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Undertale

Undertale

Es schaut vertraut aus, aber ist doch ganz anders. Undertale beweist, dass etwas Kleines auch groß sein kann. Tomas hat sich verzaubern lassen.

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Ich kann mich noch an die Versuche erinnern, mit dem RPG Maker ein eigenes Spiel zu entwickeln als ich etwa 16 Jahre alt. Ich hatte keinen klaren Plan, was ich da tat, aber das Ergebnis sollte ein Japan-Rollenspiel werden, das gegen die Vorurteile über das Genre antreten sollte. Ich wollte ein Spiel erschaffen, dass keine Angst hatte, Risiken einzugehen. Eine Art von Spiel, dass niemand je zuvor gesehen hatte. So etwas wie Undertale.

Mein Spiel wurde nie Wirklichkeit. Undertale allerdings ist das Ergebnis der Ambitionen einer einzelnen Person namens Toby Fox. Und neben der Sache mit dem coolen Namen, ist Fox sicherlich auch zu mehr fähig als ich damals mit meinen 16 Jahren. Und er hat ganz allein all die Teile für Undertale zusammengefügt. Das ist nicht schlecht, wenn wir bedenken, dass dies wirklich ein Spiel geworden ist, das an den Grundfesten des altbackenen Japan-Rollenspiel-Genres rüttelt. Und die frischen Ideen funktionieren an den meisten Stellen wirklich ziemlich gut.

Undertale
Es besteht aus simpler 16-bit-Grafik, aber es hat mehr Tiefe als mancher großer Blockbuster.

Nach einem langen Krieg zwischen Menschen und Monstern, gewinnt die Menschheit und versiegelt ihren Gegner unter der Erde. Sie können nicht nach oben, aber Leute können noch hinunterfallen. Das muss unserem mutigen Abenteurer passiert sein, als er irgendwie unten im Monsterreich wieder erwacht.

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Das ist der Anfang des dreistündigen Abenteuers, in dem Freunde und Feinde schwer voneinander zu unterscheiden sind. Trotzdem muss auf dieser Reise niemand verletzt werden, es sei denn aber, wir wollen es. Es gibt eine fantastische Freiheit innerhalb von Undertale und wie wir mit den Monstern interagieren, ist uns überlassen. Sogar mitten in einem Kampf können wir aufhören und Gnade gegenüber gefallenen Gegnern zeigen. Wir können versuchen, ihnen Angst einzujagen oder aber um Gnade für unser eigenes Leben flehen, wenn wir den Kampf verlieren. Diese Optionen variieren von Gegner zu Gegner.

Undertale verfügt auch über ein ungewöhnliches Kampfsystem. Wenn Gegner mit dem Angriff an der Reihe sind, steuern wir ein kleines, herzförmiges Symbol, mit dem wir Treffern ausweichen können. Das funktioniert in etwa so wie in einem alten Arcade-Spiel, bei dem es auf den richtigen Moment ankommt. Dieses Feature hilft Undertale dabei, sich von anderen Japan-Rollenspielen zu unterscheiden. Und es führt auch dazu, dass wir nicht einfach nur dasitzen und zuschauen, wenn ein Gegner mit dem Zug dran ist. Das System erweitert sich im Verlauf des Spiels sogar auf sich selbst. Dadurch fühlt es sich von Anfang bis Ende frisch an.

Undertale
Sogar mitten in einem Kampf können wir aufhören und Gnade gegenüber gefallenen Gegnern zeigen.

Dieselbe Struktur gilt auch für den Rest des Spiels. Alles fängt einfach und simpel an, aber es wird mit der Zeit komplexer und herausfordernder. Außerdem ist es kein eindimensionales Schwarz-Weiße-Märchen. Sogar die Charaktere, die zunächst nett erscheinen, können sich später als böse herausstellen. Und fiese Gegner sind vielleicht gar nicht so fies, wie man nach der ersten Begegnung noch dachte. Statt Gegner einfach in Gut oder Böse zu unterteilen, werden sie durch ganz natürliche Emotionen wie Neid, Schüchternheit oder Angst geformt. Es sind mehrdimensionale Charaktere in einem ansonsten zweidimensionalen Universum.

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Das einzige, das während des gesamten Spiels einfach bleibt, sind die Rätsel, die wir lösen müssen. Sie basieren auf netten Mechaniken, aber einige von ihnen werden schnell zu Hindernissen, die wir auch im Schlaf lösen können. Glücklicherweise können sie schnell erledigt werden und ruinieren nicht die Gesamterfahrung.

Und was für eine Erfahrung das war. Undertale erfüllt seine Rolle als mitteilsame Reise. Der kleine Protagonist erfährt echte Gefühle wie Freundschaft und Liebe während er durch das Reich der Monster reist. Am Ende hatte ich ein wohliges Gefühl im Herzen und das Spiel hat mir eine Lektion für das Leben gelehrt. Ich weiß zwar nicht so recht, was das für eine Lektion ist, aber ich habe es gefühlt.

Undertale leistet eine Menge mit seinem einfachen Gerüst. Es ist ein klassisches Fantasy-Rollenspiel, dem es dabei dennoch irgendwie gelingt, sich über die moderne Gesellschaft und soziale Medien lustig zu machen. Es besteht aus simpler 16-bit-Grafik, aber es hat mehr Tiefe als mancher großer Blockbuster. Am meisten aber ist es eine einzigartige Geschichte, gespickt mit Humor, Hingabe und wundervoller Musik. Es ist das Spiel, das ich damals selbst machen wollte, nur viel, viel besser.

09 Gamereactor Deutschland
9 / 10
+
cleveres Design, einzigartige und lustige Geschichte, großartiger Soundtrack, hoher Wiederspielwert, gruselig und unheimlich - aber auf eine gute Art und Weise
-
einfache Puzzle, nicht alle Witze funktionieren
overall score
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