Deutsch
Gamereactor
Kritiken
Xcom: Enemy Unknown

Xcom: Enemy Unknown

Existiert fremdes Leben da draußen? Intelligentes Leben? Es ist eine Frage, mit der wir uns schon lange beschäftigen und doch keine wirkliche Antwort gefunden haben - außer natürlich in unserer Fantasie!

HQ

In UFO: Enemy Unkown aus dem Jahr 1994 hat Mythos Games zusammen mit Microprose ein Strategie-Spiel geschaffen, das Elemente von Simulationen, Shooter und Rollenspielen beinhaltet. Die Aliens kommen vom Mars - allen voran die Sektoide mit ihren telekinetischen Fähigkeiten. Es war ein Spiel, dass bis heute für viele nicht übertroffen werden konnte. Eines, von dem noch immer geschwärmt wird, obwohl es seit dem auch verschiedene Nachfolger vom gleichen Schlag gab.

Offiziell gab es jetzt schon über zehn Jahre keinen echten Nachfolger. Da brannte es wohl auch Rechte-Inhaber Take Two unter den Nägeln. Seit 2005 sitzen sie auf der Lizenz, aber passiert war nicht viel. Dann im Januar die Überraschung: Neben einem Shooter ist auch Xcom: Enemy Unknown in Entwicklung. Der Name erfolgte in Anlehnung an den Playstation-Titel, der den europäischen Titel UFO: Enemy Unknown mit dem amerikanischen Xcom: UFO Defense mischte. Ein modernes Spiel mit modernen Spielmechaniken.

Seit 2008 ist der Titel bereits in Entwicklung. Und anfangs herrschte eine Menge Skepsis. Aber die Entwickler von Civilization wusste, was die Anhänger erwarteten. Und Xcom: Enemy Unknown war ein richtig großes Projekt, an dem ein großes Team gearbeitet hat. Zunächst war es als reines Remake geplant und war als solches auch schon lauffähig. Doch der Prototyp wurde immer weiter überarbeitet und angepasst. Nun ist es endlich fertig.

HQ
Werbung:
Xcom: Enemy UnknownXcom: Enemy Unknown
Wie eine Armeisenfarm sieht unsere Basis aus - von hier aus steuern wir unsere Einsätze.

Wir befinden uns in einer Zeit, die leicht in der Zukunft angesiedelt ist, aber in der wir den plötzlich auftretenden Angriffen aus dem All dennoch hilflos ausgeliefert sind. Die Technologie der außerirdische Aggressoren ist unserer weit überlegen. Die Aliens arbeiten mit Gedankensteuerung, modernen Waffen und wir wissen nie genau, wo sie als nächstes zuschlagen. Selbst die global agierende und fortschrittlichste Organisation Xcom kann mit ihrem militärischem und technologischem Niveau nicht mithalten.

Doch ans Aufgeben denken wir deswegen nicht, sondern bündeln unsere Kräfte. Wir forschen, bilden Soldaten aus, bauen Waffen und vergrößern unsere Basis. Die Organisation besteht aus 16 Ländern. Dies sind gleichzeitig unsere Geberländer, die uns finanzieren - Wir sollten also dafür sorgen, dass diese uns wohlgesonnen sind. Erreichen können wir das aber nur, wenn wir für Sicherheit sorgen. Und das gelingt wiederum nur, wenn wir auch kämpfen.

Was zunächst auffällt, ist der hübsche Grafikstil. Die ansehnliche Optik betrifft dabei sowohl die Soldaten, die wir befehligen als auch die Schauplätze. Sie ist modern und besitzt einen leichten Comic-Look. Alles ist sauber animiert und unsere Einheiten sind auch von weiten bestens zu unterscheiden - vor allem, wenn wir sie individualisiert haben. Und auch die gegnerischen Einheiten bestechen durch ihre ganz besonderen Eigenheiten, ihre Fähigkeiten und ihr Aussehen.

Werbung:
Xcom: Enemy Unknown
Die Gefechte sind rundenbasierend und es gibt viele Punkte zum Schutz und verschiedene Ebenen.

Die Schauplätze sind ebenso markant und sehen trotz ihrer speziellen Machart, uns ausreichend Deckung zu bieten, zufällig und authentisch aus. Und unsere Basis wiederum erfüllt perfekt ihre Funktion, denn dieser steuern wir sauber durch eine Ansicht die sehr an eine Ameisen-Farm erinnert - wir sehen alles von der Seite und navigieren uns zum entsprechenden Raum mit der gewünschten Funktion.

So gibt beispielsweise ein Labor zum Forschen. Bergen wir nach einem Gefecht den Körper eines Aliens, können wir eine Autopsie durchführen und dadurch wissenswertes über die Spezies erfahren und eventuell neue Möglichkeiten für die Forschung entdecken. Noch besser ist es natürlich, einen Außerirdischen lebend einzufangen - das ist aber natürlich etwas kniffliger. Wir haben verschiedene Satelliten und Jets in der Luft, um die Lage besser zu kontrollieren und feindliche Raumschiffe vom Himmel zu holen.

Es gibt beispielsweise Baracken, in denen wir unsere Einheiten zusammenstellen und ausrüsten. Festgelegt ist das Geschlecht, die Nationalität und die Klasse - Sniper, Assault, Heavy, Support und Rookie. Aber wir haben Einfluss auf das Äußere, den Namen und wir passen sie an, wenn sie genug Erfahrungspunkte für einen Levelaufstieg erreicht haben. Dafür gibt es verschiedene Klassen-Spezialisierungen, die einen gewissen Grad an Individualität zu lassen.

Xcom: Enemy Unknown
In der Basis können wir auch mit Alien-Technologie forschen neue Waffen und Ausrüstungen entdecken.

Zu einem Team gehören anfangs vier, dann maximal sechs Soldaten und damit sollten wir sehr sorgsam umgehen. In Xcom: Enemy Unkown sterben die Charaktere nicht nur für die Dauer einer Mission, sondern für immer. Das kann sehr schmerzhaft sein - einerseits durch die vorgenommene Personalisierung und das damit entstandene Verhältnis zur Figur. Anderseits aber auch durch den Levelaufstieg des Charakters. Hat er erst einmal bestimmte Fähigkeiten erworben, ist er nicht aus einem Team wegzudenken. Seine Talente sind fester Teil unserer Taktik und fällt er aus, entsteht eine große Lücke.

Ein Teil dieser Spannung aber nimmt uns Firaxis auch gleich wieder, denn die Kämpfe können regelmäßig abgespeichert werden und im Ernstfall müssen wir nur etwas wiederholen. Grundsätzlich läuft alles in Zeiteinheiten ab. Sind wir in der Basis sind die meisten Dinge innerhalb von einer bestimmten Zahl von Tagen abgeschlossen. Über den Kontrollraum können wir die Zeit schneller vergehen lassen, bis wieder ein Ereignis auftritt.

Die Gefechte, das Herz des Spiels, wiederum finden in Runden statt. Jeder Soldat kann pro Zug ein oder zwei Aktionen durchführen. Der Bewegungsradius ist beschränkt. Wir können auch den doppelten Weg zurücklegen, dann allerdings müssen wir rennen und können keine weitere Aktion mehr ausführen. Das kann problematisch, wenn wir etwa feindlichen Einheiten entdecken und dann nicht mehr reagieren können. Manchmal ist es aber nötig, zu rennen, wenn größere Strecken zurückgelegt werden müssen, weil keine sicher Barrikade auf dem Weg liegt - die sollten wir immer aufsuchen.

Neben den unterschiedlichen Möglichkeiten einen Angriff durchzuführen, dürfen wir auch nicht vergessen, dass vielleicht die Waffen nachgeladen werden müssen. Zudem gibt es eine Funktion, zum Verteidigen und eine, mit der die Umgebung unter Beobachtung gestellt wird. Kommt eine feindliche Einheit in unser Blickfeld, ballert unsere Einheit ganz brav automatisch los. Manchmal ist es weise nicht vorzupreschen, sondern dem Gegner den ersten (falschen) Schritt zu überlassen. Shooter-Freunde kennen sicherlich den Begriff "Camper" - hier ist dieses Vorgehen aber durchaus erwünscht.

Xcom: Enemy Unknown
Unsere Soldaten werden immer individueller - stirbt einer, ist er aber für immer tot.

Wie wir uns aber am besten über einer Karte bewegen, lernen wir ziemlich schnell. Unsere Soldaten sollten sich natürlich immer im Verbund vorwärts bewegen und vorsichtig die Karte aufdecken. Niemals sollten wir uns und unsere Fähigkeiten unterschätzen, denn nur allzu schnell kann unerwartet eine Einheit auftauchen, welche eine Lage kippt. Waren wir erst noch in der Überzahl überlegen, kann ein starker Gegner vielleicht eine entscheidende Schwäche entdecken. Die Balance von Xcom: Enemy Unknown ist ziemlich fabelhaft keine Einheit ist perfekt. Die richtige Taktik ist alles.

Daher soll an dieser Stelle auch gar nicht zu viel verraten werden, was das Spiel alles für uns bereit hält. Es gibt es gewisses überraschendes Element. So wie wir plötzlich Menschen treffen, die wir vielleicht retten sollen, könnte ein neuer Gegner auftauchen, den wir erst studieren müssen. Und je nachdem welchen Schwierigkeitsgrad wir wählen, bleibt uns der Trick, immer zu speichern und bei Fehlern neuzuladen vielleicht verwehrt. Denn eigentlich kommt nur dann das volle Konzept hinter Xcom: Enemy Unknown zum Tragen - sauschwer und rücksichtslos.

Nur wer clever auf dem Schlachtfeld ist und in der Basis die richtigen Entscheidungen trifft, wird erfolgreich sein. Denn wer nicht clever forscht oder die Zustimmung eines Landes verliert, riskiert zurückzufallen. Ohne neue Waffen und ohne die Unterstützung der Geberländer, wird es nur noch schwerer gegen die unbekannte Bedrohung zu bestehen. Dies macht die Spannung aus - das bringt uns zum Zittern. Es ist das Rezept des Originals und auch heute ist es wieder gelungen damit zu fesseln und die Zeit vergessen zu lassen. Firaxis hat uns schon bei Civilization V so gut gelehrt, wie schnell aus "nur noch eine Runde" ein Spiel bis zum Morgengrauen werden kann. Xcom: Enemy Unknown funktioniert genauso.

Xcom: Enemy Unknown
Enthalten ist auch ein Multiplayer-Modus, in dem zwei Spieler gegeneinander antreten.

Erstmals mit dabei ist auch ein Mehrspieler-Modus. Dieser funktioniert allerdings etwas anders. Es treten nur zwei Spieler gegeneinander an. Beiden steht den gleichen Vorrat an Punkten zur Verfügung, mit dem sie sich beliebig Einheiten zusammenstellen können - menschlich wie auch außerirdisch. Es sind sogar gemischte Teams möglich. Die richtige Zahl an Einheiten, die letztendlich festlegt, wieviele Aktionen wir pro Runde ausführen können, ist wichtig. Genauso aber auch die Stärke von Einheiten und die Ausrüstung. Die richtige Balance aus allem, ist der richtige Schlüssel, der wiederum aber auch mit dem persönlichen Spielstil zusammenhängt.

Was Firaxis allerdings versucht hat, ist die Dauer einer Partie einzuschränken. Selbst auf einer großen Karte werden wir nicht ewig spielen. Durch die vielen Möglichkeiten aber könnte dieser Modus trotzdem viele Stunden Spielzeit verschlingen. Der Ansatz ihn auf diese Weise umzusetzen, ist zumindest sehr clever und macht ihn dazu noch durch herunterladbare Inhalte erweiterbar.

Xcom: Enemy Unknown ist ein kleines Meisterwerk. Es ist hübsch, bietet unglaublich viel Tiefe und ist tatsächlich ein sehr gutes Beispiel dafür, dass Serien nicht eine komplett neue Richtung einschlagen müssen. Wir werden sehen, was aus dem Shooter Xcom von 2K Marin wird, aber dieses Spiel reicht mir persönlich völlig aus. Hier passt alles zusammen. Mit Xcom: Enemy Unknown verschwende ich gern viele Stunden meines Lebens.

09 Gamereactor Deutschland
9 / 10
+
spannende Kampagne, großartige, rundenbasierte Gefechte, hübsche Präsentation, macht süchtig, Multiplayer
-
macht süchtig, mehr Optionen zur Anpassung der Soldaten wären wünschenswert
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

Ähnliche Texte

0
Xcom: Enemy UnknownScore

Xcom: Enemy Unknown

KRITIK. Von Martin Eiser

So gern verschwenden wir selten unsere Zeit mit einem Spiel wie mit dieser Strategie-Rollenspiel-Shooter-Simulation.



Lädt nächsten Inhalt