten Weges zu erkunden. Das immer Tunnellevel zu nennne, wäre übertrieben, aber das eingeengte Gefühl dominiert.

Ordentlich Punkte schaufeln sich die Transformers mit dem schönen Multiplayer aufs Konto. Der erinnert mit dem Perk- und Hochlevel-System zwar wirklich sehr sehr deutlich an moderne Shooter aus dem Hause Activision. Es gibt XP für allerlei kleine Aufgaben während des Spielens, die den eigenen (auch selbst erstellbaren) Online-Transformer nach und nach stärken. Waffen und Fähigkeit sind frei wählbar. Vor jeder Runde wird zudem aus den vier Klassen gewählt, die alle ein individuelles Level-System haben. Wie gesagt, Modern Warfare lässt grüßen. Aber das System funktioniert auch tadellos auf Cybertron. Sechs Modi gibt es online für maximal zehn Spieler, allesamt schlichte Klassiker ohne Überraschungen. Laune bringen sie dennoch, vor allem Team-Deathmatch überzeugt.

Als Sahnehäubchen trohnt der Eskalation-Modus auf der Transformers-Torte - eine extrem lustige, wenn auch altbackene Interpretation des beliebten Gegnerwellen-ohne-Ende-Themas. Durch das gegenseitige Wiederbeleben der Transformers wird das Teamplay aktiv gefördert, um gemeinsam mit bis zu vier Spielern möglichst viele Wellen zu überstehen. Schön gelöst ist dabei, dass es für alle Aktionen Punkte gibt, die in Echtzeit gegen Waffen, Munition, Granaten und Energie eingetauscht werden können. Oder man öffnet sich damit die Türen zu geschlossenen Bereichen, die häufig stärkere Waffen beherbergen. Ein durchdachtes System, dass einen lange bei Laune hält. Und das bei einem Spiel, was sowieso Laune macht.

08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
+
Leichtgängige Unterhaltung, prima Multiplayer, spßiger Eskalation-Modus
-
Farblose Optik, lahmer Sound
overall score
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