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Warcraft III: Reforged

Warcraft III: Reforged

Der Sturz Arthas' ist nichts im Vergleich zu dem, was Blizzard Entertainment hier abliefert...

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Warcraft III: ReforgedWarcraft III: Reforged
Das Spiel ist eine schwache Neuveröffentlichung von einem der wichtigsten und hochwertigsten Spiele seiner Generation.

Immer wieder tauchen Spiele auf, die ganz unerwartet eine Menge Gegenwind erhalten und ungewöhnlich stark in der Kritik stehen. Wir haben das schon mehrfach erlebt: Metal Gear Survive, Fallout 76, Anthem und nun Warcraft III: Reforged. Dieser Gegenwind entsteht vielleicht gerade weil es sich hierbei um einen zeitlosen Echtzeitstrategie-Klassiker mit dramatischen Helden und einer mehrschichtigen Kampagne handelt, die viele von uns in großartiger Erinnerung behalten haben. Es fällt daher schwer sich auf das eigentliche Spiel zu konzentrieren, wenn man die Umstände der Veröffentlichung betrachtet.

In den letzten Jahren hat Blizzard wiederholt unglückliche Kommentare abgegeben, die die Kritik der Fans entfachten. Es gab das Debakel rund um Diablo Immortal, was einen unfassbaren Shitstorm heraufbeschwor und nachhallenden Schaden am Unternehmen anrichtetet. Seitdem haben wir die kontroversen Ereignisse rund um einen Turniersieger mitverfolgt, der auf unmenschliche Aktionen der chinesischen Regierung hinwies und sich für die Rechte der Bürger Hongkongs einsetzte. Und nun stolpert der einst legendäre Entwickler und Publisher ausgerechnet über Warcraft III: Reforged, ein Projekt, das die aufgebrachten Fans eigentlich wieder besänftigten sollte.

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Wir stimmen nicht unbedingt mit all diesen Kontroversen überein, wir können sie ja nicht einmal wirklich erklären. In dieser Kritik sollte es gar nicht um internationale Handelskriege, Turnierregeln, dem Ausbau von Industrien und solchen komplexen Strukturen gehen, trotzdem wird sich jedes Gespräch über Warcraft III: Reforged genau darum drehen. Das eigentliche Spiel ist fast egal, vielmehr wird über seine Entwickler, das Verhältnis mit dem Publisher Activision und die hitzige Stimmung gesprochen, die den beiden Parteien aufgrund ihrer verbockten Arbeit momentan entgegenschlägt. Mehr als jedes andere Studio brauchte Blizzard eine Erfolgsstory, um die mittlerweile skeptische Fanbasis wieder zurückzugewinnen. Doch Warcraft III: Reforged ist eine Enttäuschung epischen Ausmaßes geworden.

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Warcraft III: ReforgedWarcraft III: Reforged
Die Kampagne hat Probleme, die Online-Erfahrung ist ruiniert worden und bei den Custom-Inhalten treten Spieler sämtliche Rechte an Activision ab.

Auf den ersten Blick wirkt es wie ein harmloses Remaster mit überarbeiteter Grafik und neuer Netzwerkinfrastruktur - nur bröckelt diese Fassade schnell. Das Spiel wird von etlichen technischen Problemen geplagt, das nostalgische Interface wirkt unnötig kahl, die grafischen Verbesserungen wurden halbherzig umgesetzt (und passen nicht zum Universum des Spiels) und die Online-Optionen wurden auf ein absolutes Minimum reduziert. Warcraft III interessiert die Leute aus unterschiedlichen Gründen, aber um das zu erklären müssen wir zwischen ihnen unterscheiden.

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Da sind zum einen die Fans des Universums, Liebhaber der Geschichte und seiner illustren Charaktere. Diese Gruppe wird enttäuscht werden, denn die neue Version ist kaum eine spannende Neuinterpretation, sondern die alte Kampagne mit leicht veränderten Auflösungsoptionen. Die visuellen Veränderungen und die Details im Spiel fluktuieren stark und lassen die unterschiedlichen Einheiten nicht mehr so harmonisch wirken, wie es noch im Original der Fall war. Einige Aspekte der Kampagne wurden verändert, aber das meiste ist so geblieben, wie es damals eben war. Die Kampagne selbst, die uns unter anderem Thralls Exodus in die östlichen Königreiche von Kalimdor, sowie Arthas' tragischen Sturz zeigt, sind eine tolle Grundlage. Leider haben beide Kampagnenabschnitte ab der dritten oder vierten Mission so ihre Probleme.

Die zweite Spielergruppe sind jene, die sich online miteinander messen wollen und bei denen strategische Planung und schnelle Reaktionen im Mittelpunkt stehen. Diese Spieler erwartet eine mittelmäßige Online-Spielerfahrung mit simplen Duellen ohne jegliche Filteroptionen oder Ranglisten. Es wurde nichts dafür getan, den Einstieg in die brutalen Online-Duelle zu erleichtern, weshalb eingerostete Veteranen gnadenlos auf absolute Anfänger stoßen - das wollen beide Seiten nicht. Age of Empire 2 hatte im Herbst ähnliche Probleme, bietet aber immerhin ein Trainingsmodul als Sprungbrett in die hektischen Online-Matches.

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Es ist ein schwacher Doppelgänger, dessen Neuerungen blass bleiben und dessen Schwächen unverzeihlich sind.

Die dritte Gruppe von Spielern sind jene, die immer noch die von den Spielern erstellten Inhalte lieben. Diese Gruppe erhält zwar neue Werkzeuge zur Erstellung von Custom-Mods an die Hand, allerdings wurde die Nutzungsvereinbarung verändert, was sich auf sämtliche finanziellen, rechtlichen, kreativen und sozialen Aspekte auswirkt. Wir freuen uns wieder in Wintermaul und den Tower-Wars Unfug zu treiben, aber wie viele neue, erinnerungswürdige Spielmodifikationen die Nutzer in Reforged erschaffen werden ist mehr als ungewiss. Vermutlich nicht allzu viele.

Zusammengefasst bedeutet das leider, dass alle Spielertypen von Warcraft III: Reforged enttäuscht sein dürften. Irreführende Ankündigungen, lahme grafische Verbesserungen, technische Mängel und die neue Klausel in der Nutzervereinbarung, die unsere Kreativität einschränkt - das sind einige harsche Kritikpunkte. Wir können das Spiel trotzdem loben, ehren und lieben, denn unter dem ganzen Mist verbirgt sich im Kern immer noch ein phänomenales Spiel. Auch wenn das Remaster in einem enttäuschenden Zustand veröffentlicht wurde, ist es gleichzeitig noch immer sehr reizvoll - nur eben sehr weit von dem entfernt, was Blizzard hätte abliefern können und nicht zuletzt auch versprochen hat.

Warcraft III: Reforged ist eine traurige Angelegenheit und wir werden schon davon entmutigt, nur darüber zu schreiben. Das Spiel ist eine schwache Neuveröffentlichung von einem der wichtigsten und hochwertigsten Spiele seiner Generation. Das Spiel hat Blizzard vor langer Zeit bekannt gemacht und das Remaster wird dem in keinster Weise gerecht. Es ist ein schwacher Doppelgänger, dessen Neuerungen blass bleiben und dessen Schwächen unverzeihlich sind. Wenn Warcraft III: Reforged wenigstens eine wahre Kopie des Originals wäre, dann bliebe es nur unambitioniert, würde aber wenigstens funktionieren. Das Spiel verpasst jedoch die Gelegenheit einen alten Klassiker neuen und alten Spielern schmackhaft zu machen und noch wichtiger - es lässt uns auch die merkwürdigen Aktionen des Publishers in den letzten Jahren nicht vergessen.

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Wahrscheinlich wird mit diesem Werk niemand so richtig zufrieden sein.
03 Gamereactor Deutschland
3 / 10
+
die Kernerfahrung ist noch immer vorhanden.
-
Spiel fühlt sich nicht wie Warcraft III an, raue und unambitionierte Präsentation, diese Projekt ist sich seines Erbes nicht bewusst.
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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